So wird’s gemacht
Die erfolgreichsten Produzenten aller Zeiten
Von Alexander Schölzel am 02. April 2018
Die Köpfe hinter den Hits
Die Rolle eines Musikproduzenten ist heute eine der wichtigsten in der gesamten Musikindustrie. Kredo der Branche: es gibt keinen Song, der durch eine aufwendige Produktion nicht noch besser werden kann.
Während der Produzent in seinen früheren Anfängen eine wesentlich technischere Rolle einnahm, gilt es heute mehr denn je auch seine gestalterischen Fertigkeiten in eine Produktion mit einfließen zu lassen. Ein erfolgreicher Produzent erkennt kommerzielles Potenzial in einer künstlerischen Darbietung und übernimmt die Vermittlerrolle zwischen Plattenlabel und den Interpreten.
Top-Produzenten im Portrait:
- Swizz Beatz: Hip-Hop-Produzent, Rapper, Harvard-Absolvent
- Mark Ronson: Der Hit-Produzent, der seinen Erfolg liebt
- Terry Date: Der Spezialist für Rock und Metal
- Salaam Remi: Musikproduzent mit dem »ganz gewissen Sound«
- Rick Rubin: Seine größten Erfolge und wie er zum Top-Musikproduzenten wurde
- Unheilig Produzent Henning Verlage über Tontechnik & Musikproduktion
Obwohl die meisten ihrer Zunft eher hintergründig agieren, gibt es einige wenige, die aus dem Schatten der Anonymität hervor treten. Die erfolgreichsten Produzenten genießen häufig einen ähnlichen Status wie die Interpreten selbst und lassen sich offen feiern. Die hier getroffene Auswahl ließe sich ohne Zweifel noch fortsetzen und verzichtet nicht unabsichtlich auf Dieter Bohlen.
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James Last
James Last, der im Alter von 86 Jahren an der Seite seiner Frau verstarb, hat sich mit seinen Hits ein Denkmal erschaffen. Mehr als 200 Platten veröffentlichte er Zeit seines Lebens. 80 Millionen Tonträger wurden verkauft, 110 Alben konnten in den deutschen Charts platziert werden. 46 Nummern schafften es in die Top 10, 13 sogar bis an die Spitze. Er prägte mit seinem »Happy Sound« die 60er und 70er Jahre, spielte Konzerte auf der ganzen Welt und wusste sich immer wieder neu zu erfinden. Seiner Meinung nach findet nur der zum Erfolg, der sich selbst immer treu bleibt.
In einem interview, das er 2002 der Süddeutschen Zeitung gab verriet er: »Wenn wir nicht mit der Zeit gegangen wären, wenn wir statt dessen gemacht hätten, was die Plattenfirma sagte – was sie heute immer noch sagt! – dann würde ich jetzt nicht hier sitzen.«
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Frank Farian
Einer von Deutschlands erfolgreichsten Pop-Handwerkern lebt mittlerweile im warmen Miami: Frank Farian – der Erfinder von Boney M. und Milli Vanilli. Weltweit gehen über 800 Millionen Plattenverkäufe auf das Konto des gelernten Kochs. Zu Beginn seiner Karriere konnte er keine Noten lesen und nur sehr unbeholfen Gitarre spielen.
Drei Studios in Brüssel, Miami und Ibiza nennt er sein Eigen und auch mit 76 Jahren denkt er noch lange nicht ans Aufhören. Sein Erfolgsrezept, das er einst in einem Zeitungsinterview verriet: »Mindestens sieben Stunden Schlaf, wenig Alkohol, Drogen gar nicht. Und Spaß an der Arbeit.«
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The Neptunes/Pharrell Williams
The Neptunes, bestehend aus Pharrell Williams und Chad Hugo, sind die Hit-Garanten des 21. Jahrhunderts. Der Drahtseilakt zwischen Hip Hop, Pop und R´n´B gelingt ihnen wie kaum jemand anderem. Sie zeichnen sich für Britney-Spears-Hits ebenso verantwortlich, wie für Justin Timberlakes Solodebüt »Justified«.
Für Pharrell Williams scheint der Erfolg niemals zu Enden. Nach der Produktion des elften Studioalbums von Madonna, ging es sogleich mit dem französischen Elektropop-Duo Daft Punk ins Studio. Mit dem Titel »Blurred Lines«, der in Zusammenarbeit mit Robin Thicke entstand, erreicht er in 16 Ländern die Chartspitze. Dass er bei all den Erfolgen keinen Tag gealtert zu sein scheint, macht ihn nur noch beneidenswerter.
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Mark Ronson
Mark Ronson ist in meinen Augen einer der hartnäckigsten Produzenten. Von Haus aus reich, erkämpfte er sich trotz allen Gegenwinds – Geoff Barrow bezeichnete seinen Sound einst als »shit-funky supermarket muzak« – den Respekt der Branche. Als Produzent für Lily Allen, Robbie Williams, Christina Aguilera, Kaiser Chiefs und – allen voran – Amy Winehouse, machte er sich unsterblich.
Für Winehouse’ Album »Back To Black« heimste er vier Grammys ein. Sein Hit »UpTown Funk!«, der von Bruno Mars gefeatured wurde, wurde 2014 als »British Single of the Year«, bei den Grammy Awards 2016 als »Record of the Year« sowie als »Best Duo Performance« ausgezeichnet. Auf YouTube durchbrach der Song die intergalaktische Marke von über drei Milliarden Klicks.
