Dream Theater – Parasomnia
Alben im Rampenlicht
Von Thorsten Sprengel am 07. Februar 2025
Schlaflose Nächte im Traumtheater
Es war eine der großen Nachrichten im Metalzirkus im Jahr 2023. Nach 13 Jahren muss der hervorragende Schlagzeuger Mike Mangini den Schlagzeughocker bei Dream Theater wieder räumen. Der verlorene Sohn der Band Mike Portnoy war zurückgekehrt. Ähnliches ereignete sich vier Jahre zuvor bei den Red Hot Chili Peppers, aber das ist eine andere Geschichte.
Was bei Dream Theater folgte, war eine große „Comeback“-Tour im Jahr 2024 und die Ankündigung eines neuen Albums. Dieses ist jetzt mit „Parasomnia“ erschienen.
Der Alptraum beginnt
Bereits zu Beginn erweckt das Album den Eindruck, es handelt sich um ein Konzeptalbum. Das ist auch nicht ganz falsch, handeln doch alle Lieder dem Albumtitel entsprechend von Nebenwirkungen des Schlafens.
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Es ist aber eher eine lose Ansammlung von Songs als eine für Konzeptalben typische zusammenhängende Geschichte.
Um den zusammenhängenden Eindruck zu verfestigen, ist das Album durchzogen von Soundschnippseln und Stimmensamples. Bereits zu Beginn startet das Album hörspielartig mit einer Person, die sich hinlegt und einschläft. Die Musik übernimmt ab hier.
„In the Arms of Morpheus“ präsentiert sich als instrumentale Ouvertüre, die bereits aufzeigt, in welche Richtung es in den nächsten 70 Minuten des Albums gehen wird.
„Night Terror“ ist dann der Song mit dem catchy Refrain, den Dream Theater spätestens seit „A Dramatic Turn of Events“ gerne an den Anfang ihrer Alben stellen.
Aber auch hier darf jedes Bandmitglied in den knapp zehn Minuten Spielzeit schon einmal zeigen, was er an seinem Instrument kann. Wer mit Instrumentengefrickel nichts anfangen kann, ist bei Dream Theater weiterhin falsch.
Weiter geht es mit „A Broken Man“. Hier tauchen zum ersten Mal die bereits erwähnten Stimmensamples zu Beginn des Songs auf. Ansonsten ist dieser Song wie die meisten Lieder auf dem Album ein „Voll auf die Zwölf-Song“.
Aufhorchen lässt dann der Anfang von „Deep Asleep“. Violinen und Akkordeon aus dem Keyboard lassen Jahrmarktsatmosphäre aufkommen. Diese wird aber jäh von Petruccis Gitarrenriffs unterbrochen. Das Ende des Songs greift den Anfang wieder auf, wirkt aber eher wie ein Fremdkörper in dem ansonsten sehr heftigen Stück.
Mike Portnoy is back!
Es folgt „Midnight Messiah“ – der einzige Song, bei dem Portnoy den Text beigesteuert hat. Auch dieser Song kann keine neuen Akzente setzen. Es ist ein harter Dream Theater Song wie so viele andere auch.
„Are We Dreaming?“ ist dann nach dem vielen Gebolze eine willkommene Abwechslung. Es handelt sich um ein kirchlich anmutendes Interlude, das von Geisterstimmen durchsetzt ist.
Das Interlude ist eine ideale Überleitung in „Bend The Clock“. Dabei handelt es sich um die obligatorische Ballade, die auch auf fast keinem Dream Theater Album fehlen darf.
Im Falle von „Bend The Clock“ wirkt sie leider etwas gestreckt. Es fehlt ein bisschen eine mitreißende Melodie, sodass der Song eher wie ein Vehikel für das wirklich große Gitarrensolo wirkt, mit dem Petrucci das Stück beschließt. Warum dieses aber ausgefadet werden muss, weiß wahrscheinlich nur die Band selbst.
„The Shadow Men Incident“ ist dann der ebenfalls für die Band typische epische fast 20 Minuten dauernde Abschlusssong. Auch dieser macht nichts falsch, aber eben auch nichts neu. Abgeschlossen wird das Album mit einem Wecker klingeln und jemanden, der „Wake Up“ ruft.
Diese Referenz an das Magnum Opus Album der Band „Metropolis Pt. 2: Scenes from a Memory“ passt gut, lässt einen aber auch in Erinnerung rufen, zu was die Band einmal fähig war.
Kann Parasomnia überzeugen?
Abschließend bleibt eine etwas zwiegespaltene Meinung zu „Parasomnia“ zurück. Schlechte Alben kann die Band sowieso nicht veröffentlichen (The Astonishing inkludiert). Aber der große Wurf ist das Album trotz oder vielleicht auch gerade durch die Rückkehr von Mike Portnoy nicht geworden.
Die Band geht auf Nummer sicher. Alles klingt so als wäre Portnoy nie weggewesen. Frische Akzente der letzten Dream Theater Alben fehlen. Gerade „Distance Over Time“ war mit seiner kompakten Ausrichtung erfrischend anders, ohne die Bandwurzeln zu leugnen.
Parasomnia ist ein Album, das alle Fans glücklich machen wird. Der rote Faden hält das Album auf über 70 Minuten gut zusammen und technisch kann man der Band sowieso nichts vorwerfen.
Pro
- Roter Faden
- Spieltechnik auf höchsten Niveau
- Alles wie immer
Contra
- Alles wie immer