Gitarreneffekte erklärt
Von Philipp Mahler am 10. Juli 2020
Gitarreneffekte erklärt – Inhalt
- Was sind Gitarreneffekte?
- Die wichtigsten Gitarreneffekte
- Verzerrung (engl. »distortion«)
- Delay / Echo
- Reverb (Gitarreneffekte)
- Wah-Wah (Gitarreneffekte)
- Chorus
- Phraser
- Flanger
- Kompressor & Limiter als Gitarreneffekt
- Schlussgedanken
Was sind Gitarreneffekte?
Einfache Erklärung: Gitarreneffekte dienen der Modulation des Gitarrensounds auf der Bühne und im Studio. Gitarreneffekte kann man bei der Bearbeitung einer Aufnahme in einer DAW nutzen, beim Recording und natürlich auch beim direkten Spielen. Hierfür gibt es unterschiedliche Gerätschaften, die für die Modulation sorgen.
Gitarreneffekte am Boden
Für Gitarreneffekte gibt es zum einen die Pedals (englisch ausgesprochen: »Päddls«), auch Bodeneffektgeräte oder liebevoll »Tretminen« genannt. Es handelt sich um kleine Kisten, die im Gegensatz zu sonstigen Effektgeräten für den harten Einsatz auf der Bühne konzipiert sind, genauer: für die Bedienung per Fuß, zumindest wenn es um das Ein- und Ausschalten des Effektes geht.
Zuvor werden die Einstellungen per Hand mithilfe der sonstigen Regler am Gerät getätigt. Manche Pedale wie ein Wah-Wah setzen dann den durch die Fußbewegungen verstellten Winkel der Pedalfläche in Effektparameter um.
PASSEND DAZU
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- Wieviel Verzerrung verträgt eine Gitarre?
Gitarreneffekte im Rack
Alternativ dazu werden Gitarreneffekte auch mit Geräten erzeugt, die in ein sogenanntes »Rack« (»Räck« ausgesprochen, englisch für Einschubgehäuse) geschraubt werden. Bei Racks hat sich das Format mit der horizontalen Breite von 19 Zoll durchgesetzt. Diese Racks können komplett mit den darin eingebauten Gerätschaften (bei manchen Bands können das regelrechte Wände sein) transportiert werden, wofür robuste Kisten und Koffer zur Verfügung stehen.
In Sachen Gitarreneffekte ist vor allem die Kategorie der Multieffekte im Rack-Format zu haben. Gitarre einstöpseln, Rack-Effektgerät anschalten und schon stehen dir mitunter die abenteuerlichsten Kombinationen aus verschiedensten Effekten zur Verfügung.
Die wichtigsten Gitarreneffekte
Hier folgen die Bezeichnungen und Soundbeispiele, der Gitarreneffekte, die jeder Gitarrist kennen sollte. Der ein oder andere kommt dir sicher schon bekannt vor.
Verzerrung (engl. »distortion«)
Die Verzerrung ist unter Gitarristen seit jeher der beliebteste Effekt. Je nach Stärke und Art der Verzerrung kannst Du ein Signal etwas satter und wärmer machen oder im Extremfall so richtig aggressiv zubeißen lassen.
Ohne Gitarreneffekt Clean
Gitarreneffekt Crunch
Gitarreneffekt Distortion
Gitarreneffekt High Gain
Was bedeuten Clean, Crunch und High Gain?
Ein sauberer Klang ohne Verzerrung wird als »Clean« bezeichnet, der mäßig verzerrte Bereich ist der »Crunch«, während stark verzerrte Sounds unter »High Gain« firmieren. In dieser
Distortion erzeugt die gleiche Verzerrung bei unterschiedlichen Eingangslautstärken
Reihenfolge werden die verschiedenen Klänge für Balladen und sanfte, langsame Songs über Blues, weiter über Rock und Hard Rock bis hin zu Heavy Metal genutzt.
Verzerrung wird im Wesentlichen mit Clipping gleichgesetzt. Will heißen mit dem scharfen »Abschneiden« der Schallwellen über einem bestimmten Schwellenwert ihrer Ausdehnung, wie das Oszilloskop im nebenstehenden Bild verdeutlicht.
