Gitarre einstellen
So findest Du perfekten Sound & ideale Bespielbarkeit
Von Philipp Mahler am 06. Dezember 2016
Gitarre einstellen – Inhalt
- Schrauben festziehen
- Andere Saiten aufziehen
- Saitenstärke – Dünnere oder dickere Saiten?
- Saitenstärke wechseln bei einem Instrument mit Vibratosystem
- Halsstab der Gitarre einstellen
- Die richtige Saitenlage finden
- Oktavreinheit bzw. Intonation der Gitarre einstellen
- Single-Coil-Tonabnehmer justieren
- Plege & Reinigung
Schrauben festdrehen
Wir beginnen mit den einfachsten Kniffen – dem Festschrauben von Mechaniken und Hals. Mit der Zeit können sich nämlich die Mechaniken von der Kopfplatte lösen, zudem könnte sich der Hals lockern, falls Du ein Instrument mit einem am Korpus verschraubten Hals besitzt.
Für die Mechaniken brauchst Du in aller Regel einen 8er- oder 10er-Schraubenschlüssel (für Muttern mit einem Durchmesser von 8 bzw. 10 mm). Beim Bass ist es übrigens meist 15er vonnöten.
Ziehe also Mechanik für Mechanik fest an, ohne sie extrem anzubrummen. Beachte, dass moderne Mechaniken auch durch eine Kontermutter befestigt sind – auch diese musst Du gegebenenfalls festziehen.
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- Gitarrensaiten
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Andere Saiten aufziehen
Warum solltest Du die Saiten wechseln?
Erstens: Wenn sich dein Instrument ungewöhnlich schnell verstimmt und der Sound irgendwie matter, trüber und stumpfer ist als üblich, musst Du ganz neue Saiten aufziehen. Nicht nur sprichwörtlich. ;)
Zweitens: Wenn deine Gitarre und deren Saiten nagelneu sind, lohnt sich ein Wechsel ebenfalls – sofern der neue Saitensatz deiner Wahl vom Sound und Spielgefühl besser zu dir passt. Dabei geht es neben der Fertigungsqualität des Herstellers vornehmlich um die Saitenstärke. Siehe nächstes Kapitel.
Hier ist der Link zu unserem detaillierten, reich bebilderten Artikel zum Saitenwechsel:
» Gitarrensaiten wechseln: So geht’s!
Bevor Du die neuen Saiten draufspannst, bietet es sich an, die Sattelkerben zu »schmieren«. Dafür gibt es spezielle Seifen, Öle und Fette im Musikalienhandel. Aber auch das zur Pflege anderer Gitarrenteile nützliche Ballistol und diverse Hausmittel (Nähmaschinenöl, eine weiche Graphitmine für einen Bleistift etc.) sind möglich. Damit gleiten die Saiten besser über den Sattel.
Saitenstärke – Dünnere oder dickere Saiten?
Ob dich dünnere oder dickere Saiten weiterbringen, ist vor allem Geschmackssache und ein Stück weit von Genre und Spielstil abhängig. Es folgen die Eigenheiten von dickeren Saiten – für dünnere Saiten gilt dementsprechend das Gegenteil:
DICKERE Saiten:
- Der Sound ist satter, kräftiger und mit mehr Volumen → gut für Blues, Jazz & Co.
- Mehr Kraft nötig → anstrengender, weniger für schnelles Spiel tauglich
- Tiefere Stimmung möglich
- Bending geht schwerer
Lies auch: Gitarrensaiten für Akustikgitarren
Wie wird die Saitenstärke gemessen?
Der Durchmesser einer Gitarrensaite wird meist in Zoll (″) angegeben. 1″ = 2,54 cm. Um einen ganzen Satz mit seinen unterschiedlich dicken Saiten in Kurzform zu klassifizieren, wird einfach die Dicke der hohen E-Saite herangezogen. Aktuell ist das bei E-Gitarren meist 0,009 Zoll → Kurzschreibeweise: .009 (typische Bezeichnung: »Light«).
