The Weather Station – Humanwood
Alben im Rampenlicht
Von Thorsten Sprengel am 29. Januar 2025
Ein Album wie ein flüchtiger Traum
Tamara Lindemann startete ihre Karriere als Schauspielerin in Filmen wie „The Deep End“, „Darf ich bitten?“ oder „Mayday – Katastrophenflug 52“. Nebenbei machte Sie aber stets Musik und gründete 2006 ihre eigene Band The Weather Station.
Seit 2016 pausiert Lindemann mit der Schauspielerei und konzentriert sich ganz auf die Musik – und die kann sich hören lassen.
Genauso wenig greifbar wie das Cover ist die Musik.
Das Cover des Albums Humanwood verrät schon, wohin die 45-minütige Reise geht, auf die das Album dich mitnimmt. Mehrere geisterhafte Frauengestalten sind darauf zu sehen. Dazu nahezu unleserlich der Bandname und Albumtitel. Alles verschwimmt mit großen Steinen im Hintergrund.
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Genauso wenig greifbar wie das Cover ist die Musik. Das Album beginnt mit sphärischen Klängen, die einen in einen geisterhaften Wald zu holen scheinen. Dann setzt der elfenhafte Gesang von Lindemann ein.
Der erste richtige Song „Neon Signs“ kommt richtig poppig daher. Aber auch hier ist der musikalische Hintergrund schwebend und wenig greifbar. Über allem schwebt eine Querflöte, aber auch ein Klavier ist präsent zu hören.
Letzteres wird zu einem stetigen Begleiter auf dem Album. Ansonsten sind immer wieder spannende akustische Instrumente auf Humanwood anzutreffen. Neben der Querflöte finden sich unter anderem ein Saxophon und ein Banjo.
Poppige und jazzige Anleihen
Ist der Anfang noch recht poppig gehalten, entfernt sich das Album immer weiter davon. Nicht selten tauchen jazzige Anklänge auf. Am ausgeprägtesten treten diese auf dem Titellied „Humanwood“ in Erscheinung.
Überhaupt ist der Name Programm. Geht es doch sowohl musikalisch als auch textlich um die Beziehung des Menschen zur Natur und letztendlich um die Verschmelzung beider.
Auf „Body Moves“ dominiert dann das Übernatürliche. Sphärische Klänge bestimmen den Song gänzlich. So als würde die Musik ins Nichts davonschweben. Die Klangcollage „Irreversible Woman“ geht in eine ähnliche Richtung.
Am Erdnähesten ist wahrscheinlich der Song „Ribbon“. In diesem steht das Klavier neben Lindemanns Gesang im Mittelpunkt. Eine Nähe zur Musik von Tori Amos ist unverkennbar.
Den Schlusspunkt setzt das reduzierte „Sewing“. Dieser Song setzt den Hörer da wieder ab, wo er 45 Minuten zuvor seine musikalische Reise begonnen hat – am Rand des geisterhaften Feenlands, das so viel zu bieten hatte.
Kann Humanwood überzeugen?
Trotz seiner rhythmischen Vielfalt und seiner Jazzanleihen macht das Album einen sehr homogenen Eindruck. Es ist wie ein Fluss, dem man sich nicht entziehen kann, wenn man sich erst einmal auf ihn eingelassen hat.
Die Breite Masse werden The Weather Station mit Humanwood sicher auch wieder nicht erreichen. Dafür ist es zu wenig greifbar.
Die Band hat aber für alle, die sich darauf einlassen, ein wahres Kleinod geschaffen, das dich gleichermaßen einhüllen und fordern kann – und seien wir mal ehrlich: der engelsgleichen Stimme von Tamara Lindemann kann sich sowieso keiner entziehen.
Pro
- Homogen
- Abwechslungsreich
- Viele ungewöhnliche Instrumente
Contra
- –