Audiokabel
Stecker Arten und alles über Kabel für Musiker
Von Felix Baarß am 30. Oktober 2017
Audiokabel – Inhalt (klickbar)
Kabel für Musiker & Produzenten – Alles über Audiokabel
Geballtes Praxiswissen und Expertentipps in einfachen Worten rund um Audiokabel – Stecker (Arten und Eigenschaften), Buchsenformate und die Klangleiter aus Kupfer & Co. sowie Aspekte wie Pegelstärke, Impedanz, Schirmung etc. Für Musiker und alle, die mit Übertragung von Audiosignalen zu tun haben.
Nachstehend werden die wichtigsten Verbindungen für analoge und digitale Audiosignale beleuchtet. Du bekommst alle Praxisinfos zu Audiokabel-, Buchsen- und Steckertypen sowie Schnittstellenformaten im Homestudio, im Proberaum oder auf der Bühne.
Wir beginnen mit der Audioübertragung, dem mit Abstand wichtigsten Aspekt für Musiker, Produzenten und Toningenieure. Einige der vorgestellten Kabeltypen können allerdings auch für andere Zwecke genutzt werden, etwa zur Synchronisierung oder für Steuerspannung (wichtig bei modularen Synthesizern).
PASSEND DAZU
- Sommer Cable Basic+ Test: Die besten Audiokabel für begrenzte Budgets
- FAQ: Mikrofonkabel – Wie Du sie (nicht) verwenden kannst
- Cordial Ceon Test: Profi DJ-Kabel
- Audiokabel
- Recording
1 Audiokabel Stecker Arten für ANALOGE Signale
1.1 Formate (Audiokabel Stecker Arten & Buchsen)
1.1.1 Klinke (engl.: »jack«)
Das für Musiker, Produzenten und Tonfachleute wichtigste Format ist wohl das Klinkenkabel. Speziell die Variante mit dem Durchmesser von 6,35 mm – meist abgerundet betitelt mit »6,3 mm« und salopp »große Klinke« genannt.
Die kompaktere Version – »kleine Klinke« oder »Miniklinke« genannt –, durchmisst exakt 3,5 mm. In der professionellen Audiotechnik kommt sie seltener zum Einsatz, doch für MP3-Player, Tablets und Smartphones oder andere tragbare Geräte ist sie seit jeher erste Wahl.
Da selbst große Klinkenbuchsen noch viel platzsparender sind als XLR (siehe unten), werden sie so schnell nicht aus der Audiotechnik verschwinden. Große Audio-Interfaces, Drum Machines, Keyboards & Co. mit vielen Ein- und/oder -ausgängen für Einzelkanäle ließen sich ohne solch kompakte Buchsen kaum praxistauglich konstruieren. Ganz zu schweigen von kleinen Mischpulten für den kleinen Studiotisch im zeitgenössischen Homerecording.
Klinkenverbindungen können unterschiedliche Arten der Signalübertragung bieten – zum Beispiel Mono oder Stereo über einen einzigen Stecker, je nachdem, wie dieser gestaltet ist. Genau das findest Du jetzt in Text und Bild, wobei Du »Tip« mit »Spitze« und »Sleeve« mit »Schaft« übersetzen kannst:
TS
- Mono, asymmetrisch
TRS
- Mono, symmetrisch oder asymmetrisch
- Stereo, asymmetrisch
- »Hin- und Rückweg« beim Anschluss von Effektgeräten über ein einziges Kabel
TRRS
- Mono, symmetrisch oder asymmetrisch
- Stereo, asymmetrisch
- Zusatzkanal für Headset-Kabelmikrofone
Tipp: Zum Ausreizen der Möglichkeiten müssen die Buchsen des Empfängergeräts in der Lage sein, die vom Kabel transportierten Signale komplett zu verarbeiten – eine für TS-Steckertypen ausgelegte Monobuchse kann mit dem Stereosignal oder dem symmetrischen Monosignal eines TRS-Steckers nichts anfangen.
1.1.2 XLR
Der unangefochtene Standard in vielen Bereichen der professionell ausgerichteten Audiotechnik, speziell zum Anschluss von Mikrofonen und Lautsprechern.
Die überwältigende Mehrheit der Geräte nutzt XLR-Verbindungen mit drei Polen, also drei möglichen Leitungen für Signale. Diese enden bei den männlichen Anschlüssen (»male«) in kleinen Metallstiften (»Pins«), welche in entsprechende Löcher in der weiblichen Buchse (»female«) gesteckt werden. Mehr als drei Pole findet man in der Audiosignalübertragung noch an Röhrenmikrofonen (dort sind es dann meist fünf).
XLR ist robuster und weniger anfällig für Schmutz und Staub, da die Kontaktflächen vom Gehäuse umgeben sind. Beim Verbinden werden hohe Spannungsspitzen vermieden. Kurz: Wenn möglich, sollte XLR stets den Vorzug gegenüber Klinkenverbindungen genießen, und wenn es nur an einem Ende des Kabels ist.
Du kannst mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass das Signal mit einem XLR-Kabel symmetrisch übertragen werden kann – nur in sehr seltenen Ausnahmefällen sind sie auf eine asymmetrische Übertragung beschränkt. Geräte mit funktional derart beschnittenen XLR-Buchsen sind uns nicht bekannt.
Peinliche Funkstille bei der Live-Performance ist damit ausgeschlossen. Doch Vorsicht ist geboten, denn bei extrem starkem Zug könnte dein Equipment beschädigt werden – bei Buchsen ohne Verriegelung würde der Stecker einfach aus der Buchse gleiten.
1.1.3 Kombibuchsen (XLR + Klinke vereint, auch »Combo-Buchse« genannt)
Diese Buchsen sind eine platzsparende Lösung, um Ein-/Ausgänge in den beiden zuvor beleuchteten Formaten an einem Gerät unterzubringen. Hier sitzt die Öffnung für Klinkenstecker in der Mitte, während ringsherum die drei Löcher und der Ring für XLR zu finden sind. Nachteil: Es kann immer nur ein Kabel angeschlossen werden.