An einigen Effektgeräten kann die durch die Verzerrung per »Drive« oder »Gain« erhöhte Lautheit mit dem Regler für die Ausgangslautstärke (meist mit »Master« oder »Output« beschriftet) wieder etwas reduziert werden. Bei Verstärkern unterscheidet man noch zwischen der Verzerrung durch die Vorstufe und die durch die Endstufe.
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Neben »Distortion« finden sich auch immer wieder die Bezeichnungen »Overdrive« und »Fuzz«. Dabei taucht »Distortion« – eigentlich als Oberbegriff zu verstehen – im Kontext des folgenden Trios als ganz konkreter Effekttypus auf.
Gitarreneffekt Overdrive
Overdrive erzeugt in niedrigen Effektstärken »warme« Obertöne und wird kontinuierlich harscher bei einer Erhöhung der zugeführten Lautstärke. Distortion erzeugt mehr oder minder die gleiche Verzerrung bei unterschiedlichen Eingangslautstärken, die Klangänderungen sind dabei im Allgemeinen deutlicher und eigenständiger als bei Overdrive.
Gitarreneffekt Fuzz
Fuzz verstärkt das Signal derart intensiv, dass durch das Clipping daraus fast schon eine reine Rechteckswelle wird, zudem werden komplexe Obertöne hinzugefügt.
Weiter geht es im Reigen der Gitarreneffekte mit Delay bzw. Echo, Reverb (Hall) und Wah-Wah. Die beiden erstgenannten Effekttypen gehören zu den Raumeffekten, da sie einen gewissen Eindruck von Räumlichkeit und Weite in deinen Sound bringen. Das Wah-Wah beruht dagegen auf einer modulierten Filterung des Signals und kann sehr funky klingen. Hier sind alle Details:
Delay / Echo
Mit einem Delay erzeugst Du Echoeffekte. Dabei können sehr unterschiedliche Sounds erzeugt werden – vom Klangeindruck eines kleinen Raums bis hin zu endlos erscheinenden Sequenzen, bei denen die Echos eine Eigendynamik entwickeln.
Klangbeispiel Gitarreneffekt Delay
Der bestimmende Parameter ist die Verzögerung zwischen den einzelnen Echos. Musikalisch relevant ist in der Regel alles von ein paar Millisekunden bis hin zu ein, zwei Sekunden – bei noch längeren Pausen zwischen den Wiederholungen drängt sich naturgemäß nicht mehr der Eindruck eines Echoeffekts auf.
Das Feedback ist ein weiterer wichtiger Parameter. Mit einem solchen Klangregler bestimmst Du, wie lange es dauert, bis die Echos gänzlich verhallt sind. Bei hohen Feedback-Werten kann je nach Ursprungssignal sogar die umgekehrte Wirkung eintreten – die Echos schaukeln sich immer weiter auf, werden lauter und lauter, bis es zu einem eindringlichen, meist unangenehm fiependen Ton kommt. Dieser kann jedoch in der musikalischen Dramaturgie als Kulminationspunkt eines Songabschnitts sehr aufsehenerregend eingesetzt werden.
Delay & Reverb eröffnen Klangräume
Zum Bestimmen des Tempos gibt es bei Pedals meist die sogenannte Tap-Tempo-Funktion. Dabei kannst Du mit dem zweimaligen Antippen eines Knopfes auf dem Gerät die Geschwindigkeit einstellen – je größer der zeitliche Abstand zwischen den zwei Tritten, desto länger die Verzögerungszeit zwischen den Echos.
Oft gibt es auch manuelle Tempokontrollen und/oder Optionen zum Synchronisieren mit anderen Geräten (über USB auch bei mehr und mehr Pedals mit dem Tempo deiner DAW). Als Ergänzung zur Grundtempokontrolle finden sich an vereinzelten Geräten Bedienelemente zum Bestimmen der Tempofraktionierungen (Viertel, Achtel, Sechzehntel, eventuell auch Triolen oder punktierte Werte).
