Gitarre Workshop & Grundlagen
Clean, Crunch & High Gain richtig einstellen
Von Philipp Mahler am 06. Mai 2020
Workshop für Gitarre: Grundlagen zu Clean, Crunch & High Gain
Viele Gitarrenverstärker bzw. Amp-Simulationen verfügen über mehrere Kanäle, die für unterschiedlich harte Gangarten des Sounds geeignet sind – bei den meist üblichen zwei Kanälen typischerweise ein Clean-Kanal und einer, der von Crunch bis High Gain reichen kann. Ganz ausgefuchste Modelle bieten darüber hinaus Regler, mit denen Du die Sounds in beliebigen Anteilen mischen kannst.
Clean, Crunch & High Gain hängen von der Verzerrung ab
Die Intensität der Verstärkung und der damit verbundenen klanglichen Effekte hängt vor allem von zwei Faktoren ab. Am Anfang steht die Lautstärke, die Du an deiner E-Gitarre regeln kannst, während anschließend die Einstellungen am Gain-Regler deines Verstärkers entscheidend sind.
Hauptsächlich diese beiden Variablen bestimmen die Stärke der Verzerrung und damit den Klangcharakter in einem fließenden Übergang zwischen Clean, Crunch und High Gain.
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Wenn Du mehr über die Verzerrung erfahren willst, die durch die Verstärkung eines Signals entsteht, schaust Du am besten in den entsprechenden Abschnitt unseres Artikels über die gebräuchlichsten Gitarreneffekte, mit denen Du dein Spiel facettenreicher gestalten kannst.
Passend dazu: Gitarreneffekte erklärt
Clean, Crunch & High Gain erklärt
Die drei Spielarten der mehr oder minder verstärkten E-Gitarre findest Du nachfolgend in einem Video kurz und bündig erklärt. Dabei nutzen wir den Vox MV50 Rock als Verstärker-Topteil, mehr dazu auch in unserem Testbericht, siehe Link unten …
Clean – Jazz, Blues, Pop, Funk, Country
Bei nicht vorhandenem oder kaum aufgedrehtem Gain nennt man einen Sound »clean« – eben sauber, ohne oder fast ohne Sättigung, Komprimierung oder Verzerrung. Diese Spielart wird vor allem für sanfte, eher langsame Songs und Balladen sowie überwiegend im Blues und Jazz verwendet.
Hier scheint der reine Sound der Gitarre – und damit der klanggebenden Kombination aus Spieltechnik, Saiten, Korpus und Pickups – am deutlichsten durch. Im Fusion-Jazz ist eine kleine Prise mehr Gain üblich, doch auch dann bewegen wir uns noch recht weit entfernt vom Crunch, der im nächsten Kapitel beleuchtet werden soll.
Clean klingt die Gitarre in ihrem natürlichen Sound
Die Transienten, also die kurzen, heftigen Pegelausschläge, die direkt durch den Anschlag der Saiten verursacht werden, setzen sich hier deutlicher von der Ausklangphase ab. Mit anderen Worten: Die Dynamik ist am höchsten, da der Verstärker bei niedrigem Gain noch nicht bzw. nur sehr wenig komprimiert. Ein nuanciertes Spiel mit hohen Kontrasten zwischen lauten und leisen Tönen ist mit einem Clean-Sound am besten möglich.
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Wer bei Jazz oder Blues auf einen möglichst puren, unverfälschten Gitarrensound aus ist, sollte zu einem Transistorverstärker greifen, auch wenn erwähnt werden sollte, dass Transistoren aufgrund ihrer fehlenden »Wärme« im Blues eigentlich verpönt sind. Im Artikel, der sich speziell dem Gitarrenverstärker widmet, findest Du weitere Informationen über diesen Amp-Typ.
Hier bietet es sich an, die Regler des Equalizers zunächst »auf 12 Uhr«, also in die neutrale Mittelstellung (meist mit der Ziffer »5« markiert, da die Regler bei Amps meist von 0 bis 10 gehen) zu bringen, so dass weder die Bässe, noch die Mitten, noch die Höhen über- oder unterbetont werden.
So hast Du einen guten Ausgangspunkt, um dann gegebenenfalls Anpassungen nach deinem Geschmack zu tätigen oder den Grundklang, den deine Gitarre mitbringt, so anzupassen, dass er mit deinem Verstärkersound harmoniert. Für den Jazz-typisch sanften Klang kann es angebracht sein, die Höhen leicht herunterzudrehen, bei Blues werden darüber hinaus oft noch die Mitten verstärkt.
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Crunch – Rock, Grunge, Crossover, Blues
Geht es in den mittelstark verzerrten Bereich, betreten wir das Territorium des »Crunch«. Besonders im Rock, Classic Rock und Hard Rock, Crossover und Grunge, stellenweise auch in härterem Blues werden diese Sounds verwendet.
Crunch ist in kernigem Blues, (Hard) Rock & Co. beliebt.
Der Sound wird »breiter«, flächiger, gepresster, ist dabei aber noch längst nicht so kratzend oder beißend wie beim High-Gain. Die Verkörperung einer Aufbruchsstimmung, die sich vom oft eher kontemplativen Clean-Sound abwendet und klar zur Tat schreitet.
Hier heben sich die Transienten schon deutlich weniger vom Sustain ab, die Dynamik ist reduziert, die Kompression spürbar stärker. Das klingt dann ungefähr so wie in den folgenden Beispielen, die übrigens wie alle Sounds in diesem Artikel unter den Bedingungen aufgenommen worden sind, wie Du hier in der rechten Spalte unten bei »Background« findest.
Nicht verzagen, falls dein Verstärker keinen ausgewiesenen Crunch-Kanal bietet: Es ist durchaus wahrscheinlich, dass Du auch mit dem Clean-Kanal und sehr weit aufgedrehtem Gain bzw. dem High-Gain-Kanal und sehr niedrigem Gain einen passablen Crunch spielen kannst. Das kommt ganz darauf an, wie flexibel dein Amp ist. Oft verlagert sich bei crunchigen Sounds die Betonung in Richtung der Mitten, wobei vor allem die Bässe zurückgedreht werden.
High-Gain – Metal in allen Spielarten
High Gain findet man beim (Heavy) Metal und all den mehr oder weniger obskuren Subgenres, die die härtesten Gangarten des Gitarrenspiels bedienen. Hier wird kompromisslos geschreddert, gesägt und zermalmt!
High Gain wird gerne mit einem Mid-Scoop gespielt
Der dynamische Umfang ist ausgesprochen gering, da die Wellenformen »gegen die Wand gepresst« werden, wo sie jäh abgeschnitten werden, entweder in einer eckig abknickenden Kurve oder, wie bei der Röhrenverstärkung zu beobachten, »abgeschmirgelt« und weich.
Beim High Gain im Thrash oder Death Metal werden die Mitten gerne stark zurückgefahren; der »Middle«- oder »Mid«-Regler, wie er bei 3-Band-Equalizern typischer Verstärker zu finden ist, steht dann relativ weit links, während Bässe und Höhen nicht selten bis zum Anschlag aufgedreht werden. Für diesen Sound findet sich die Bezeichnung »midrange scoop« or kürzer »mid scoop«. Damit wird der Sound endgültig zum Brett.
So hört sich das zum Beispiel an:
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