1.1.4 Cinch (engl.: »RCA«)
Sprich: »Sinsch« (mit scharfem S). Die internationale, auch hierzulande nicht unübliche Bezeichnung ist »RCA« (von »Radio Corporation of America«). Dieses Format findet sich überwiegend in der Unterhaltungselektronik (z.B. Stereoanlage) und bei Geräten für das Homerecording auf Amateurniveau. Aber auch bei Mischpulten zum Anschluss von Aufnahmegeräten oder bei Audio-Interfaces und Controllern für DJs.
Zur Audioübertragung liegen Cinch-Verbindungen praktisch immer als Pärchen vor – so kann der linke und rechte Kanal eines Stereosignals übertragen werden, denn anders als bei der Klinke läuft hier über einen einzelnen Stecker stets auch nur ein einziges Signal.
In der Regel sind Buchsen für den linken Kanal weiß und für den rechten Kanal rot. Zur Orientierung beim Verkabeln sind auch die Stecker gewöhnlicher Cinch-Audiokabel derartig farbcodiert.
Mit Cinch ist ausschließlich eine asymmetrische Signalübertragung möglich. Damit ist dieses Format anfälliger für Störsignale als XLR- und TR(R)S-Klinkenverbindungen. Dieser Umstand, mögliche Fertigungsungenauigkeiten aufgrund fehlender Normung sowie kleine elektrotechnische Nachteile im Handling führen zu einem eindeutigen Urteil: Zumindest im (Heim-)Studio sollte Cinch nur verwendet werden, wenn es technisch oder finanziell nicht anders geht.
1.1.5 speakON
Bei einem Abstecher in die Eventtechnik trifft man immer häufiger auf speakON-Verbindungen, wenn es an die Verkabelung einer PA-Anlage geht.
Die zweipoligen speakON-Audiokabel-Steckerarten passen auch in vierpolige speakON-Buchsen und funktionieren dort einwandfrei. Die achtpolige Buchse ist hingegen größer. Durch die vergleichsweise hohe Anzahl von Polen (und damit übertragbaren Kanälen) lassen sich selbst Surround-Systeme mit einem einzigen speakON-Kabel speisen.
Nicht zu unterschätzen: Anders als bei XLR ist bei speakON die Verwechslung von Mikrofon- und Lautsprecherkabeln ausgeschlossen.
Für die Steckverbinder der Kabel gibt es nur einen Typ: männlich. Dementsprechend sind die Anschlüsse an den zu verbindenden Geräten stets weiblich. Kleiner Nachteil: Da speakON-Kabel an beiden Enden mit der gleichen Art von Steckverbindung versehen sind, können sie nur mit einem speziellen Adapter gekoppelt (und damit verlängert) werden.
Die größeren Kontaktflächen im Vergleich zu Klinken- oder XLR-Verbindungen sorgen für einen kleineren Übergangswiderstand und eine höhere Belastbarkeit. Weiterhin ist der Berührungsschutz im Veranstaltungsbereich sehr wichtig – Verstärkerleistungen bis in den Kilowatt-Bereich sind bei großen Events nicht selten, daher wären die von anderen Kabeln bekannten Krach- und Brummgeräusche fatal.
Brummschleifen: Was das ist und wie Du sie vermeiden kannst
1.2 Symmetrisch vs. asymmetrisch
Die sogenannte symmetrische (engl.: »balanced«) Übertragung eines Signals sorgt für eine deutlich geringere Anfälligkeit für Störgeräusche. Insbesondere bei der Verwendung langer Kabelstrecken.
Um symmetrisch übertragen zu können, müssen alle drei beteiligten Komponenten – beide Geräte und das Kabel – dazu ausgelegt sein. Für das Kabel bedeutet das, dass für ein Monosignal zwei Adern und ein Masseleiter benötigt werden. Genau wie für asymmetrisches Stereo.
Alles Weitere findest Du hier in aller Ausführlichkeit:
FAQ: Symmetrisch vs. Unsymmetrisch – Kabel, Eingänge, Ausgänge »
1.3 Pegelstärken
Betrachten wir zunächst den Output von Audiogeräten und Instrumenten. Es gibt es vier Standards, die im Durchschnitt unterschiedlich starke Pegel erzeugen – im Folgenden aufsteigend sortiert:
- Mikrofonpegel (»mic level«)
- Instrumentenpegel (»instrument level« oder »Hi-Z«)
vor allem aus E- bzw. Westerngitarren & E-Bässen - Line-Pegel (»line level«)
aus Keyboards, Synthesizern, Drum Machines u.v.m. - Lautsprecherpegel
aus Verstärkern für Gitarre, Bass
Consumer vs. Pro
Line-Pegel werden noch einmal unterteilt in einen sogenannten Consumer- und den Professional-Pegel. Erstere finden sich meist bei HiFi- und Homerecording-Equipment. Letztere sind bei professioneller Ton- und Beschallungstechnik üblich und sind etwas stärker.
- Consumer: -10 dBV (0,3162 Volt)
- Professional: +4 dBu (1,228 Volt)
Manche Geräte bieten einen Schalter, der die Ausgabe mit beiden Pegelstärken ermöglicht – zur Anpassung an jedes beliebige Gerät mit Line-Eingang.
Der entscheidende Punkt ist, dass ein Input an einem Empfangsgerät meist einen bestimmten dieser Pegel »erwartet«. Beispiele: Ein Gitarrenverstärker ist zur Speisung mit Instrumentenpegel ausgelegt, ein Mikrofonvorverstärker für Mikrofonpegel und ein Lautsprecher für Line-Pegel.
