Gitarrenverstärker einstellen
Vom Solo bis hin zum crunchy Rhythmus-Sound
Von Philipp Mahler am 03. März 2021
Gitarrenverstärker einstellen: Die Basics
Wer moderne Musik spielt, wird im Proberaum oder auf der Bühne zumindest drei Sounds an der Gitarre benötigen: Clean, Crunch und High Gain bzw. Lead. Also unverzerrt, verzerrt für die Rhythmus-Parts und einen Lead Sound, der richtig stark für mehr Sustain verzerrt wird – beispielsweise um ein Solo zu spielen.
FAQ: Der Unterschied zwischen Gain & Volume »
Es gibt zahlreiche Methoden, um das für sich umzusetzen. Heute zeigen wir dir eine bequeme Lösung, die sich sehr einfach umsetzen lässt und kein weiteres Equipment als den Verstärker benötigt.
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Im Anschluss gibt es noch fortgeschrittene Tipps für alle Gitarristen, die mehr als nur drei Klänge haben möchten. Die grundsätzliche Umsetzung der Tipps aus dem folgenden Video und diesem Artikel funktionieren natürlich mit allen Amps.
Amp Einstellungen: Der richtige Kanal
Drei unterschiedliche Sounds werden am einfachsten mit einem Amp mit drei verschiedenen Kanälen umgesetzt. Kanal bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das (Master-)Volumen und Gain pro Kanal individuell eingestellt werden können.
Mit dem Gain stellst du ein, wie stark der Preamp des gewählten Kanals angefahren wird. Und zwar unabhängig vom eingestellten Masterpegel. Je weiter der Regler aufgedreht wird, desto dreckiger bzw. verzerrter wird das Ergebnis.
Die Sounds am Gitarrenverstärker einstellen
Den ersten Kanal nutzen wir, um einen sauberen Klang einzurichten. Das Gain richten wir uns so ein, dass der cleane Sound so sauber klingt, wie wir das uns vorstellen für unsere Musik. Wer möchte, kann auch etwas mehr Gain dazugeben, um den Sound dreckiger zu gestalten und dann für die ganz sauberen Passagen einfach den Volumenpoti an der Gitarre zurücknehmen. Da wir meist eine eigene Klangregelung haben, können wir uns den sauberen Klang optimal auf unsere Gitarre und den Geschmack anpassen.
achten wir auf eine gute Balance mit dem cleanen Sound
Als nächstes suchen wir uns einen geeigneten Crunch Sound, also einen angezerrten Klang. Diesen verwenden wir für die angezerrten Rhythmus-Parts in den Songs. Auch hier stellen wir zunächst den Zerrgrad mit dem Gain-Regler ein.
Über das Volumen wird die Lautstärke angepasst. Hier achten wir auf eine gute Balance mit dem cleanen Sound. Der verzerrte Kanal ist gleichmäßiger und muss daher etwas lauter eingestellt werden. Wir schalten einfach einige Male hin und her, um eine passende Balance zu finden.
Die Klangregelung für den Rhythmus-Kanal wird auch für den Lead-Kanal genutzt, deswegen lassen wir die einfach erst einmal in der Mitte stehen. Mit dem dritten Kanal stellen wir unseren Solo-Klang ein. Hier geben wir noch richtig viel Gain dazu, damit der Sound besser steht und so richtig anfängt zu singen.
Damit wir uns beim Solo noch besser durchsetzen können, stellen wir das Volumen passend dazu ein – etwas lauter als beim Rhythmus-Kanal. Letztlich haben wir jetzt eine dreistufige Lautstärkenanhebung von Kanal zu Kanal.
Gitarrenverstärker: Einstellungen & Bonus-Tipp
Du hast nur zwei Kanäle an deinem Gitarren–Amp, willst aber einen dritten einstellen? Wie das geht erfährst Du im Bonus-Tipp. Außerdem findest Du alle wichtigen Amp Einstellungen auch im Video.
Schneller zwischen den Kanälen wechseln
Das Umschalten der Kanäle können wir auf der Bühne oder im Proberaum natürlich nicht manuell angehen. Dazu nutzen wir einen Fußschalter, der hinten an den Footswitch-Eingang angeschlossen wird. Diesen Eingang haben inzwischen eigentlich alle Amps. Wir haben einen Footswitch mit zwei Schaltern – es gibt natürlich auch Pedale mit mehr als zwei.
Amp einstellen mit MIDI-Schnittstelle
Spannend für alle, die ein MIDI-fähiges Multieffektgerät haben ist die entsprechende Kompatibilität, also die MIDI-Schnittstelle. Nutzt man hier die Thru-Funktionalität an einem solchen, kannst Du nicht nur den Kanal am Amp umschalten, sondern auch noch die Effekte am Multieffekt simultan einstellen.
Dazu passend: Tutorial zum Gitarren-Recording am Computer »
Über das MIDI-Pedal kannst Du beim Gitarrenverstärker auch den Hall bzw. den FX-Loop ein- oder ausschalten. Oder PowerSoak, also die Leistung des Amps steuern. Dadurch stehen dir noch viel mehr Klänge auf einen Druck zur Verfügung.
Der FX-Loop wird übrigens nach dem Preamp eingeschleift. Das bedeutet, dass alle Effekte zwischen Vor- und Endstufe liegen.
Gitarren-Amp mit Effekten einstellen
Effekte nutzen und von MIDI profitieren
Hierzu wird die Gitarre in das Effektgerät gesteckt, dessen Ausgang in den Eingang des Verstärkers. Somit lassen sich beispielsweise Chorus und Phaser vor den Preamp routen. Einschleifeffekte wie Hall und Delay werden üblicherweise hinter der Vorstufe genutzt und werden jetzt über den Send/Return des Effektgeräts bzw. Amps angeschlossen.
Das alles kann mit einem MIDI-Pedal auf einen einzigen Druck mit dem Fuß gesteuert werden und Du kommst von einem Gitarrensound mit Delayline à la The Edge sehr schnell zum harten Metal-Brett.
Schlusswort zur richtigen Amp Einstellung
Fassen wir zusammen: Für ein gutes Setup empfiehlt sich ein Gitarrenverstärker mit getrennten Kanälen. Du kannst so einen cleanen Sound für die leisen Stellen im Song, einen Crunch-Sound für die Rhythmusparts und einen Lead-Sound für die Soli nutzen. Eine perfekte Basis also um deinen Gitarrenverstärker einzustellen.
Wer noch mehr Klangvariationen wünscht, kann beispielsweise mit einem MIDI-fähigen Effektgerät beliebige Klangkombinationen auf einen Druck abrufen. Wichtig ist, die Klänge in der Lautstärke im Vorfeld abzustimmen, damit es zu keinen größeren Schwankungen auf der Bühne kommt.