Die denkwürdigsten CD-Cover der Musikgeschichte
Von Alexander Schölzel am 18. Dezember 2017
Künstlerische CD-Cover
Ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich bei der Auswahl neuer Musik vermehrt auf die Covergestaltung achte und auch nicht selten danach auswähle. Farblich schrille, fiese Aufmachungen schrecken mich eher ab und lassen mich an Lollipop-Songs denken – Plastik-Musik, ohne wirkliche Tiefe.
Klar, dass die Bewertung von Kunst auf rein persönlicher und subjektiver Ebne stattfindet. Doch es scheint sie zu geben: CD-Cover, die künstlerisch höchst wertvoll sind und damit unter Umständen in die Musikgeschichte eingegangen sind. Als erste Band in der Musikgeschichte wurde im übrigen den Beatles von ihrem Label gestattet, ihr Cover-Bild selbst zu gestalten.
Die Band nahm die Gestaltung ihrer Alben sehr ernst: wie kaum eine andere Gruppe beherrschten sie es, mit ihrem Albumcover für Furore zu sorgen. Als zweite Band in der Geschichte erlaubte die Plattenfirma EMI Pink Floyd selbst Hand anzulegen. Entstanden ist dabei das Cover von »Dark Side Of The Moon«, das noch heute als eines der schönsten gilt.
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The Velvet Underground & Nico
Warum keinen Berühmten Künstler mit der Gestaltung des Front-Covers beauftragen? Andy Warhol´s Siebdruckarbeiten waren alles andere als gewöhnlich. So wie die für das Cover von »The Velvet Underground And Nico«. Die Pop-Art-Banane hielt auf den ersten Exemplaren sogar noch eine Überraschung parat: die knallig gelbe Frucht war ein Abziehbild unter dem sich eine rosafarbene Banane verbarg. Die Banane ließ sich quasi schälen. Da die Produktionskosten auszuufern schienen, wurden die folgenden Auflagen ohne Sticker herausgegeben.
Scorpions – Virgin Killer
Als eines der kontroversesten Cover-Bilder ging »Virgin Killer« der Scorpions in die Geschichtsbücher ein. Die zum damaligen Zeitpunkt zehnjährige Jacqueline konnte der Band mit ihrem Abbild zum Durchbruch verhelfen. Eine kontroverse Diskussion entbrannte. Kein Wunder, dass die Platte in den USA nur an Insider unter der Ladentheke verkauft wurde. Dem Designer Steffan Böhle nach wollte man nur einen Liedtext über »die Jungfräulichkeit der Natur« darstellen.
Jim Flora – Mambo For Cats
Jim Flora war es, der den jungen Künstler Andy Warhol entdeckte. Zusammen mit dem Erfinder des bedruckten Albumcovers, Alex Steinweiss, arbeitete er in den 1940er-Jahren bei Columbia Records. Seine stilprägenden Gestaltungen waren seiner Zeit voraus – bunt, abstrakt und abgedreht.
Pink Floyd – Pulse
Pink Floyd hauten einen raus: ihre Plattengestaltungen wurden mehrfach mit Designpreisen ausgezeichnet. Doch für ihr Album »Pulse« sollte es noch ein wenig mehr sein. 1995 kam ihr Live-Album samt krassem Cover-Bild auf den Markt. Blinkende LED´s, eingebettet im Auge, setzten allem bisher da gewesenen die Krone auf. Einzig die Laser-Show, die man vom Dach des Empire State Buildings aus abfeuerte, stahl dem Cover kurzzeitig die Aufmerksamkeit.
The Beatles – St. Pepper´s
Am 30. März 1967 entstand das Foto zusammen mit Art Director Robert Fraser sowie dem Pop-Art-Künstler Peter Blake. 70 Gesichter aus aller Welt posierten. Darunter Oscar Wilde, Bob Dylan und auch Einstein. Ursprünglich plante John Lennon Hitler, Jesus und Elvis Presley mit in die Aufnahme zu schmuggeln. Am Ende verzichtete man aber darauf aus Angst, eine Kontroverse loszutreten.
The Mothers Of Invention – Weasels Ripped My Flesh
Das Album erschien 1970 auf Bizzare Records. Eventuell schon ein leichter Indikator für die ausgefallene Gestaltung des Covers. Auch inhaltlich durchstößt die Platte einige Grenzen: akustische Experimente und Hardcore-Jazz wurden auf der Scheibe verewigt.
The Beatles – White Album
Es kann so schön und einfach sein. Die »The Beatles« oder schlicht nur »Weißes Album« bezeichnete Platte bestach durch Schlichtheit und einem Hauch von Nichts. Der Bandname und die Seriennummer wurde ins Material eingestanzt. Trotz aller leere stand hinter der Covergestaltung der britische Pop-Art-Künslter Richard Hamilton. Paul McCartney gefielen schon immer seine Arbeiten und so bat er Hamilton, um die Gestaltung des Covers. Als überzeugter Minimalist war er es, der den Vorschlag machte, das Cover völlig weiß zu lassen.
The Beatles – Abbey Road
Vielleicht das berühmteste Cover, das es jemals gegeben hat. Als alle Aufnahmen in den Abbey Road Studios im Kasten waren, fehlte lediglich noch ein Bild für die Front des Albums. Fotograf Iain Macmillan beorderte alle hinaus auf die Straße – der Zebrastreifen in der Abbey Road wurde innerhalb von zehn Minuten zu einem Sinnbild. Mehr Zeit stand nicht zur Verfügung, um die Bandmitglieder abzulichten. Ein Tourist, der Amerikaner Paul Cole entdeckte sich später im Plattenladen auf der legendären Aufnahme wieder. Der weiße VW Käfer steht heute im Wolfsburger Volkswagenmuseum.
Nirvana – Nevermind
Kaum ein Cover wurde stärker überbewertet: der damals vier Monate alte Spencer Elden, nackt und auf eine Dollar-Note zu tauchend. Man befürchtete damals, die Öffentlichkeit könnte Anstoß an dem deutlich sichtbaren Penis des Babys nehmen. Curt Cobain schlug vor, ihn mit einem Sticker zu verdecken, auf dem eine Botschaft gestanden hätte, der diejenigen der Pädophilie bezichtigen würde, die sich an dem Bild stören. Die Plattenfirma Geffen ließ zunächst noch ein alternatives Cover anfertigen, entschied sich letztlich aber dann doch für die »nackte Wahrheit«.
Welches ist dein liebstes Albumcover? Magst Du es eher kontrovers, künstlerisch oder völlig ausgeflippt?