Ein Gitarrist, der für seine umfangreiche Arbeit mit Echo- und Delay-Effekten bekannt wurde, ist The Edge von U2. In Rockabilly werden gerne kurze Echozeiten für den typischen Slap-Back-Effekt genutzt.
Video: Delay Sounds für die Gitarre einstellen
Wie Du den eben angesprochenen Sound von The Edge und vier weiteren Ausnahme-Gitarristen einstellen kannst, erfährst Du hier im Video.
Tipp: Gitarreneffekte: Die richtige Reihenfolge
Reverb (Gitarreneffekte)
Reverbs sind Raumklangeffekte. Von einem subtilen, sehr kurz nachhallenden Sound, wie er oft für Drums eingesetzt wird, bis hin zu ätherischen Klangwelten durch endlose Hallfahnen kann alles erzeugt werden. Ein Reverb eignet sich sehr gut, um eine zu »trockene«, isoliert klingende Gitarre etwas lebendiger oder im Extremfall (etwa bei Post Rock) regelrecht episch erscheinen zu lassen.
Klangbeispiel Gitarreneffekt Federhall
Praktisch immer zu finden an Bodentretern ist ein Regler, der mit »Decay« beschriftet ist. Ähnlich wie beim Feedback-Regler eines Delays bestimmst Du damit, wie lange der Halleffekt ausklingen soll. Folgerichtig erweitert sich der Eindruck der Raumgröße, je weiter Du diesen Regler aufdrehst.
Manche Reverbs besitzen noch einen Schalter, um zwischen verschiedenen Pre-Delay-Zeiten umzuschalten; das Pre-Delay bezeichnet die Verzögerung, die noch vor der allerersten Reflexion des Klangs von den virtuellen Wänden zu verzeichnen ist. Auch dadurch können teilweise erheblich andere Raumeindrücke erschaffen werden.
Hall sorgt oft für mehr Leben und Atmosphäre
Gerade beim Spielen von Soli drehen viele Gitarristen gerne auch einen langen Hall-Effekt auf. Hier musst Du allerdings vorsichtig sein, denn zu viel Hall sorgt auch dafür, dass ein Klang sich in den Hintergrund bewegt und sich weniger vom Rest abhebt.
An vielen alten und neuen Gitarrenverstärkern findet sich ein Federhall, wie er sehr prominent auch in Surfmusik verwendet wird:
Die besten FX-Pedals 2024
Du bist gerade auf der Suche nach einem neuen Gitarreneffekt? Die Erklärung gab’s bereits hier im Artikel! Welche Effektpedals in diesem Jahr neu vorgestellt wurden und welche echte Klassiker sind, die auf jedes Pedalboard gehören, kannst Du in unserem Best-Of nachlesen.
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Wah-Wah (Gitarreneffekte)
Der lautmalerisch benannte Wah-Wah-Effekt klingt, als würde die Gitarre wie mit einer Stimme ein keckes »Wuauauau« singen. Eines der bekanntesten Beispiele für den Einsatz eines speziellen Wah-Wah-Pedals ist sicherlich Jimi Hendrix‘ »Voodoo Child«. Eingesetzt wurde diese Art von Effekt aber schon seit den 1920er Jahren, als Jazz-Trompeter und -Posaunisten begannen, den Klang ihrer Instrumente mit einem sogenannten Plunger-Dämpfer zu modulieren.
Der Effekt entsteht durch eine Filterung des Klangs, genauer gesagt durch ein resonantes Bandpassfilter. Die Bewegung in diesem Sound kommt durch die Verschiebung der Resonanzfrequenz zustande; bei einem klassischen Wah-Wah-Effektgerät werden die verschiedenen Frequenzlagen durch die Stellung des Fußpedals bestimmt. In der Regel gibt es keine weiteren Parameter bei Effektgeräten dieser Art.