Wenn Du davon abweichst, könnte der Klang einfach nur zu leise/laut sein bzw. mehr oder minder stark verzerrt/anderweitig beeinträchtigt sein. Im schlimmsten Fall droht die (manchmal irreparable) Beschädigung der Geräte.
Um ganz sicherzugehen: Verbinde stets einen Ausgang für die vorgesehene Pegelstärke X über a) ein für diesen Zweck konzipiertes Kabel mit b) einem Eingang für genau diese Pegelstärke X.
Kann ich Hi-Z-Signale in Line-Signale verwandeln?
Ja. Das geschieht mit einer sogenannten DI-Box. Wichtig: Es muss sich um eine aktive DI-Box handeln, also eine mit eigener Stromversorgung (Batterie oder Netzteil), da der Pegel verstärkt werden muss. Alternativ gibt es mittlerweile an sehr vielen Audio-Interfaces und Mischpulten a) spezielle Gitarren-/Basseingänge oder b) Line-Eingänge, die sich per Knopfdruck in einen Modus zur Einspeisung von Signalen mit Hi-Z-Pegel schalten lassen.
Kann ich Hi-Z-Signale in Mic-Signale verwandeln?
Auch das ist möglich, abermals mit einer DI-Box. Hier kannst Du sowohl passive (ohne Stromzufuhr funktionierende) als auch aktive DI-Boxen verwenden.
2 Audiokabel Stecker Arten für DIGITALE Signale
Klangsignale können auch als digitale Daten und damit im Idealfall (mehr dazu siehe unten) frei von Verlusten und Klangverfärbungen gesendet werden.
In einem digitalen Audiosignal wird eine Abfolge von Zahlenwerten in gleichmäßigen Intervallen verschickt. Jede dieser Zahlen repräsentiert die Pegelstärke (Amplitude) an einem bestimmten Zeitpunkt innerhalb des Signals. Beispiel: Mit einer Bit-Rate von 16 Bit wird der Spielraum zwischen kompletter Stille und dem digitalen Maximalpegel in 65.536 (216) Stufen aufgelöst.
Wie schnell die Abfolge dieser Zahlenwerte ist, wird von der sogenannten Sample-Rate der Audiodaten aus dem Sendegerät festgelegt. Beispiel: Bei Audiodaten mit einer Sample-Rate von 44.100 Hertz (44,1 kHz) ist es 44.100-mal pro Sekunde.
Analoge Signale sind hingegen nicht derart abgestuft. Bei ihnen fließt das Signal theoretisch unendlich fein aufgelöst – allerdings gilt das in der Praxis nur für die Zeitachse (entspricht der Sample-Rate bei Digitalen Audiosignalen). Denn auf der Ebene der Amplitude und damit der Höhe der elektrischen Spannung sind allen Gerätschaften technische Grenzen gesetzt.
Digital = 100% akkurat?
Im Idealfall korrigiert das Empfangsgerät Störungen des zugeführten digitalen Signals, doch Klangfehler können nie ganz ausgeschlossen werden. Es ist schwierig bis unmöglich, die Ursache zu finden – mögliche Übeltäter sind …
- Das Ausgabegerät
- Das Kabel
- Das Empfangsgerät
Mit einem halbwegs hochwertigen Kabel eines renommierten Herstellers kannst Du zumindest eine dieser drei Komponenten als mögliche Fehlerquelle (annähernd) ausschließen.
Es folgen die wichtigsten Kabeltypen, während später die darüber sendbaren Schnittstellenformate beleuchtet werden.
2.1 Formate (Audiokabel Stecker Arten & Buchsen)
2.1.1 Optisch (TOSLINK)
Dieses Format wurde anno 1983 von Toshiba entwickelt (»TOShiba-LINK«) und zählt zur Kategorie der Lichtwellenleiter – hier wird kein elektrischer Strom, sondern Licht durchgejagt. TOSLINK firmiert daher auch unter der schlichten Bezeichnung »optisches [Audio-]Kabel«.
Diese Art der Signalübertragung ist unempfindlich gegenüber Einstreuungen durch Radiowellen bzw. elektromagnetische Interferenzen und verursacht keine Brummschleifen. So können bedenkenlos ein Netzteil, Netzkabel und mehr direkt neben einem TOSLINK-Kabel verlegt werden.
Der Standard in Sachen Buchsen- und Steckertypen für TOSLINK nennt sich »F05« und sendet lediglich die Lichtwellen. Die Abwandlung »Mini-TOSLINK« überträgt mittels eines kleinen Klinkensteckers (siehe oben) zusätzlich ein analoges Signal – die Lichtwellen gelangen durch das Loch in der Steckerspitze in das Kabel. Viele Laptops besitzen eine Mini-TOSLINK-Buchse zur Übertragung eines Surround-Signals mit den beschriebenen Hybridkabeln.
Als Leitungsmaterial kommen entweder Glasfasern oder transparenter Kunststoff (polymere optische Fasern) zum Einsatz. In letzterem Fall wird das Licht auf seinem Weg vergleichsweise stark abgeschwächt. So ist das Signal nach etwa zehn Metern meist nicht mehr stark genug, um fehlerlos vom Empfangsgerät gelesen werden zu können. Andererseits sind Lichtwellenleiter aus Glasfasern teurer und fragiler, bei zu engem Biegeradius können sie brechen.
Tipp: Lichtwellenleiter sind konstruktionsbedingt grundsätzlich fragiler als fw-normale Audiokabel für analoge Signale. Selbst TOSLINK-Kabel, die aus Kunststofffasern bestehen, solltest Du also niemals knicken oder stark biegen.