Die Dicke einer Saite kannst Du mit einem elektronischen Messschieber ermitteln. Diese Geräte sind günstig zu haben, viele Modelle gibt es schon ab etwa 15 – 20 Euro. Exaktere Ergebnisse bekommst Du mit einer Messschraube (auch Mikrometerschraube oder schlicht »Mikrometer« genannt), billige Modelle finden sich ab ca. 25 Euro.
Achtung, bei der Herstellung von Saiten gibt es mehr oder minder hohe Fertigungstoleranzen. Um ganz sicherzugehen, solltest Du eine Saite also an mehreren Stellen messen und dann den Durchschnitt aus den Messergebnissen ermitteln.
Saitenstärke wechseln bei einem Instrument mit Vibrato
Ein Wechsel der Saitenstärke führt zu Änderungen im Saitenzug und einer anderen Saitenlage. Damit ändert sich die Bespielbarkeit und womöglich der Klang. Bei einer Gitarre mit Vibrato kippt zudem der Vibratoblock nach oben oder unten. In der Regel sollte er aber »schweben« (waagerecht zum Korpus), damit Du das Vibrato gut nutzen kannst. Nun musst Du abermals deine Gitarre einstellen.
Im Folgenden findest Du alle Schritte, mit denen Du die veränderte Zugkraft der Saiten bei einem Instrument mit Vibrato kompensieren kannst, wenn Du dich für den typischen Saitenwechsel von .009 auf .010 (und umgekehrt) entscheidest.
Die im Folgenden erwähnten Schraubenfedern findest Du in der sogenannten Federkammer (siehe Bild oben) – dreh dein Instrument um und öffne das Fach, das in etwa an der Stelle des Vibratoblocks an der Unterseite zu finden ist. Die Zugkraft dieser Schraubenfedern wirkt dem Saitenzug entgegen und soll den Vibratoblock in schwebender Position halten.
Lies auch: E-Gitarrensaiten kaufen Ratgeber
.009 → .010
Ziehe zunächst die 10er-Saiten auf und stimme deine Gitarre. Jetzt ist das Vibrato an der Reihe – Du wirst bemerkt haben, dass das gesamte System nun deutlich nach oben gekippt ist. Das bügelst Du wie folgt aus:
- Schraubenfedern vorsichtig hineindrehen (Spannung erhöhen)
- Gitarre einen Tag ruhenlassen → Dein Instrument muss sich an den höheren Saitenzug »gewöhnen«
- Hals ist jetzt weiter nach außen gekrümmt (das nennt man »Bow«, also »Bogen«) → Erhöhe die Spannung des Halsstabs – siehe nächstes Kapitel
- Gitarre stimmen
» Hier erfährst Du alles zum Gitarre stimmen (online)
.010 → .009
Nach der Neubesaitung gilt es auch hier, die Stellung des Vibratos zu prüfen. In der Regel liegt es hier auf dem Korpus, statt darüber zu schweben. Das ist ein Zeichen dafür, dass der Saitenzug nun schwächer und damit die Federkraft zu hoch ist. Ergo:
- Schraubenfedern vorsichtig herausdrehen (Spannung reduzieren)
- Gitarre etwa einen Tag ruhenlassen → Dein Instrument muss sich an den niedrigeren Saitenzug »gewöhnen«
- Hals ist jetzt weiter nach innen gekrümmt (das nennt man »Hump«, also »Höcker«) → Verringere die Spannung des Halsstabs – siehe nächstes Kapitel
- Gitarre stimmen
Generell gilt …
Wahrscheinlich wirst Du die für gutes Spielgefühl und sauberen Sound passende Federspannung nicht sofort herausfinden. Hab Geduld und beachte, dass Du bei deinem Instrument nach jeder neuerlichen Justierung der Schrauben in der Federkammer auch die restlichen Schritte befolgen musst – Liegenlassen, Halskrümmung ausgleichen, stimmen. So näherst Du dich Stück für Stück der perfekten Einstellung an.
