Gitarrensaiten wechseln
So solltest du vorgehen!
Von Philipp Mahler am 14. April 2022
Inhalt: Gitarrensaiten wechseln
Anleitung zum Gitarrensaiten wechseln
Die Saiten gehören zweifellos zu den am meist strapazierten Teilen eines Saiteninstrumentes. Tagein tagaus werden sie gezogen und geschlagen, müssen Temperaturunterschiede verkraften und dabei trotzdem stets die Stimmung halten. Lange genug tun sie das auch klaglos, doch irgendwann ist der Punkt gekommen, an dem das Gitarrensaiten wechseln wieder ansteht.
Warum neue Gitarrensaiten aufziehen?
Alte Saiten klingen matt und stumpf
Verschlissene Saiten zeichnen sich nicht nur dadurch aus, dass sie die Stimmung nicht mehr korrekt halten. Auch das Obertonspektrum nimmt mit zunehmendem Alter drastisch ab und lässt das Instrument matt und stumpf klingen.
Ebenso können sie auch Grund für eine vermeintliche Oktavunreinheit sein, denn gestauchte oder überdehnte Saiten sorgen für eine geänderte Mensur und somit für diese ungeliebten Verstimmungen.
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Workshop Oktavreinheit
Interessierte Leser können sich in unserem nächsten Workshop etwas tiefer mit der Materie Oktavreinheit beschäftigen und wie man diese in den Griff bekommt.
Zum Workshop: Oktavreinheit einstellen »
Was brauche ich für den Saitenwechsel meiner Gitarre?
Hier eine kleine Liste, mit Dingen, die Du beim Saitenwechseln benötigst:
- Neue Gitarrensaiten
- Eine Saitenkurbel
- Einen Saitenschneider
- Eine weiche Unterlage für deine Gitarre
Vorbereitungen zum Gitarrensaiten wechseln
Zunächst einmal benötigen wir natürlich einen Satz frischer Saiten der bevorzugten Marke und Stärke.
Sehr von Vorteil erweist sich in der Praxis auch eine Saitenkurbel. Diese gibt es schon für ein paar wenige Euro im Fachhandel.
Mit diesem Tool lässt sich die Mechanik der Saite nicht nur um ein Vielfaches schneller drehen als mit der bloßen Hand, auch schont es die Sehnen und Muskeln. Und nicht zuletzt daher auch die Nerven.
Pflege der Gitarre
Und wenn man die Saiten schon mal unten hat, könnte man auch dem Griffbrett in Form von Griffbrettöl etwas Gutes tun. Nicht nur, dass das Holz des Griffbretts durch eine solche Behandlung wieder seinen satten, ursprünglichen Farbton erhält. Auch schützt ein solches Öl wirkungsvoll gegen Umwelteinflüsse, die dem Griffbrett mindestens genauso zusetzen wie den Saiten.
Darüber hinaus lassen sich nach abgenommen Saiten auch die Stellen reinigen, die sonst nur schwer zu erreichen sind, wie zum Beispiel der Bereich zwischen Steg/ Vibrato und dem Steg-Pickup, der Bereich um die Saitenhalter oder die Kopfplatte. Hierzu am besten ein weiches Tuch und Glasreiniger verwenden, so lassen sich Schmutz und Fett effektiv und lackschonend entfernen.
Und zu guter Letzt tut ein Saitenschneider noch gute Dienste – es sei denn, man möchte sich Ärger mit den Bandkollegen einhandeln, wenn die überstehenden Saiten es bösartig auf deren Augen abgesehen haben.
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Gitarrensaiten wechseln – Reihenfolge
Mit welcher Reihenfolge man beim Aufziehen beginnt, ist prinzipiell zweitrangig. Die bewährte und übersichtlichste Methode ist aber nach wie vor von tief nach hoch, also von der tiefen E-Saite in Richtung Hohe.
