Mumford & Sons – Rushmere
Alben im Rampenlicht

Von Thorsten Sprengel am 28. März 2025
Rückkehr zu alten Stärken
Mumford & Sons sind im Jahr 2009 mit ihrem Debut-Album „Sigh No More“ wie ein Komet in der Folk Musikszene eingeschlagen. Niemand konnte damals so richtig glauben, dass die Band aus dem verregneten England und nicht aus den USA kommen. Viel zu amerikanisch war ihre Musik.
Nach dem guten Nachfolgealbum „Babel“ war der Band der Folkrock mit akustischen Instrumenten nicht mehr genug und auf den Folgealben „Wilder Mind“ und „Delta“ tauschten sie Banjo und Fußtrommel gegen E-Gitarre und Schlagzeug und frönten dem Stadionrock.
Das gefiel vielen Fans so gar nicht. Was einen Bob Dylan aber beispielsweise unsterblich machte, blieb bei Mumford & Suns eher halbgar.
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Nach der eigenständigen Single „Good People“ zusammen mit Pharrell Williams, die zwar sehr mitreißend, aber so weit von den Wurzeln der Band wie noch nie zuvor entfernt war, ist jetzt das Undenkbare geschehen: Mumford & Sons machen auf Rushmere wieder nahezu lupenreinen Folk.
Das Banjo wurde für Rushmere entstaubt.
Aber nicht nur das: Mit einer Spielzeit von nicht einmal 35 Minuten ist Rushmere auch das mit Abstand kürzeste Album der Band. Das passt zum entschlackten Sound.
Ansonsten ist einiges auf dem Album anders als es den Anschein macht: Der Titel Rushmere klingt zwar nach den Weiten der USA, ist aber ein Teich in London.
Das Cover sieht auf den ersten Blick nach großem Aufbruch aus – sieht man allerdings genau hin, erkennt man die Band stagniert im Vordergrund verharren. Und dieses Bild passt tatsächlich ganz gut zur Musik.
Vom englischen Teich in die Weiten der USA
Rushmere startet direkt mit einem Highlight. „Malibu“ vereint alles, was Mumford & Sons ausmacht und groß gemacht hat. Der Song startet ruhig, erfährt aber eine Steigerung epischen Ausmaßes.
Und plötzlich sind sie wieder da: die betörenden Chorgesänge und das von vielen Fans schmerzlich vermisste Banjo. Mit Malibu setzen Mumford & Sons ein Zeichen, dass mit ihnen noch zu rechnen ist.
„Caroline“ ist dann ein schön instrumentierter Akustik Folk Song, der einfach Spaß macht. So kann es weiter gehen.
Es folgt der Titelsong „Rushmere“. Dieser war die erste Single und räumt dem Banjo eine führende Rolle ein.
So nah war die Band ihrem nicht totzukriegenden Gassenhauer „I Will Wait“ seit dessen Veröffentlichung nie wieder. Nur der Refrain lässt sich bei Weitem nicht so gut mitgrölen.
Das folgende „Monochrome“ ist dann das genaue Gegenteil. Der Song ist sehr zurückgenommen. Einzig Akustikgitarren-Gezupfe und leichte Klaviertupfer unterstützen einen wieder sehr tollen Chorgesang. Auch Monochrome ist ein Highlight.
„Truth“ rockt dann richtig, soweit man von Rocken in einem Akustik-Folksetting sprechen kann. Bereits die Bassfigur zu Beginn des Songs lässt aufhorchen. Der Song ist richtig mitreißend.
Der Band gelingt mit der ersten Hälfte von Rushmere ein nahtloses Anknüpfen an die Qualität der ersten Alben der Band. Leider kann die zweite Hälfte da nicht mehr ganz mithalten.
„Where it Belongs“ ist der ruhigste Song auf dem Album. Marcus Mumford wird nur von einer Akkustikgitarre im Hintergrund begleitet. Richtig hängen bleibt der Song allerdings nicht.
Und das ist auch ein Problem der nachfolgenden Lieder. „Anchor“ geht in eine ähnliche Richtung. Das Klavier ist allerdings etwas weiter im Vordergrund.
„Surrender“ ist dann ein Zeichen, das die Band sich von ihrer Stadionrockseite nicht ganz trennen möchte. Soundtechnisch erinnert der Song an Delta. Leider ist er auch genauso schnell wieder vergessen, wie die meisten Songs auf dem Delta-Album.
„Blood On The Page“ passt wieder deutlich besser ins Klangbild von Rushmere. Der Song ist ein Duett mit Madison Cunningham, deren Stimme sich sehr gut mit der Stimme von Marcus Mumford ergänzt. Aber auch dieser Song bleibt nicht wirklich hängen.
„Carry On“ als Rausschmeißer ist ebenfalls sehr ruhig. Das Lied verfügt aber über einen etwas poppigeren Refrain und ist deshalb wieder etwas einprägsamer als die Stücke davor.
Kann Rushmere überzeugen?
Unter dem Strich bleiben 17 Minuten sehr gute Musik, die mit zum Besten gehören, was die Band bisher veröffentlicht hat. Gerade in der zweiten Hälfte des Albums zeigt sich aber eine der größten Schwächen von Mumford & Sons: das Songwriting.
Lieder von Mumford & Sons überzeugen selten durch besonders einprägsame Refrains. Vielmehr ist es die mitreißende Interpretation der Songs und die Instrumentierung, die zu begeistern weiß.
Reiht sich wie in der zweiten Albumhälfte von Rushmere allerdings ein langsames Lied an das nächste, dann werden diese schnell fad.
Das ist schade. Gerade die erste Albumhälfte beweist, dass deutlich mehr möglich gewesen wäre. Insofern ist die Rückkehr zu alten Stärken Mumford & Sons auf Rushmere nur zum Teil geglückt.
Fans der ersten Stunde, die dem Folksound der Band hinterhergetrauert haben, werden aber mit Sicherheit ihre Freude an dem Album haben.
Pro
- Rückkehr zum Folksound
- Banjo wird wieder mehr eingebunden
- Toller Gesang
Contra
- Songwriting könnte gerade in der zweiten Hälfte mitreißender sein
- Zu viele langsame Lieder in der zweiten Hälfte