In der Regel gilt, dass der Hals möglichst gerade sein sollte. Denn wie erwähnt, wirkt sich das positiv auf die Saitenlage und damit auf die dynamische Spielbarkeit und den Sound aus. Das kannst Du etwa mit einem langen, nicht-elastischen Lineal (z.B. aus Stahl) überprüfen. Lege es zwischen die G- und die D-Saite. Der Abstand zwischen der Linealkante und den Bünden darf in der Mitte des Halses (4.-8. Bund) höchstens einen Millimeter betragen.
Eine alternative Methode: Hast Du kein Lineal zur Hand, drückst Du die tiefe E-Saite auf dem ersten und dem 14. Bund herunter. Auch hier darf nur ein Millimeter Luft zwischen der Saite und den Bünden sein.
Wenn alles passt, kannst Du ganz zum Schluss noch die Oktavreinheit einstellen.
Lies auch: Gitarre gebraucht kaufen: Tipps für die Second Hand Gitarre
Halsstab der Gitarre einstellen
Wenn im Hals deines Instruments ein verstellbarer Stab steckt, kannst Du die Krümmung des Halses ändern.
Wozu führt das?
- Saitenzug ändern – wie stark die Saiten gespannt sind und am Hals ziehen
- Saitenlage ändern – wie hoch die Saiten über dem Griffbrett schweben
Und was kann ich damit erreichen?
- Bespielbarkeit verbessern (meist durch eine tiefere Saitenlage)
- »Schnarren« verringern + dynamischeres Spiel ermöglichen (meist durch eine höhere Saitenlage)
Die Saiten der Gitarre ziehen permanent am Hals. Der verbiegt sich dadurch mit der Zeit. Das ist an sich nicht dramatisch, vielmehr ist für uns dieser Fakt entscheidend: Es führt zu einer erhöhten Saitenlage. Und das birgt wiederum das Risiko, dass sich das Spielgefühl verschlechtert.
Wenn die Saitenlage jedoch zu niedrig ist, »scheppert« und »schnarrt« deine Gitarre zu sehr durch den häufigen Kontakt der Saiten mit dem Griffbrett. Diese Geräusche hörst Du besonders in den hohen und/oder tiefen Lagen. Noch einmal sei es erwähnt: Wenn der Hals nahezu gerade ist, schnarren die Saiten am wenigsten.
Wie justiere ich den Stab und damit die Halskrümmung?
Er lässt sich meist mit einer Schraube verstellen, die sich unter einer Abdeckung auf der Kopfplatte oder am Korpusende des Halses befindet (siehe Foto oben). Die Schraube kommt zum Vorschein – jetzt brauchst Du einen Inbusschlüssel, Steckschlüssel oder Schraubenzieher, um die Krümmung zu ändern.
Bei bogenförmigen Stab (Normalfall) verhält es sich so:
- Festdrehen der Schraube → Halsstab verkürzen (Krümmung nach außen)
- Lockern der Schraube → Halsstab verlängern (Krümmung nach innen)
WICHTIG!
Du darfst die Schraube jedes Mal nur maximal eine Viertelumdrehung weit drehen – langsam und vorsichtig. Dann heißt es wieder einen Tag warten und dann kontrollieren, wie sie die Halskrümmung verändert hat.
Die richtige Saitenlage finden
Gibt es die perfekte Saitenlage für alle Gitarristen? Nein. Du musst deine eigenen Experimente machen, um herauszufinden, wie Du deine Gitarre einstellen musst. Aber wann ist es überhaupt sinnvoll, die Saitenlage zu variieren? Lies es hier:
Lege die Saite(n) HÖHER, wenn …
- Du oft und gerne kräftige Anschläge spielst.
Andernfalls schnarrt dein Instrument womöglich zu stark. Spiele vor allem die drei tiefen Saiten E, A und D Bund für Bund an, um zu hören, ob’s schnarrt. - Du beim String Bending NICHT bis auf eine kleine Terz kommst.
Die Saiten E, H, und G werden häufig gezogen (Stichwort: »String Bending«). Spiele die die oberen Lagen unverstärkt, etwa ab dem neunten Bund aufwärts, um zu prüfen, ob Du eine kleine Terz ziehen kannst. Wenn nicht: Saite höherlegen!