Klangbeispiel Gitarreneffekt Wah-Wah
Chorus
Die Effekte Flanger, Phaser und Chorus sind eng verwandt, daher findest Du deren Funktionsweisen hier in einem Kapitel beschrieben. Die Beschreibungen von Phaser und Flanger bauen auf jener für den Chorus auf, neben den Klangbeispielen findest Du der Einfachheit halber also nur die Abweichungen zur Funktionsweise des Chorus.
Klangbeispiel Gitarreneffekt Chorus
Je nach Anwendung kann der Chorus einen Gitarrenklang »wabern«, »schweben« oder »flimmern« lassen. Das kann besonders bei Balladen oder generell bei besinnlicheren Passagen sehr eindrucksvoll sein.
Chorus-Effekte erschaffen meist bis zu vier Stimmen aus dem Ursprungssignal, manchmal lässt sich die Anzahl der Stimmen auch variieren; je mehr Stimmen zur Verfügung stehen, desto »fetter« lässt sich der Klang gestalten. Dabei werden zum ursprünglichen Klang mehrere Kopien dieses Klangs – die eben erwähnten Chorus-Stimmen – hinzugemischt, welche zeitlich und in der Tonhöhe leicht voneinander abweichen.
Der Chorus sorgt für einen satteren, breiteren Sound
Den Grundwert dieser Abweichungen zwischen den einzelnen Stimmen kannst Du bei fast allen Chorus-Effektgeräten in einem begrenzten Rahmen selbst bestimmen. Jetzt kommt der Knackpunkt, der letztendlich das charakteristisch »Schwebende« dieses Effekttyps erzeugt: Die erwähnten Abweichungen werden moduliert, also stetig in einer Schwingbewegung verändert. Verantwortlich dafür ist ein LFO (»low frequency oscillator«), der die Modulation über eine Sinus-, manchmal auch über eine Dreieckswelle vollführt.
Bei den meisten Chorus-Effektgeräten gibt es einen Regler für die Schwinggeschwindigkeit (mit »Speed« oder »Rate« gekennzeichnet) des LFOs, ebenso häufig zu finden ist der Regler für die Intensität der Schwingung (»Depth« oder »Width«). Ausgefeilte Exemplare lassen dir die Wahl zwischen mehreren Wellenformen für den LFO. Manchmal kannst Du dabei auch die Spreizung der Stimmen auch im Panning (Position im Stereopanorama) beeinflussen. Derartige Regler sind meist mit »Spread« beschriftet.
Phaser
Der Phaser ist bei den meisten Effektgeräten auf zwei Stimmen beschränkt – das Ursprungssignal und eine Kopie dieses Signals. Zudem stellt sich erst durch die im Vergleich zum Chorus deutlich geringere Verzögerung (meist etwa von 1-10 Millisekunden) der charakteristische Sound ein. Durch die Überlagerung der beiden Stimmen (siehe auch unser Artikel zur Phasenverschiebung) entstehen Kammfiltereffekte. Das sind Abschwächungen und Auslöschungen, die durch die Modulation per LFO immer in Bewegung sind.
Klangbeispiel Gitarreneffekt Phaser
Beispielsweise haben Van Halen und Queen den Phaser häufig verwendet. Auf dem Piano von Billy Joels »Just the Way You Are« hörst Du besonders gut, was ein Phaser bewirken kann.
Flanger
Flanger und Phaser sind sehr eng verwandt, doch ist der Flanger ein deutlich dramatischerer Effekt, übertrieben ausgedrückt klingt er wie ein Düsenjet, der über deinem Kopf hinwegrauscht. Der Flanger wird gerne dazu verwendet, den Sound der Gitarre härter zu machen.
Klangbeispiel Gitarreneffekt Flanger
Bei Eddie Van Halens »Unchained« ist der Flanger sehr deutlich zu hören.
Passend dazu: Pedalboard selber bauen: DIY »
Kompressor & Limiter als Gitarreneffekt
Nachdem wir die stark klangverändernden wie Delay, Reverb, Chorus und Co. betrachtet haben, geht es nun um die mehr wie Werkzeuge genutzten Effekte eines Kompressors oder eines Limiters. Was bewirken diese und wie funktionieren sie? Das erfährst Du in diesem Artikel.
