Ist das das Ende? Künstliche Intelligenz, die Musik komponiert

Künstliche Intelligenz
Künstliche Intelligenz komponiert Musik, per Live-Coding ein Club-Konzert spielen, das Hitpotenzial eines Songs per Algorithmus bestimmen - alles kein Problem!

Alexander Schölzel Von Alexander Schölzel am 31. Juli 2017

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Hybrid Music Lab: Musik- und Tech-Szene vereint euch

Die Berlin Music Commission (BMC) sowie die Clubcommission Berlin (CC) veranstalteten bereits das zweite Jahr in Folge das Hybrid Music Lab. Ziel dieser Veranstaltung: Musik- und Tech-Szene zusammenführen.

Möchte man den konferierenden Experten glauben, werden Maschinen schon sehr bald vollkommen eigenständig Songs komponieren. Selbst den Vertrieb übernähmen sie dank Blockchain-gestützter Plattformen ohne menschliches Zutun.

Der Grundgedanke, Daten in musikalische Stücke zu verwandeln, ist dabei gar nicht mehr so neu. Programmierer Jens Rosenfeld, seines Zeichens Sound-Artist, hat mit Hilfe von Algorithmen Daten hörbar gemacht. Fallende Aktienkurse dienen hierbei beispielsweise als Trigger für Tonhöhen. Beschleunigter Börsenhandel erzeugt dem Prinzip der »Sonifikation von Daten« nach schnellere Tonabfolgen. Der (menschlichen) Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.


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Musizieren per Live-Coding

Mit Hilfe von Live-Coding wurde das ganze clubtauglich auf die Bühne gebracht. Die Briten Alex McLean und Nick Collins erzeugen live programmierte Musik und bringen damit Menschen zum Tanzen. Diese Kombination aus Algorithmen und Rave nennt sich »Algorave«. Nur ein weiteres Beispiel von vielen, die beweisen, wie stark die Technisierung Einfluss auf Musiker nimmt.

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In ihren ausgefallenen Performances versuchen Alex und Nick, ihrem Publikum Rave-Sounds der Vergangenheit und Zukunft, gefiltert durch einen auf Algorithmen basierenden Prozess, zu präsentieren. Einfache Worte für das, was da passiert, lassen sich nur schwerlich finden. Bei aller Rechnergestütztheit, der Mensch als ausschlaggebendes Element bleibt aber auch hier noch unverzichtbar.

Wie weit wird es die künstliche Intelligenz bringen?

Inzwischen bemüht sich eine ganze Welle neuer Startups, das Thema computergestützter Komposition voran zu treiben. Die Ziele solcher Tech-Firmen sind meist hochgesteckt; nicht selten wollen ganze Branchen durchstoßen und revolutioniert werden. Wird eines Tages, ähnlich wie es dem Taxigewerbe mit der Beförderungs-App »Uber« oder Reiseveranstaltern mit dem Vermietungsporotal »Airbnb« erging, die Musikbranche in Angst und Schrecken versetzt?

Den bisweilen publizierten Ergebnissen musikalischer Auswüchse künstlicher Intelligenzen nach zu urteilen, dürfte es noch viel Zeit in Anspruch nehmen, bis Maschinen an die Originalität und Finesse menschlichen Musizierens herankommen. Unter Zuhilfenahme der Software »Flow Machines« veröffentlichten Wissenschaftler des Sony Computer Science Laboratory in Paris erste Stücke.

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Die Software »Flow Machines« greift dabei auf eine Datenbank bereits existierender Songs zu, um daraus ihre Stile und Gemeinsamkeiten zu erlernen. Das Resultat klingt gar nicht so übel, wie man es vielleicht vermuten würde. Man spürt hingegen schon, dass die Maschine lediglich Originaltitel synthetisiert und der Faktor Mensch mit einer gefühlvollen Spielweise fehlt. Maschinen-Musik klingt einfach gleichförmig und ohne Zauber.

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Über eine Milliarde programmierter Songs

Ein weiteres Beispiel für Maschinen-komponierte Musik liefert das Programm »Melomics« der Universität Málaga. Innerhalb der letzten sechs Jahr komponierte die Software über eine Milliarde Songs. Entstanden sind diese durch die Verschmelzungen verschiedener Genres. Im Hinblick auf Produktivität haben echte Musiker das Nachsehen. Kein Mensch war beim Komponieren je derart produktiv.

Wie Du echte Musik produzierst, lernst Du in unseren Video Tutorials

Qualitativ waren die Kompositionen so ausgereift, dass sogar das London Symphony Orchestra einige der Stücke spielte. Sieht man einmal von der Tatsache ab, dass all diese Programme erst durch menschliche Kreativität zustande kamen, stellt man schnell fest: Mit Kunst oder Schöpferkraft hat das nicht viel zu tun.

Hit-Song-Science per Algorithmus

Forscher sind schon seit Langem daran interessiert, dass, was einen Hit ausmacht, herauszufinden und dieses erlangte Wissen in die Produktion neuer Musik einfließen zu lassen. Heutzutage ist es möglich geworden, Lieder auf ihr Hitpotenzial hin zu testen. Zum Einsatz kommende Software nutzt dazu eine Datenbank mit Millionen von Liedern der vergangenen Jahrzehnte und analysiert neue Titel anhand derer Merkmale.

Wie weit solche Programme festen Einzug in die Musikindustrie halten werden, ist nicht belegt. Denkbar wäre es aber, um vorab bestimmte Lieder oder Künstler durch Plattenfirmen auf ihre Wertigkeit prüfen zu lassen. Fakt ist jedoch: Egal, wie weit uns der technische Fortschritt bringen wird, der Mensch bleibt in einer so sensiblen Thematik wie der Musik unverzichtbar. Viele Technologien werden das künstlerische Schaffen in Zukunft unterstützen, noch viele mehr werden in der Versenkung landen.

Wie sagte schon Reinhard Mey 1986

Da lob‘ ich mir ein Stück Musik von Hand gemacht,
Noch von einem richt‘gen Menschen mit dem Kopf erdacht,
‘ne Gitarre, die nur so wie ‘ne Gitarre klingt,
Und ‘ne Stimme, die sich anhört, als ob da jemand singt.
Halt ein Stück Musik aus Fleisch und Blut,
Meinetwegen auch mal mit ‘nem kleinen Fehler, das tut gut,
Das geht los und funktioniert immer und überall,
Auch am Ende der Welt, bei Nacht und Stromausfall!

Siehst Du deine Zukunft durch künstliche Intelligenz bedroht? Wie wichtig und ausschlaggebend ist für dich der Mensch, wenn es um die Komposition und Produktion von Musik geht? Greifst Du eventuell sogar schon auf Software-gestützte Hilfen zu, um die Qualität deiner Musik zu steigern?

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