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Max Martin
Er ist die Hit-Maschine schlecht hin: Der Schwede Max Martin ist der erfolgreichste Produzent der Welt, hat mehr Hits als die Beatles und dennoch ist einem sein Name nicht so recht geläufig. Seit Mitte der 90er Jahre veröffentlicht er einen Hit nach dem anderen, wodurch er allein in den USA 64 Top 10 Hits landete.
N*SYNC oder die Backstreet Boys wären ohne Max Martin vielleicht nie so erfolgreich geworden. Er arbeitete unter anderem mit Stars wie Adele, Lana Del Rey, Taylor Swift, Justin Timberlake und Kelly Clarkson zusammen. Sein Sound gilt als klassisch und zeichnet sich vor allem durch Strophe/Refrain-Strukturen aus.
Seine acht-taktigen Refrains führen regelmäßig zu einem Ohrwurm-Effekt. Dank seines Gespürs für Rhythmus und Melodie wurde er bereits acht Mal zum Popmusik-Produzenten des Jahres gewählt. Über 20 Jahre lang liefert Max Martin bereits einen Hit nach dem anderen ab und hat in dieser Zeit gerade einmal drei Interviews gegeben. Seine bescheidenen Dankesreden, wenn er mal wieder eine Auszeichnung entgegen nehmen darf, beendet er meist mit einem ABBA-Zitat: »Thank you for the music«.
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Trevor Horn
»Der Mann, der die Achtziger erfand.« Trevor Horn ist zweifelsohne eine musikalische Legende, der die achtziger Jahre prägte. Man denke nur an »Owner Of A Lonely Heart« von Yes oder seine eigene Popgruppe The Art of Noise. Selbst als der Computer noch keinen großen Einfluss auf die Musikproduktion hatte, versuchte er, einen programmierten Sound in die Popmusik einzuführen. »Video Killed The Radio Star« ist das Paradebeispiel für diesen Sound.
In Zeiten von Art Of Noise sah man sich rebellisch: »Wir haben uns damals als Piraten betrachtet und haben eine Unmenge Sachen aus Songs von anderen geklaut, die wir aber so verfremdet haben, dass niemand etwas gemerkt hat.«, verriet Horn einst dem Nachrichtenmagazin Spiegel in einem Interview.
Doch erst als Produzent, Komponist und Songwriter hinter den Kulissen, begann der größte Erfolg für Horn. Seit Veröffentlichungen wie ABCs »The Lexicon of Love« und »The Dollar Album« von Dollar, ist er nicht mehr aufzuhalten. Sein Label Zang Tuum Tumb – oder schlicht und einfach ZTT – steht wie kaum ein anderes für tanzbare und aufgekratzte Musik, die frisch daher kommt und den »New Pop« verkörpert.
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Quincy Jones
Quincy Jones wurde der breiten Masse spätestens nach der Zusammenarbeit mit Michael Jackson bekannt. 79 Mal wurde er für einen Grammy nominiert – 27 Mal durfte er die begehrte Trophäe entgegen nehmen. Bereits mit 17 Jahren erhielt er ein Stipendium für das Berklee College of Music in Boston. Als ihn Lionel Hampton wenig später als Trompeter für seine Tour engagierte, schmiss er das Studium.
Lies auch: Quincy Jones im Portrait
Erst kürzlich holte er zu einem Rundumschlag aus und rechnete mit dem Show-Business ab. »Die Beatles waren die schlechteste Band der Welt« oder »Michael Jackson hat viele Songs geklaut«, schrieben die Medien. Kein wunder, dass Jones auch als die am häufigsten zitierte Persönlichkeit der Musikindustrie gilt. Später ruderte er zurück und entschuldigte sich für seine Aussagen. Wer kann, der kann halt.
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Rick Rubin
AC/DC, Red Hot Chili Peppers, Slayer, Johnny Cash, Jay-Z, Ed Sheeran oder Lady Gaga – die Liste an Hochkarätern, die Rick Rubin produzierte ist lang – sehr, sehr lang. Schon in jungen Jahren gründete er zusammen mit Russell Simmons das Label Def Jam Recordings, das sich anfangs noch auf Hip Hop konzentrierte. Bereits zwei Jahre darauf konnte er mit »Raising Hell« von Run-DMC sowie »Licensed To III« von den Beastie Boys erste Erfolge feiern.
Sein Einfluss darauf, wie Hip Hop, Metal aber selbst Country heute klingen, ist enorm. Immer wieder beschwört er seine Liebe zur Musik – Verkaufszahlen oder Auszeichnungen interessieren ihn nicht. Über 100 produzierte Alben gingen mehr als 100 Millionen mal über den Tresen. Der Co-Chef von Columbia Records hat seine eigene, starke Meinung und man weiß nie, was als nächstes kommt. Bis heute versucht er seine Vision eines Abo-Bezahlmodells für Musik in den Chefetagen der Major-Labels durchzusetzen.
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George Martin
Sir George Martin, der als der fünfte Beatle galt, war ein Produzenten-Genie mit einem Genre übergreifenden Stil. Er war es, der das Potenzial der Beatles erkannte, obwohl er ihre ersten Aufnahmen als »ziemlich lausig« und »schlecht balanciert« bezeichnete. Insgesamt »eine sehr ungeschliffene Gruppe«, wie er befand.
Selbst als renommierter, fest angestellter Produzent, erhielt er keine umsatzabhängigen Tantiemen, was ihn schließlich dazu bewegte, die in London ansässige AIR (Associated Independent Recording) zu gründen. Von nun an war der Meister der populären Melodie unabhängig. Noch heute – nach seinem Tod im März 2016 – gilt er als einer der bedeutendsten britischen Musikproduzenten, der sich für viele trendsetzende Aufnahmen verantwortlich zeichnet.
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