Digitale Schnittstellenformate über TOSLINK:
- S/PDIF
- ADAT
- MADI
2.1.2 Koaxial
Hier werden die digitalen Signale herkömmlich mit elektrischem Strom übertragen. Achtung, dieser Kabeltyp sieht im digitalen Kontext zwar wie ein gewöhnliches Cinch-Kabel für analoge Signale aus, doch sind nur die Buchsen- und Steckertypen identisch – der Unterschied besteht im sogenannten koaxialen (konzentrischen) Aufbau des Kabels.
Von innen nach außen:
- Innenleiter (»Seele«), meist aus Kupfer
- Isolation (»Dielektrikum«)
- Außenleiter und Abschirmung
- Kabelummantelung zum Schutz vor Ein- und Ausstreuungen
Auf kurzen Entfernungen lassen sich zur digitalen Übertragung allerdings auch handelsübliche Cinch-Kabel verwenden. Wer längere Strecken überbrücken will und bastelfreudig ist, kann wiederum ein gewöhnliches Antennenkabel von seinen BNC-Steckverbindungen trennen und stattdessen Cinch-Stecker anlöten.
Hochwertige, vorkonfektionierte Koaxialkabel für Digitalaudio haben robuste, kontaktstarke und korrosionsfreie (idealerweise vergoldete) Stecker. Auch ist eine gute Schirmung wichtig und der Wellenwiderstand sollte exakt der Norm von 75 Ω entsprechen.
Digitale Schnittstellenformate über Koaxialkabel:
- S/PDIF
- MADI
2.1.3 XLR für AES/EBU
Zur Übertragung von AES/EBU (siehe Schnittstellenformate unten) dienen bekannte Steckverbindungen aus dem analogen Bereich – die Rede ist von XLR-Steckern und -Buchsen, alle Details dazu findest Du weiter oben.
Allerdings sind fw-normale Mikrofon- und Lautsprecherkabel nicht zur AES/EBU-Übertragung geeignet. Stattdessen sollten Klangleiter mit einem Leitungswellenwiderstand von 110 Ω verwendet werden, denn sonst können Signalreflexionen und damit Synchronisierungsprobleme zwischen den verbundenen Geräten auftreten. Umgekehrt funktionieren die AES/EBU-Kabel mit 110 Ω jedoch problemlos für analoge Übertragungen.
2.2 Schnittstellenformate
Die vier wichtigsten Schnittstellenformate – quasi die »Sprachen«, in denen die transportierten Signale interpretiert werden – sind S/PDIF, ADAT, AES/EBU und MADI. Für das Homerecording und den semiprofessionellen Gebrauch sind die ersten beiden meist völlig ausreichend. Insbesondere MADI ist hingegen für eine sehr hohe Anzahl an Kanälen (bis zu 64) und damit den Live-Betrieb, große Tonstudios, Rundfunk- und Fernsehanstalten etc. konzipiert.
In der folgenden Tabelle siehst Du jeweils, wieviel Kanäle Du in welcher Qualität übertragen kannst. Dabei sind lediglich die gemäß der Spezifikation möglichen Höchstwerte aufgeführt – manche Geräte sind etwa nur in der Lage, S/PDIF mit 16 Bit oder MADI mit 56 Kanälen zu senden/empfangen.
Maximale Bit-Tiefe | Kanäle / Max. Sample-Rate | |
S/PDIF | 16 Bit (20/24 Bit optional) | 2 Kanäle mit 48 kHz |
ADAT | 24 Bit | 2 Kanäle mit 192 kHz 4 Kanäle mit 96 kHz 8 Kanäle mit 48 kHz |
AES/EBU | 24 Bit | 2 Kanäle mit 192 kHz |
MADI | 24 Bit | 16 Kanäle mit 192 kHz 32 Kanäle mit 96 kHz 64 Kanäle mit 48 kHz |
3 Eigenschaften von Kabeln
3.1 Länge
Grundsätzlich gilt: Je kürzer das Kabel, desto besser. So wird die Chance für Verluste in der Signalqualität und/oder Lautstärke minimiert. Außerdem gibt es dann womöglich weniger potentielle Stolperfallen. Und nicht zuletzt kosten kürzere Kabel weniger. Wer sein Homestudio verkabeln will, sollte also schon bei der Anordnung der Geräte auf dem Studiotisch, im Rack & Co. entsprechend planen. Und unbedingt den nächsten Absatz lesen …
Konfektionierte Kabel vs. Meterware
Manche Hersteller bieten bestimmte Kabel für Homestudio-Zwecke in zwei Darreichungsformen:
- Konfektionierte Kabel – Sofort einsatzbereit mit Steckverbindern an beiden Enden
- Meterware – Klangleiter inklusive Mantel und Schirm, aber ohne Steckerbinder
Meterware hat den Vorteil, dass Du exakt die Kabellänge kaufen kannst, die Du wirklich brauchst. Zwar gibt es in aller Regel mehrere Konfektionen eines Kabeltyps mit 1,5 Meter, 3 Meter, 6 Meter und so weiter, aber eben nicht immer … und ein Spielraum von stolzen 3 Metern wie in unserem Beispiel zwischen 3- und 6-Meter-Konfektionen kann man auch nicht gerade als maßgeschneiderte Lösung bezeichnen.
Ein weiterer Vorteil von Meterware ist die freie Auswahl an Steckverbindungen. Hier kannst und solltest Du qualitativ hochwertige Exemplare von Firmen wie Neutrik wählen. Außerdem kannst Du an einem oder beiden Enden Winkelstecker nutzen, die bei konfektionierten Kabeln mit den für dich passenden Maßen & Eigenschaften längst nicht immer erhältlich sind.
Auswirkungen auf den Klang bei sehr langen Kabeln
Kurzgefasst: Kabel renommierter Hersteller übertragen Signale auch auf vergleichsweise langen Strecken ohne hörbaren Qualitäts- und Lautstärkeverlust. Messbar mag er sein, aber wen stört’s? In der Regel können mit vernünftigen Kabeln also auch ein, zwei, drei Dutzend Meter problemlos überbrückt werden. Entscheidend für den Klang ist ohnehin eher die Kapazität (siehe unten).
