Fünf skandalöse Musikvideos, die für Furore sorgten
Von Alexander Schölzel am 18. September 2017
Ohne Skandal keine Presse — Skandalöse Musikvideos
Was eignet sich besser für einen Skandal, als ein Musikvideo, das durch die Massenmedien geht und hohe gesellschaftliche Aufmerksamkeit genießt? Bei aller Aufruhr sollte dennoch jedem klar sein: künstlerische Skandale sind vorhersehbar und keineswegs zufällig.
Lauthals wird der Protest vom Publikum geäußert, während sich der Künstler insgeheim die Hände reibt. Der Skandal ist ein Mechanismus, der immer wieder dankbar genutzt wird. Sei es durch verrufene Drogeneskapaden, Sex, Majestätsbeleidigung oder Blasphemie. Ein kleiner Skandal kann einer Karriere nur gut tun. Kaum eine Szene beherrscht das Spiel mit der Zensur so gut, wie die der Musik.
Skandale als PR-Aktion
Ein berechneter Skandal pünktlich zur neuen Single — Zensur als Kunstelement treibt den Erfolg voran. Wie sagte schon der 2015 verstorbene Musikwissenschaftler Christian Kaden: »Jedenfalls sind Skandale längst nicht gesellschaftliche Randphänomene und kulturelle Unfälle, vielmehr: Schlüsselereignisse, Schlüsselerlebnisse. In ihnen öffnet Geschichte, auch Musikgeschichte, einen Spalt breit die Tür.«
PASSEND DAZU
- Artists, Rapper & Sänger
- Skandalmusiker: Diese musst Du kennen
- Auf breiter Spur: Die teuersten Musikvideos aller Zeiten
- Pornhub produziert jetzt Musikvideos (Safe for Work)
- Musikvideos: Tipps für YouTube
Musikalische Skandale, ebenso wie skandalöse Musikvideos, dienen der Provokation. Sie vermitteln Emotionen und polarisieren. Hier kommen fünf Beispiele, die es mühelos in die Schlagzeilen geschafft haben.
Platz #5: Michael Jackson´s Musikvideo zu »Thriller«
Michael Jackson entschuldigte sich öffentlich für dieses Video. »No more Thriller«, hieß es damals. Trotz aller Aufregung galt das Video als Meilenstein in der Geschichte der Musikvideos. Mit 500.000 US-Dollar Produktionskosten war es — 1983 — darüber hinaus das teuerste Video überhaupt. Das wahrscheinlich schlimmste an der Nummer: nachdem Detlef »D!« Soost das Video im ZDF gesehen hatte, begann er mit dem Tanzen.
Platz #4: The Prodigy´s Musikvideo zu »Smack My Bitch Up«
The Prodigy hauten mit ihrem Video zum Hit »Smack My Bitch Up« ordentlich einen raus. Es war der Höhepunkt ihrer Karriere Ende der 90er. Kontroverser ging es fast nicht mehr. Der Clip von Jonas Akerlund war selbst der Band für eine kurze Zeit zu heftig — Austrahlungsverbot in England und Amerika. Letztlich erhielt das Video diverse Auszeichnungen und wurde schlussendlich gefeiert.
Platz #3: Madonna´s Musikvideo zu »Like A Prayer«
Madonna´s »Like A Prayer« schockte so einige Fans. Knutschend gab sie sich dem schwarzen Jesus hin, dazu brennende Kreuze — Skandal! Besonders im christlichen Amerika war das Entsetzen groß. Das Video wurde umgehend abgesetzt und boykottiert. Selbst europäische Länder zeigten sich angesichts der blasphemischen Szenen schockiert. Auch in Deutschland wurde das Video auf MTV lediglich nachts ausgestrahlt.
Platz #2: Apex Twin´s Musikvideo zu »Come To Daddy«
Aphex Twin veröffentlichte sein Musikvideo zu »Come To Daddy« im Oktober 1997. Die Szenen entstanden zu großen Teilen in einem inzwischen abgerissenen Shopping-Center. Trüb, verstörend, der blanke Horror. Der wohl aufregendste Moment passiert, als der Dämon den Fernseher verlässt und der alten Omi 20 Sekunden lang ins Gesicht schreit. Trotz aller Horror-Ästhetik wurde das Video 2010 von Pitchfork Media zum besten Musikvideo der 90er-Jahre gewählt.
Platz #1: M.I.A.´s Musikvideo zu »Born Free«
»Warning: the following video contains violent scenes that may be unsettling to some viewers.« Erst nach eindeutiger Inhaltswarnung und Altersbestätigung kann das Video betrachtet werden. Ein Genozid verübt an rothaarigen Menschen — Kopfschuss, Massenhinrichtungen und nackte Haut inklusive. Das war selbst YouTube zu viel.
Selbst die angepasste Variante des Videos verbirgt sich hinter einer Altersverifikation. Hat es die britische Künstlerin und Produzenten Mathangi »Maya« Arulpragasam hiermit übertrieben? In einem Interview mit der »Welt am Sonntag« gab sie an: »Der Begriff des Terrorismus wurde in den vergangenen Jahren pervertiert. Ich habe im Internet eine Liste von Eigenschaften gefunden, die einen Terroristen definieren. Je nach Auslegung kann jeder das Pech haben, als Terrorist zu gelten.«
Was ist dein liebstes, skandalöses Musikvideo?
Bist Du ’ne Skandalnudel? Was ist dein schreckerregendstes Musikvideo oder Erlebnis, das dir musikalisch widerfahren ist?