Amusie – Wenn Musik Schmerzen bereitet

Amusie
Im Falle des Neurologen Oliver Sacks, gingen die zeitweiligen Amusie-Erlebnisse mit einer starken Migräne einher.

Alexander Schölzel Von Alexander Schölzel am 10. Juli 2017

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Scheppern, Kreischen, Dröhnen – Amusie

Letzte Woche habe ich an dieser Stelle ja von einer jungen Frau berichtet, die unser geliebtes Medium Musik nicht nur über einen, sondern über zwei sensorische Kanäle aufnimmt.

Aber stellt euch mal vor, es gibt Menschen, die potenziell physisch in der Lage sind, ganz normal Musik zu hören, aber sie ertragen es nicht (jedenfalls im schlimmsten Fall). Ja, richtig gelesen, es gibt Personen, die aufgrund neurologischer Dispositionen nichts Melodisches, Tonales oder Rhythmisches erkennen oder gar ertragen: Das ist die Welt eines Amusikers. Das folgende Video beschreibt dieses Phänomen sehr anschaulich.

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Die bekanntesten Fälle von Amusie

Der Komponist Maurice Ravel (1875-1937) bezeichnet den wohl bekanntesten Fall von Amusie in der Musikgeschichte. Nachdem sein Gehirn in Folge einer Läsion Schaden genommen hatte, litt er fortan an einer Notenlesestörung. Erschwerend hinzu kam die Unfähigkeit, Kompositionen zu Papier bringen zu können. In seinem Kopf hingegen komponierte er weiter.


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Ein weiterer bekannter Fall: Che Guevara. Er soll beim Tanzen auf seinen Adjutanten angewiesen gewesen sein. Ohne dessen Anweisungen, die ihm signalisierten, ob er sich zu schnell oder zu langsam zu einem Takt bewegte, war er nicht in der Lage, sich adäquat zu Musik zu bewegen.

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Keine Melodien, keine Rhythmen

Betroffene sprechen zumeist von einem tonalen Dröhnen, das einen umgibt. Es gibt Berichte im Internet, nach denen sich Symptome beispielsweise während eines Migräneanfalls einstellten. Der Neurologe Oliver Sacks beschreibt sein Erlebnis so:

»Ich fuhr den Bronx River Park Way entlang und im Radio lief ein Stück von Chopin, das ich sehr liebte. Und dann veränderte sich etwas. Das Klavier bekam plötzlich so einen nervigen dröhnenden Hall, es schien die Tonalität zu verlieren, und dann hörte ich nur noch ein tonloses Dröhnen auf einem Stück Metall.«

Amusie oder vielleicht doch nur unbegabt?

Es gibt allerdings auch schwächere Abstufungen von Amusie. Es beginnt bei vielen Menschen bereits mit einer extremen Unbegabtheit. Ein generelles Desinteresse an Musik tritt ebenfalls häufig auf. Wirklich schlimm wird es erst, wenn eine echte pathologische Schädigung der Gehörfunktionen vorliegt.

Eine weitere schwächere Ausprägung der Amusie stellt die Tontaubheit dar. Wenn Du ganz auf Nummer sicher gehen möchtest, kannst Du diesen kurzen Online-Test absolvieren, um zu erfahren, ob in deinen Hirnhälften alles mit rechten Dingen zugeht.

Die Forschung ist zwar an Amusie interessiert. Eine echte Behandlungsmethode gibt es bisweilen aber nicht. Bleibt zu hoffen, dass man von einer solchen Beeinträchtigung, wie Amusiker sie erleben, verschont bleiben wird.

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