Doch wie eingangs erwähnt, solltest Du schon in der Planung deines Studios alle Kabelstrecken so kurz wie möglich konzipieren, und sei es »nur« aus Kostengründen. Je länger die Strecke, desto stärker empfiehlt sich eine symmetrische Übertragung für astreine Signale – siehe nächstes Kapitel.
Bei TOSLINK-Kabeln ermöglichen Glasfasern als Leitermaterial längere Kabelstrecken als Kunststoffleiter. Letztere funktionierten oft nur bis maximal 5 bis 10 Meter, Erstere hingegen bis rund 30 Meter und mehr.
3.2 Flexibilität
Ein Qualitätsmerkmal ist, wie weit sich ein Kabel verbiegen lässt, ohne dass es dabei beschädigt wird. Wenn nicht nur ein einzelner Leiter, sondern mehrere miteinander verflochtene (hier: »verdrillte Litzen«) im Kabel stecken, ist es besonders flexibel. Das eignet sich vor allem für den mobilen Einsatz, wo so mancher Winkel auf und neben der Bühne beachtet werden muss und Langlebigkeit bei häufigem Verlegen/Aufrollen wichtig ist.
Hier kommt es auch auf das Mantelmaterial an. Manche Ummantelungen sind biegsamer als andere und damit bessere für verwinkelte Aufbauten geeignet.
Wie oben im Kapitel »Optisch (TOSLINK)« erwähnt, sind Lichtwellenleiter für digitale Audiosignale zerbrechlicher als die Kupfer- oder Aluminiumleitungen bei XLR, Klinke & Co. Vor allem Glasfaserkabel dürfen niemals in einem engen Radius gebogen oder gar abgeknickt werden.
3.3 Mechanische & elektrische Eigenschaften
3.3.1 Fläche der Steckkontakte
Wenn die metallischen Kontaktflächen eines Steckers sehr eben, sauber und gleichmäßig gefertigt sind, ergeben sich optimale Berührungspunkte mit der entsprechenden Buchse an einem Gerät. So ist der Übergangswiderstand gering und es kann viel Strom fließen.
3.3.2 Vergoldung der Steckkontakte
Oft werden die metallischen Kontaktflächen des Steckers vergoldet, also mit einer Goldschicht überzogen, die wenige Mikrometer dünn ist – Gold rostet nicht. So ist ein vergoldetes Kabel für Homestudio-Besitzer vor allem in vergleichsweise feuchten Umgebungen zu empfehlen.
Die Goldschicht könnte wird mit der Zeit abgewetzt werden, wenn Du das entsprechende Kabel über die Jahre sehr häufig ein- und aussteckst. Dadurch erhöht sich der Übertragungswiderstand und Verbindungsqualität sinkt. Zugegeben, das wird nur bei sehr häufiger und starker Beanspruchung passieren.
3.3.3 Qualität der Lötstellen
Wie robust und signaltechnisch günstig die Verbindung zwischen den Leitern und der Steckverbindung ist, hängt im Wesentlichen davon ab, wie sauber diese verlötet sind. Ungeübte Augen erkennen nach dem Öffnen des Steckergehäuses im besten Fall, ob die Lötstellen sauber aussehen und ringsherum keine Reste von Lötzinn zu finden sind.
Keine Bange, bei neuerworbenen, konfektionierten Kabeln von renommierten Herstellern sollte hier alles bestens sein. Ansonsten ist Vorsicht geboten – im Zweifel sollten die Lötstellen von erfahrenen Freunden oder von professioneller Hand in Augenschein und gegebenenfalls erneuert werden.
3.3.4 Impedanz (beim Kabel: Leitungswellenwiderstand)
Elektrische Widerstände können bei der Übertragung von Audiosignalen eine wichtige Rolle spielen. Und zwar an drei Stellen:
- Am Ausgang eines Geräts (Eingangswiderstand)
- Im Kabel (Leitungswellenwiderstand)
- Am Eingang eines Geräts (Eingangswiderstand)
Was die Wahl des Kabels angeht, musst Du in der Praxis nur darauf achten, dass es für den konkreten Zweck geeignet ist (Mikrofon, Synthesizer & Co. (Line), Gitarre, Gitarrenbox etc.).
Achtung: Dabei gibt es für unterschiedliche Zwecke konzipierte Audiokabel, deren Buchsen- und Steckerarten jedoch identisch aussehen. Im harmlosen Fall a) gibt es Störungen im Signal, während es im schlimmsten Fall b) zur Beschädigung eines der angeschlossenen Geräte führen kann. So zum Beispiel bei a) Gitarrenkabeln (Gitarre → Verstärker) und b) Boxenkabeln (Verstärker → Gitarrenbox).
» Unterschied zwischen Gitarrenkabel und Boxenkabel
Am Rande: Bei einem Gitarren-Rig ist zudem die Abstimmung der Impedanzwerte zwischen dem Ausgang/den Ausgängen am Verstärker einerseits und dem Eingang/den Eingängen an der Gitarrenbox andererseits wichtig. Alles dazu findest Du hier:
3.3.5 Leiterquerschnitt
Den Leiterquerschnitt beschreibt, wie »dick« die Ader bzw. die mehreren miteinander verdrillten Adern (»Litzen«) eines Kabels sind – der Mantel gehört nicht dazu, entscheidend ist nur der signalleitende Teil im Inneren. Der Querschnitt wird sichtbar, wenn das Kabel senkrecht durchgeschnitten wird.
Für die Spezifikation des Kabels wird die Fläche des Leiterquerschnitts gemessen, daher erfolgt die Angabe in Quadratmillimetern. Bei einem kreisförmigen Leiter lautet die Formel wie folgt:
A (Querschnitt) = r (Radius) zum Quadrat, multipliziert mit Pi.