Wenn deine Gitarre (leicht) schnarrt, heißt das noch nicht zwingend, dass Du nur deswegen die Saitenlage verstellen musst. Denn oft verschwindet das Schnarren, wenn das Signal mehr oder minder verzerrt aus dem Gitarrenverstärker kommt. Wenn Du also praktisch nur verzerrt spielst, kannst Du dir den Aufwand sparen.
Einzelne Saiten in der Höhe verstellen
Diverse Vibrato-Typen ermöglichen es, den Abstand jeder einzelnen Saite zum Griffbrett zu justieren. Etwa anhand der Einstellschrauben der Saitenreiter am Sattel (z.B. beim Vintage-Vibrato einer Stratocaster). Doch auch mit so manchem festsitzenden Steg ist das möglich. Beispielsweise durch die Schrauben bei eines Tune-o-matic-Steg an einer Paula oder den Inbusschrauben der Saitenreiter bei einer halbwegs aktuellen Telecaster.
Dickere oder dünnere Saiten verwenden
Ein weiterer Faktor ist die Saitenstärke: Dünnere Saitensätze (.008 oder .009) entfernen sich beim Anschlag deutlich weiter vom Ruhepunkt als dickere.
Unterfrästes Vibrato
Hast Du eine Gitarre mit einem unterfrästem Vibrato? Das ermöglicht zusätzliche Spieltechniken (die Tonhöhe lässt sich auch nach oben verstimmen), birgt aber ein Problem: Beim Hochziehen des Hebels vom Korpus weg nähern sich die Saiten dem Griffbrett, bis sie schließlich komplett aufliegen. Ergo: Die Saiten verstummen, da sie nicht mehr frei in der Luft schwingen können.
Hier musst Du also einen Kompromiss anstreben:
- Hohe Saitenlage für dynamisches Spiel ohne Scheppern oder …
- Maximale Ausnutzung des verfügbaren Vibrato-Wegs
Oktavreinheit bzw. Intonation der Gitarre einstellen
Fällt dir auf einmal das Stimmen deiner Gitarre schwer oder ist es gar unmöglich geworden? Klingen beliebige Akkorde und Voicings einfach nur grausig? Das könnte daran liegen, dass die sogenannte Oktavreinheit (manchmal fälschlicherweise Bundreinheit genannt) nicht mehr gegeben ist.
Wie Du das überprüfst und was Du dagegen machen kannst, liest Du im nachfolgend verlinkten Tutorial sehr ausführlich, sodass wir es hier bei einer Kurzanleitung bewenden lassen:
» Anleitung mit Bildern: Oktavreinheit einstellen
Oktavreinheit einstellen in aller Kürze
- Gitarre exakt stimmen
- Offenes Flageolett auf dem 12. Bund spielen
- … und mit dem Klang des am 12. Bund gegriffenen Tons vergleichen.
Tipp: Nicht nur hören, sondern auch ein chromatisches Stimmgerät nutzen! - Wenn der gegriffene Ton zu tief ist: Schraube am Saitenreiter nach links drehen.
Wenn der gegriffene Ton zu hoch ist: Schraube am Saitenreiter nach rechts drehen.
Single-Coil-Tonabnehmer justieren
Single-Coil-Pickups erzeugen ein starkes Magnetfeld, das die tiefen, dicken Saiten anziehen kann. Sie werden dadurch in ihrer Schwingfähigkeit eingeschränkt – das führt zu schiefen Tönen in den höheren Lagen und teilweise zu einem zweiten, vibrierenden Ton.
Gute Nachricht: Das lässt sich relativ leicht beheben: Mit einem Schraubenzieher kannst Du deine Single-Coil-Pickups auf der Seite für die tiefen Saiten fester an den Korpus schrauben (also den Tonabnehmer tiefer in den Korpus der Gitarre hinein) und damit den Abstand zu den Saiten etwas erhöhen.
Auch interessant: Tutorial zum Gitarre aufnehmen»
Pflege
Durch die regelmäßige Reinigung und Oberflächenbehandlung des Instruments kannst Du dessen Lebensdauer erhöhen. Das sei hier der Vollständigkeit halber nur kurz erwähnt – im folgenden Artikel findest Du alles dazu:
Gitarre einstellen Video
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