Die Reihenfolge ist zweitrangig
Nachdem das Instrument auf dem Tisch oder Schoß abgelegt wurde, beginnt man zunächst damit, die Saite am Steg/ Vibrato einzusetzen und dann durch das Loch der Mechanik an der Kopfplatte zu fädeln.
Was man nun sieht, ist ein deutlicher Überschuss, d.h., die Saite ragt in aller Regel ca. zehn bis fünfzehn Zentimeter über die Mechanik heraus. Und das ist auch gut so und in keinem Falle Ausschuss, sondern das Saitenmaterial, welches sich im besten Fall um die Achse der Mechanik wickelt.
Nachdem die Saite nun in ihren Halterungen an Steg und Mechanik sitzt, beginnt man mit dem Drehen der Mechanik gegen den Uhrzeigersinn, also nach links. Nach ca. einer halben Umdrehung bekommt die Saite auf der Mechanik dann den ersten „Knick“, ein ganz entscheidender Punkt an dieser Stelle. Denn dieser „Knick“ lässt die Saite auf der Mechanik schon leichte Zugkräfte aushalten, und das nutzen wir zu unserem Vorteil.
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1. Richtig aufspannen/einspannen
Mit dem Zeigefinger der rechten Hand wird nun eine leichte Spannung zwischen Sattel und Mechanik erzeugt, was dem Entstehen von „Schlupf“ innerhalb der Wicklungen auf der Mechanikwelle auf ein Minimum reduziert. Würde man das nicht tun und der Saite beim Aufwickeln freien Lauf lassen, entsteht ein eher wildes, locker gedrehtes Draht-Knäuel auf der Welle.
Und das sieht nicht nur unschön aus, sondern birgt auch jede Menge „Luft“ innerhalb der Wicklungen. Die Folge wäre ein permanent notwendiges Nachstimmen, bis sich die Wicklungen in ihre endgültigen Positionen auf der Welle gefunden haben. Doch ehe es so weit ist, steht garantiert schon der nächste Saitenwechsel an. Denn so etwas kann sich durchaus länger hinziehen.
2. Gitarrensaiten spannen
Jetzt schlägt die Stunde der Saitenkurbel, denn mit ihr lassen sich die notwendigen Wicklungen schnell und einfach aufbringen. Grundsätzlich gilt: je höher die aufzuziehende Saite, desto mehr Wicklungen auf der Welle der Mechanik werden benötigt.
Bei den tiefen Saiten genügen schon in der Regel drei bis vier Wicklungen, da sich die Saiten durch ihre Umspannungen auf der Welle recht gut ineinander verzahnen.
Je dünner die Saite, desto mehr Wicklungen
Problematischer wird es aber bei den hohen Saiten, denn die sind ja bekanntlich aalglatt und können daher bis zu zehn Wicklungen locker verkraften.
Nur so ist gewährleistet, dass die dünnen Saiten auch auf Bendings oder gar den Einsatz des Vibratos nicht gleich losjammern.
Beim Drehen der Mechanik nun als nächstes darauf achten, dass das übrig gebliebene Ende der Saite, also der Teil, der noch aus der Welle rausragt, über die aufgespannte Saite läuft. Am besten knickt man das Seitenende einfach etwas nach oben ab, dann nimmt die Sache sauber ihren Lauf. Und dann heißt es Drehen, drehen, drehen, bis die Saite annähernd ihre Normalspannung erreicht hat.
3. Gitarrensaiten stimmfest machen
Sind die Saiten nun alle artgerecht eingepflanzt, geht es daran, dem Instrument wieder die korrekte Stimmung zu verpassen. Um den letzten „Schlupf“ auszutreiben, und damit die Saite in ihre finale Position zu bringen, gibt es eine recht wirkungsvolle Methode.
Kräftiges Ziehen verhindert das nachträgliche Verstimmen
Nach dem erstmaligen Durchstimmen wird jede Saite in Höhe des zwölften Bundes mit zwei Fingern gepackt und gedehnt – wobei hier nicht „reißen“ gemeint ist, sondern eher ein kräftiges Ziehen. Damit kann die Saite nun ihren finalen Platz zwischen Mechanik und Steg einnehmen.