Je größer der Leiterquerschnitt, desto weniger Leitungswiderstand – das führt zu höherer Übertragungsleistung. Wenn Signal B stärker als Signal A ist und/oder über eine längere Kabelstrecke geschickt werden soll, sollte für Signal B ein Kabel mit größerem Leiterquerschnitt als für Signal A genutzt werden.
Bei Mikrofonkabeln haben sich beispielsweise Querschnitte von mindestens 0,20 mm² oder 0,22 mm² bewährt. Für sehr lange Strecken werden 0,5 mm² empfohlen.
Ein guter Mittelweg und Garant für saubere Signalübertragung bei mittellangen Strecken greifst Du zum Beispiel zu Kabeln mit einem Leiterquerschnitt von 0,34 mm² wie dem Sommer Cable SC Club Series MkII.
Experten-Tipp von Pascal Miguet, Sommer Cable
Der Leiterquerschnitt spielt bei kurzen NF-Kabeln [Niederfrequenzkabeln, d. Red.] wie bspw. Mikrofonleitungen – rein audiophil gesehen – eine untergeordnete Rolle. Allerdings können größere Leiterquerschnitte in feinlitzigem Aufbau kompakter verseilt und gleichmäßiger isoliert werden.
Das nimmt wiederum Einfluss auf die mechanische Komponente (Biegezyklen) und elektrischen Werte (wie Kapazität, Dämpfung). Das spiegelt sich im Einfluss bei Überlängen auf den Klang wider, was sich – bei unsauber verseilten und isolierten Kabeln – durch Höhen- und Dynamikverlust bemerkbar machen kann.
3.3.6 Kapazität
Die Kapazität eines Kabels gibt an, wie stark die Höhen gedämpft werden. Niedrigere Kapazität ermöglicht mehr hohe Frequenzanteile im Signal.
Je kürzer das Kabel, desto geringer die Kapazität – ist ein Kabel X halb so lang wie Kabel Y, hat Kabel X auch eine exakt halb so hohe Kapazität. Gemessen wird die Kapazität in der Einheit Pico-Farad (pF) pro Meter (m) … also pF/m.
Beispiele: Ein Kabel mit 50 pF/m ist sehr höhenreich, während eins mit 150 pF/m eher warm klingt und die Bässe und Mitten stärker präsent sind.
Prinzipiell ist für kristallklaren Sound also möglichst niedrige Kapazität gut. Wer mastert und ein möglichst unverfälschtes Signal braucht, muss darauf achten. Aber auch hohe Kapazität kann seine Berechtigung haben. Zum Beispiel, wenn über ein Kabel Signale mit starken Verzerrungen und Übersteuerungen übertragen werden sollen, die gerne etwas entschärft klingen dürfen.
Experten-Tipp von Pascal Miguet, Sommer Cable
Im Niederfrequenzbereich ist die Kapazität eines Kabels fw-normalerweise vernachlässigbar – mit Ausnahme von Gitarrenkabeln, deren Piezo-Tonabnehmer hohe Ausgangsimpedanzen haben.
Ein Kabelleiter bildet mit anderen Leitungen in direkter Umgebung einen Kondensator, der Energie speichern kann. Im Fall eines Kabels ist die Speicherung von Energie unerwünscht, da das Signal möglichst vollständig übertragen werden soll. Die Kapazität eines Kondensators hängt von Leitergeometrie und dem dazwischen befindlichen Isolatormaterial ab, sie bremst die Änderung der Spannung.
Bei guten Mikrofonkabeln können selbst große Längen von 400 Metern ohne Probleme verlustfrei übertragen werden. Eine Klangänderung entsteht erst durch viele technische Faktoren, die nicht zwangsläufig mit der Kapazität zusammenhängen müssen.
3.3.7 Schirmung
Die (Ab-)Schirmung eines Kabels soll dazu dienen, Einstreuungen von elektrischen und magnetischen Feldern sowie elektromagnetischen Wellen (klassisches Beispiel: Funkwellen von Radiosendern) zu unterbinden bzw. weitestgehend einzudämmen. Umgekehrt soll so auch die Ausstreuung aus dem Kabel vermieden bzw. abgeschwächt werden, damit die Signale anderer Kabel bzw. sonstiger Geräte nicht beeinflusst werden.
Audiokabel für unterschiedliche Zwecke stellen verschiedene Anforderungen an die Schirmung. So benötigen Gitarrenkabel beispielsweise eine Abschirmung, um Störfrequenzen im Funkbereich herauszufiltern, Boxenkabel hingegen nicht.
4 Zubehör
4.1 Adapter & Adapterkabel (diversen Buchsen- und Steckertypen)
Wenn zwei Kabel oder ein Kabel und die Buchse eines Geräts nicht aneinanderpassen, kannst Du auf ein passendes Kabel ausweichen oder (wahrscheinlich) einen Adapter verwenden.
Es gibt unzählige solcher Helferlein zur Übersetzung bestimmter Buchsen- und Steckertypen auf andere Formate – hier sind einige der am häufigsten verwendeten und nützlichen Adapter und Anwendungsbeispiele:
Klinke 3.5 mm TRS männlich … auf Klinke 6.3 mm, TRS, männlich | Kopfhörer mit Miniklinkenstecker an Ausgabegerät mit großer Klinkenbuchse (z.B. Audio Interface, DJ-Mixer & Co.) anschließen |
Cinch weiblich … auf Klinke 6.3 mm TS männlich | Zwei Adapter dieser Art (für den linken und rechten Kanal) diesen beispielsweise zur Verbindung eines DJ-Controllers mit einem Audio Interface. Einfache DJ-Controller haben nämlich keine integrierte Soundkarte oder XLR-Ausgänge, während die meisten Audio-Interfaces keine Cinch-Eingänge besitzen. |
Klinke 3.5 mm TRS männlich … auf 2 x XLR männlich | Soundkarte eines Computers, Tablet, Smartphone, MP3-Player, Mini-Synthesizer & Co. an ein Mischpult anschließen |
Adapter sind eher eine Notlösung
Anstatt einen Adapter zu nutzen, solltest Du grundsätzlich eher eine direkte Verbindung mit einem passenden Kabel schaffen. Das ist stabiler, nicht so klobig und sauberer in der Signalübertragung.