Ein Kompressor wird genutzt, um das Sustain einer Gitarre oder eines Basses zu verstärken. Damit ist der langanhaltende Ton gemeint, der auf den Impuls des Saitenanschlags folgt. So setzt sich der Gitarrensound innerhalb der Band oder in einem Mix besser durch.
Wie funktioniert ein Kompressor?
Die Lautstärke des Saitenanschlags wird reduziert und im Anschluss das Gesamtsignal lauter gemacht – der resultierende Klang ist genauso laut im Anschlag, weist aber ein lauteres Sustain auf. Die Dynamik des Signals, der Kontrast zwischen laut und leise wird also verringert.
Threshold
Mit dem Threshold-Regler (Schwellenwert) bestimmst Du, ab welchem Lautstärkepegel die Kompression wirken soll – Sobald die Lautstärke der Gitarre den eingestellten Schwellenwert in dB (Dezibel) übersteigt, wird komprimiert.
Ratio
Mit der Ratio legst Du fest, wie stark ein über den oben beschriebenen Schwellenwert hinausschießender Peak (Pegelspitze) abgeschwächt werden soll. Bei einem Wert von von 2:1 ragt ein Peak nach der Kompression nur noch halb so weit über das Threshold-Niveau hinaus.
Zusammen mit einem weit unter 0 dB liegenden Schwellenwert führt eine hohe Ratio-Einstellung zu einer sehr intensiven Kompression. Dabei wird der Sound regelrecht planiert, Dynamikunterschiede weitgehend eingeebnet.
Attack
Mit diesem Parameter legst Du fest, in welcher Zeitspanne der Kompressor die volle Stärke der eingestellten Ratio erreichen soll, sobald der Threshold überschritten wird.
Das Attack beeinflusst den Klang des Anschlags
Bei hohen Werten bleibt mehr vom Impuls eines Saitenanschlags erhalten, was etwa einem gezupften Bass sehr deutlich wird. So kannst Du einen einigermaßen natürlichen Sound wahren und das Sustain dennoch anheben.
Release
Wenn der Threshold des Gitarrensignals wieder unterschritten wird, setzt die Release-Phase ein. Der Release-Wert bestimmt, wie lange es dauert, bis die Kompressionsrate allmählich wieder abgeschwächt wird und schließlich zu 1:1 (keinerlei Kompression) zurückkehrt.
Gain
Mit diesem Regler kannst Du den Pegel des Gesamtsignals anheben, um die kompressionsbedingten Lautstärkenverluste auszugleichen; alternative Beschriftungen für dieses Bedienelement sind »Output«, »Level«, »Makeup« oder »Makeup Gain«.
Wie eingangs angesprochen ist dies der entscheidende letzte Schritt bei der Komprimierung, mit dem Du das Sustain verstärken und den Sound durchsetzungsfähiger machen kannst. Die Kompression allein ist dafür noch nicht ausreichend.
Peak & RMS
Fortgeschrittene Kompressoren lassen dir die Wahl zwischen zwei Modi: Peak und RMS. Im Peak-Modus reagiert der Kompressor auf abrupt aufflackernde und sehr schnell wieder abklingende Pegelspitzen. Dadurch werden diese Pegelspitzen – englisch: »Peaks« – zuverlässiger komprimiert. Allerdings besteht dabei stets die Gefahr, dass die übrigen Signalanteile teilweise davon beeinträchtigt werden.
Im RMS-Modus basiert die Kompression hingegen auf dem durchschnittlichen Lautstärkepegel in einer bestimmten Zeitspanne. Diese ist von Kompressor zu Kompressor verschieden, einige wenige Modelle bieten die Möglichkeit, dieses Zeitfenster zu verstellen. Durch RMS-Kompression wird ein tendenziell natürlicher anmutender, sanfterer Sound erzielt. Der Nachteil ist hier, dass kurzen Peaks eben nicht so zuverlässig der Zahn gezogen wird.