Diese Prozedur sollte man vier bis fünf Mal wiederholen. Am besten so lange, bis das Stimmgerät nach dem Ziehen der Saite keinerlei Veränderung in der Stimmung mehr anzeigt.
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Abschließend wäre noch ein Blick auf die Oktavreinheit des Instrumentes zu empfehlen, denn alles Stimmen nützt ja nichts, wenn die Oktavreinheit aus dem Lot geraten ist.
Checkliste: Gitarrensaiten wechseln
- Benötigtes Zubehör und neue Saiten bereit legen
- Saiten Abziehen
- Optional: Gelegenheit nutzen, um Gitarre zu pflegen
- Gitarrensaiten von tief nach hoch neu aufziehen
- Instrument auf Tisch oder Schoß legen
- Saite am Steg/ Vibrato einzusetzen
- Gitarrensaite durch das Loch der Mechanik an der Kopfplatte fädeln
- Drehen der Mechanik gegen den Uhrzeigersinn um ca. eine halbe Umdrehung
- Leichte Spannung auf die Saite mit der Hand geben
- Saiten mit der Saitenkurbel aufwickeln
- Gitarrensaiten stimmen
- Jede Saite in Höhe des zwölften Bundes mehrmals dehnen
FAQ: Gitarrensaiten wechseln
Wie oft muss man Gitarrensaiten wechseln?
Es gibt viele Faktoren, die die Haltbarkeit von Gitarrensaiten beeinflussen. Dazu zählen neben der Belastung beim Spielen an sich, äußere Einflüsse wie Dreck, Luftfeuchtigkeit oder auch der Schweiß an deiner Hand.
Alle diese Einflüsse verringern die Haltbarkeit deiner Gitarrensaiten. Je nach Belastung können die Saiten bis zu mehrere Monate halten. Wenn Du sie sehr stark beanspruchst, können sie aber auch schon nach wenigen Tagen durch sein. Dann verlieren sie ihre Stimmstabilität und der Klang wird langsam matt.
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Auf der anderen Seite kommt es natürlich auch darauf an, welche Qualität die Saiten haben. Günstigere Saiten können schneller ihr Lebensende erreichen als teurere Saiten. Spätestens nach drei Monaten solltest Du die Saiten überprüfen und im Normalfall auch bei seltener Benutzung neue Gitarrensaiten aufziehen.
Wie viel kostet Saiten aufziehen?
Wenn Du dir die Saiten professionell aufziehen lassen willst, kostet das grob geschätzt zwischen 10 und 15 Euro. Da musst Du aber noch den Preis für die Saiten selber dazurechnen.
Was tun wenn Gitarrensaite gerissen ist?
Wenn eine Saite gerissen ist, ist das ein Anzeichen dafür, dass die Saite ihre Lebenszeit überschritten hat. In diesem Fall solltest Du auch die anderen Saiten überprüfen. Wenn Du alle Saiten gleichzeitig als Satz aufgezogen hast, ist es wahrscheinlich, dass die anderen Saiten auch am Ende ihrer Haltbarkeit angekommen sind. Es empfiehlt sich alle Gitarrensaiten zu wechseln.
In Ausnahmefällen kann es auch passieren, dass eine Saite vor ihrem eigentlichen Lebensende reißt. Ist dies der Fall, reicht es nur die eine Saite zu wechseln. In den meisten Fällen empfiehlt es sich aber direkt alle Saiten auf einmal auszutauschen.
Viel Erfolg beim Gitarrensaiten wechseln
Jetzt sollte es dir einfacher fallen, eine Gitarrensaite zu wechseln. Du weißt nun, wie Gitarrensaiten aufziehen funktioniert und was Du dabei beachten musst. Hast Du noch weitere Tipps beim Gitarrensaiten wechseln? Haben dir unsere Tricks geholfen? Schreib uns in die Kommentare!