Dennoch stellen Adapter manchmal eine schnelle, akzeptable Notlösung dar. Oder sie sind konstruktionstechnisch bereits fest eingeplant … und dabei so ausgereift, dass man kaum noch merkt, dass man einen Adapter verwendet. Siehe unser erstes Beispiel in der obigen Tabelle.
4.2 Multicore – Stagebox & Loom
In Studios und im Live-Bereich wird auf vielen Kanälen gleichzeitig übertragen – jeweils von einem festen Punkt A zu einem festen Punkt B. So bietet es sich an, viele kleine Kabel zu einem großen zusammenzufassen, anstatt Dutzende Einzelkabel zu verlegen. Die englische Bezeichnung ist »Multicore«, weil im Kern solcher Kabel mehrere Klangleitungen verlaufen.
Man möchte damit …
- Platz sparen
- Kabelsalat vermeiden
- Ordnung und Übersicht schaffen
- Die Zahl möglicher Fallstricke (im wahrsten Sinne) reduzieren
Multicore-Kabel gibt es grob eingeteilt in zwei Varianten – als Stagebox und als Loom. Ersteres ist ein Kasten mit etlichen Buchsen (bei XLR typischerweise 16 – 64 Stück), von dem ein einziges, sehr dickes Multicore-Kabel abgeht. Am Ende dieses Kabels »spleißt es auf« und mündet in den einzelnen Steckern. Bei einem Loom sind hingegen beide Seiten derart »gespleißt«.
Eine Stagebox ist unnötig für Homestudio sowie kleine Tonstudios und Veranstaltungsorte. Die Anschaffung eines vergleichsweise günstigen Loom-Kabels ist in diesen Umfeldern aber definitiv eine Überlegung wert. Alles Weitere findest Du hier:
» Mehr zum Multicore: Loom vs. Stagebox vs. Kabel
4.3 Patchbay
An eine Patchbay schließt Du zunächst sämtliche Audio-Ein- und Ausgänge von all deinen Instrumenten und Geräten im Studio an. Diese Signale werden zu den jeweilig positionsgetreu passenden Buchsen an der Vorderseite der Patchbay geleitet, quasi »gespiegelt«. Und hier an der Front stehen sie dir in deinem 19-Zoll-Rack jederzeit sehr bequem zur Verfügung.
Wenn Du etwa den Ausgang von Gerät X mit dem Eingang deines Audio Interfaces verbinden willst, machst Du das mithilfe von mehr oder minder kurzen Patch-Kabeln an der Vorderseite der Patchbay – meist mit großen Klinken (TS, also Mono). Es gibt aber auch XLR-Patchbays, was den Vorteil der symmetrischen Signalübertragung mit sich bringt.
Du musst also nicht mehr hinter dem Rack herumklettern und/oder zwischen mehreren im Studio verstreuten Geräten umherspringen. Freilich lohnt sich eine Patchbay nur dann, wenn bei dir mindestens ein halbes Dutzend Geräte auf ihre kreative Umverkabelung wartet. Nun, was nicht ist, kann ja noch werden!
» Alles zur Patchbay
4.4 Kabelbinder
Zum kompakten, »salatfreien« Verstauen von Kabeln (typischerweise ab 1 m) sind Kabelbinder eine praktische Sache. Denn damit kannst du einem zusammengelegten Kabel in der Mitte eine »Taille« verpassen. Diese Utensilien sind meist ein bis zwei Zentimeter breit und haben eine Schlaufe und/oder eine Klettfläche zum Verschließen.
4.5 Kabeltester (Audiokabel mit allen möglichen Steckerarten prüfen)
Mit einem Kabeltester lässt sich schnell überprüfen, ob ein Kabel sein Signal ordnungsgemäß überträgt. So kannst Du dieses eine vermaledeite Kabel sofort identifizieren, das für eine Signalstörung in mehr oder minder komplexen Aufbauten verantwortlich ist.
Generell gilt: Je mehr Audiokabel- bzw. Signaltypen sich mit einem solchen Gerät überprüfen lassen, desto besser. Die wichtigsten haben wir in diesem Artikel schon besprochen, aber hier ist ein kleiner »Spickzettel« für die Sprachen, die ein guter Kabeltester sprechen muss:
- XLR
- Klinke
- Cinch
- SpeakON
- MIDI (DIN, 5-polig)
- RJ45
- USB
5 Steuerspannung (CV)
Für modulare Synthesizer und Effektgeräte ist Steuerspannung (kurz »CV« für »control voltage«) nötig. Mit diesem Signaltyp kommuniziert der Ausgang eines Moduls mit dem Eingang eines anderen – so werden Modulationssignale gesendet, also beispielsweise von einem LFO-Modul an ein Filtermodul, dessen Filterfrequenz dementsprechend zu schwingen beginnt (klassisches Beispiel: das »Wobbeln« des Basses im Dubstep).
Die dafür verwendeten Kabel sind vergleichsweise kurz (ab 15 cm) und haben auf beiden Seiten einen Miniklinkenstecker (3,5 mm TS). Sie heißen schlicht »Patchkabel« (»Pätschkabel« ausgesprochen), da das Verbinden von Modulen im Englischen mit »Patching« (Deutsch: »Patchen«) betitelt wird. Die Kabel für eine Patchbay (siehe oben) heißen ebenfalls Patchkabel, sind aber mit großen Klinkensteckern bestückt.