Hard Knee vs. Soft Knee
Mit dem »Kompressionsknie« bestimmst Du, wie fließend der Übergang vom nicht-komprimierten in den komprimierten Bereich des Gitarrensounds sein soll. In der Abbildung der Kompressionseinstellungen knickt die Linie an einem Punkt ab – genau da sitzt das »Knie«. Einerseits gibt es die (annähernd) übergangslose und vergleichsweise hart klingende Einstellung, die als »Hard Knee« bezeichnet wird. Die andere, sanfter komprimierende Einstellung nennt sich »Soft Knee«.
RMS-Kompression sorgt für einen weicheren Sound
Bei manchen Kompressoren besteht die Möglichkeit, das Knie stufenlos zu justieren, die meisten bieten hier jedoch entweder einen unveränderlichen Wert oder einen Wahlschalter zum Wechsel zwischen zwei festen Einstellungen für Hard Knee und Soft Knee.
Unterschied: Limiter, Kompressor und Leveler
Limiter
Auch ein Limiter zählt prinzipiell zu den Kompressoren. Anders ausgedrückt: Viele Kompressoren sind in der Lage, einen Effekt zu erzielen, der bereits als Limitierung bezeichnet werden kann. Der Unterschied zwischen Kompression und Limitierung besteht jedoch darin, dass bei der Letztgenannten eine sehr hohe Ratio am Werk ist (etwa 10:1 bis 1000:1 und mehr). Der Einsatzzweck: Das Gitarrensignal lauter machen, ohne es zu übersteuern.
Limiter = Kompressor, nur mit sehr hoher Ratio
Eine Limitierung ist besonders bei digitalen Aufnahmen hilfreich, also bei der Einspeisung der Gitarre in ein Audio Interface, der anschließenden Analog-Digital-Wandlung und der Speicherung in einer Audiodatei. Generell solltest Du aber versuchen, die Gain-Regler an Gitarre und/oder Audio Interface und/oder dazwischengeschalteten Geräten so einzustellen, dass auch bei sehr harten Anschlägen noch keine Übersteuerungen entstehen. Spätestens, wenn Du mit 24 Bit aufnimmst, brauchst Du dir keine Sorgen machen, dass dieses vergleichsweise leise Signal im Hintergrundrauschen untergeht.
Kompressor richtig einstellen
Es gibt keine allgemeingültigen Einstellungen für die Kompression von Gitarre & Bass. Du kannst dich aber nach der folgenden Vorgehensweise richten. Nutze die unten aufgelisteten Einstellungen für Ratio, Attack und Release, bei fortgeschrittenen Kompressoren auch den RMS-Modus und Hard Knee. Dann drehst Du den Threshold von 0 dB aus ganz langsam in den negativen Bereich.
Wenn die Pegelspitzen so stark vermindert sind, dass sie in einem ausgewogeneren Verhältnis zum Sustain stehen, schraubst Du das Gain hoch, bis die Pegelspitzen ungefähr wieder so laut wie ursprünglich erklingen.
Starte hiermit und vertraue dann deinem Gehör
- Ratio 6:1
- Attack schnell bis gemäßigt
- Release sehr schnell
- RMS
- Hard Knee
Kompressor richtig einstellen »
Verzerrung und Kompression
Da Akustikgitarren in der Regel nicht verzerrt werden, bleibt auch die ganze Dynamik erhalten. Somit ist bei der akustischen Gitarre ein Kompressor eher angebracht. Bei E-Gitarren sorgt hingegen schon ein mäßiger Crunch dafür, dass das Signal komprimiert wird. Somit ist eine zusätzliche Kompression im Allgemeinen nicht mehr nötig bzw. einfach weniger wirksam. Ergo: Besonders, wenn Du einen (weitgehend) unverzerrten Bass oder oft Clean-Sounds auf deiner E-Gitarre spielst, solltest Du dich mal an der Kompression versuchen.
Schlussgedanken
Probieren geht über studieren. Welche Gitarreneffekte besonders gut zu deinem Stil passen, kannst Du einfach selbst herausfinden. Im Musikalienhandel deiner Wahl kannst Du die Gitarreneffekte testen und miteinander vergleichen. Viel Spaß beim Austesten!