Franz Ferdinand – The Human Fear
Alben im Rampenlicht

Alben im Rampenlicht Franz Ferdinand The Human Fear

Thorsten Sprengel Von Thorsten Sprengel am 23. Januar 2025

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Zwischen Nostalgie und Neuanfang

Die schottischen Indie-Rocker Franz Ferdinand haben Mitte der 2000er mit dem selbstbetitelten Debutalbum und dem Nachfolger „You Could Have It So Much Better“ zwei Klassiker des modernen Indie-Rock geschaffen. Sie bildeten damals zusammen mit Bands wie den Arctic Monkeys und The Strokes die Speerspitze des boomenden Genres.

Zwanzig Jahre später will es die Band noch einmal wissen und an den Erfolg der Anfangsjahre mit dem neuen Album „The Human Fear“ anschließen. Musikalisch gelingt ihnen das allerdings nur bedingt.

The Human Fear ist ein bisschen back-to-the-roots, aber trotzdem abwechslungsreich.

Fans der ersten ersten Stunde können aber aufatmen: Experimente der letzten Alben, wie die fast achtminütige Psychedelic Electro-Orgie „Lucid Dreams“ oder das mit Synthesizern und Effekten zugekleisterte „Always Ascending“, finden sich auf „The Human Fear“ nur noch ansatzweise.


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Das heißt aber nicht, dass das neue Album nicht abwechslungsreich geworden ist.

Von Beatles-Vibes zu Sirtaki

Die das Album eröffnende Vorabsingle „Audacious“ startet mit Beatles-Vibes. Die Melodie ist süß und bleibt im Kopf. Für einen Album-Opener ist dieser Song aber sehr zahm. Das folgende „Everydaydreamer“ nimmt dann etwas an Fahrt auf.

Etwas irritierend geht es weiter: Das Quietschekeyboard und die sehr fröhliche Melodie in „The Doctor“ hätten gut in die Neue Deutsche Welle gepasst. „Hooked“ lässt im Anschluss aufhorchen. Der Song baut auf modernen Beats auf und ist somit das genaue Gegenteil des Vorgängersongs. Zu 100% mitreißen kann er aber nicht, dafür ist er zu simpel aufgebaut.

Das erste richtige Highlight stellt „Night or Day“ dar. Dieser Song weiß mit einer catchy Hook, einem dringenderen Refrain und einem toll unterlegten Klavier mitzureißen. Da werden Erinnerungen an Bandklassiker wach. Warum nicht gleich so?

Danach folgt mit „Tell Me I Should Stay“ ein etwas orientierungsloser Song: Klassik, Pomp, etwas Schlager und typische Franz Ferdinand Klänge sind dann doch etwas zu viel des guten.

„Cats“ und „Black Eyelashes“ sind dann wieder nette, aber nicht überragende Songs. Gerade Letzterer ist mit seinen Sirtaki-Anleihen zumindest überraschend.

Mit „Bar Lonely“ und „The Birds“ bekommt die Band dann zum Ende der Platte aber doch noch einmal die Kurve und haut zwei sehr gute Indie-Songs raus. „The Birds“ bietet sogar ordentlich verzerrte Gitarren.

Kann The Human Fear überzeugen?

Im dritten Jahrzehnt der Bandgeschichte weiß Franz Ferdinand nicht so recht, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen. Auf der einen Seite halten sie an der klassischen Formel von vor zwanzig Jahren fest.

Auf der anderen Seite versuchen sie kleinere Experimente. Als Ergebnis steht ein etwas unrundes Album, das weder Fisch noch Fleisch ist. Das ist per se nicht schlecht, kann aber auch nicht wirklich überzeugen. Dann doch wieder lieber die Klassiker von vor zwanzig Jahren auflegen.

Pro

  • Wenige Experimente
  • Klassischer Sound
  • Abwechlsungsreich

Contra

  • Etwas orientierungslos
  • Weder richtig klassisch noch großartig experimentell
  • Keine wirklichen Hits
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