Es gibt auch Patchkabel, die sich »stapeln« lassen – auf Englisch und im modularen Neudeutsch heißt das »stacken«. Zu diesem Zweck haben diese Kabel an der Rückseite ihres Steckers eine Klinkenöffnung – Du kannst also einen für Steuerspannung konzipierten Aus- oder Eingang mit zwei oder noch mehr Kabeln belegen, um eine Modulationsquelle gleichzeitig mit mehreren verschiedenen Modulationszielen zu verknüpfen.
6 MIDI
MIDI-Kabel – früher die einzige Variante zur Übertragung von musikalischen Steuerdaten. Heute gibt es auch drahtloses MIDI via Bluetooth-Funkverkehr, aber hier soll es ja um Audiokabel im weitesten Sinne gehen.
Der mit Abstand am weitesten Kabeltyp für MIDI hat einen sogenannten DIN-Stecker (DIN 41524). Er wurde durch das Deutsche Institut für Normung spezifiziert und zur MIDI-Übertragung ist die Variante mit fünf Polen nötig.
Der Stecker und die Buchse sind für heutige Verhältnisse relativ klobig. Die Stabilität ist aber zufriedenstellend und abgesehen von kleinen und kleinsten Geräten finden überall ein bis drei MIDI-Buchsen Platz.
MIDI-Buchse ist nicht gleich MIDI-Buchse – diese drei sind in freier Wildbahn anzutreffen:
- In – Hier kommen MIDI-Signale von anderen Geräten an
- Out – Damit schickst Du MIDI-Signale an andere Geräte
- Thru – Hierüber leitest Du empfangene MIDI-Signale an andere Geräte weiter
Letzteres ist praktisch, um etwa ein vielstimmiges Setup aus mehreren Synthesizern mit einer Tastatur spielen zu können.
MIDI via USB
Viele Hersteller verbauen heute lieber einen USB-Anschluss (Typ B). Damit gelingt die MIDI-Anbindung an deinen Computer oder (via Adapter) an Smartphones & Tablets.
Jetzt kannst Du MIDI-Noten, Automationsdaten & Co. aus einer DAW-Software oder ähnlichen Musikprogrammen/Apps senden oder umgekehrt vom Gerät empfangen. Dafür ist dann kein zusätzliches MIDI-Interface bzw. kein Audio Interface mit integrierten MIDI-Buchsen nötig. Der erforderliche USB-MIDI-Treiber installiert sich in aller Regel automatisch nach dem Anstecken des entsprechenden Geräts an deinen Windows-Rechner oder Mac.
7 Wordclock
Wordclock ermöglicht eine Synchronisierung und damit eine korrekte Übertragung von digitalen Audiodaten von Gerät A nach Gerät B. Das führt dazu, dass die Audiodaten schließlich »wahrheitsgetreu« ins Analoge gewandelt und über Lautsprecher/Kopfhörer gehört werden können. Außerdem kann Du die Klangqualität digitaler Audiogeräte allein schon durch die Zuführung eines externen Wordclock-Signals verbessern, falls dieses akkurater als der interne Takt ist.
Wordclock-Signale bestehen aus zig- bis hunderttausendfach pro Sekunde abgefeuerten Impulsen. Die Geschwindigkeit dieser Impulse entspricht der eingestellten Sample-Rate für die Aufnahme von Mikrofonen, Instrumenten & Co. (Wandlung vom Analogen ins Digitale) bzw. der Sample-Rate einer Audiodatei bei der Ausgabe über Lautsprecher/Kopfhörer (Wandlung vom Digitalen ins Analoge). Bei 44,1 kHz sind es 44.100 Impulse pro Sekunde, bei 96 kHz 96.000 und so weiter.
Wordclock via Audiokabel oder BNC?
In den gängigen digitalen Schnittstellenformaten ist bereits der Wordclock-Takt enthalten. Empfangsgeräte beziehen den Takt also schon über das Kabel für die digitalen Audiodaten. Wird ein exotisches Format wie TDIF verwendet, ist jedoch eine separate Übertragung der Wordclock-Signale erforderlich.
Üblicherweise geschieht das über BNC-Buchsen und entsprechende Kabel. Die meisten professionellen Audio Interfaces bzw. eigenständigen Wandler sowie einige sonstige Audiogeräte mit integrierten Wandlern bieten solche Anschlüsse (Ein- und oder Ausgang).
Master & Slave
Wenn Du in deinem Studio digitale Audiosignale von Gerät zu Gerät schickst, ist es wichtig, EINE EINZIGE Wordclock-Quelle (»Master«) zu haben, die den Takt erzeugt. Daran können sich ALLE ANDEREN anderen Wordclock-fähigen Geräte (»Slave«) orientieren, um im Gleichtakt zu arbeiten. Wenn mehrere Geräte als Master dienen, kommt es zuweilen zu Knacken, Klicken und anderen Störgeräuschen.
Zu den weniger offensichtlichen, aber im professionellen Bereich ebenso unerwünschten Einbußen der Klangqualität zählt die Phasenverschiebung, gerade in den hohen Frequenzen. Klänge verlieren dann gerne mal ihre Frische, Transienten werden verwaschen und die Räumlichkeit von Stereo- oder Mehrkanalsignalen kann beeinträchtigt werden.
Die Qualität der Wordclock-Signale – also schlicht die Gleichförmigkeit von deren Takt – ist entscheidend für die Klangqualität bei einer Analog-Digital- oder Digital-Analog-Wandlung. Geräte, die Wordclock-Signale empfangen, können durch akkuratere Wordclock-Signale aus externen Quellen besser arbeiten. Hierfür kannst Du entweder einen eigenständigen Wordclock-Generator oder den Wordclock-Ausgang eines hochklassigen Audio Interfaces bzw. Wandlers nutzen.