Schallpegelmessung
Die richtige Lautstärke für Konzert & Disko
Von Alexander Cevolani am 28. September 2023
Schallpegelmessung – Inhalt
Schallpegel messen
»Sie mag Musik nur, wenn Sie laut ist« – Herbert Grönemeyer sprach aus, was viele empfinden, doch eine Schallpegelmessung ist wichtig, damit die Gesundheit des Publikums nicht gefährdet wird. Außerdem können sich Anwohner nicht über Lärm beschweren, wenn Du die Verordnung einhältst.
Hier erfährst Du, welche gesetzlichen Bestimmungen Du mit deiner Band oder als Tontechniker unbedingt einhalten musst. Zudem wird dir erklärt, wie Du den Schallpegel richtig messen kannst. Dies natürlich normgerecht und mithilfe der passenden Messgeräte.
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Lautstärke-Weltrekord
139 dB – 2008 konnte man auf einem Manowar-Konzert diesen Schallpegel messen. Damit stellte die US-amerikanische Metal-Formation einen neuen Weltrekord als lauteste Combo der Welt auf. Üblicherweise sind die Veranstaltungen dieser Band etwas »leiser«, die Schallpegelmessung ergibt dann so zwischen 115 dB und 120 dB.
Hier sind ein paar handfeste Beispiele zur Schallpegel-Erklärung: Ein Presslufthammer erzeugt einen Schalldruckpegel (Durchschnittspegel) von 100 dB, ein startender Düsenjet in 100 Metern Entfernung immer noch 125 dB. Die menschliche Schmerzgrenze liegt bei 130 dB.
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Wenn Du Dir jetzt noch vor Augen führst, dass Du in der Regel nicht zwei Stunden neben einem Presslufthammer oder gar einem Düsenjet stehst, wird deutlich, wie wichtig es ist, auf die Einhaltung existierender Verordnungen zu achten und die Schallpegel-Richtwerte einzuhalten. So schützt Du dein Publikum vor gesundheitlichen Schäden und Dich vor eventuellen Schadenersatzforderungen.
Welcher Schallpegel? Norm 1, 2 und 3 beachten!
»Große Beschallungsanlagen können Schallpegel erzeugen, die das Gehör des Publikums schädigen. Um dies zu vermeiden, ist der Schallpegel zu messen und zu begrenzen.« So nüchtern steht es in der DIN 15905-5-Norm, die seit 2007 in Kraft ist.
Diese richtet sich an Betreiber von Veranstaltungen oder Veranstaltungsstätten sowie Tonfachleute und gibt vor, welche Schallpegel-Grenzwerte zum Wohle des Publikums eingehalten werden müssen. Es gibt aber noch zwei weitere Verordnungen …
Als FOH-Techniker solltest Du über die Grenzwerte und deren Bestimmung Bescheid wissen, sonst kann es im Ernstfall teuer werden!
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- max. Schalldruck: 124 dB
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1. DIN 15905-5 – Für das Publikum
Diese DIN-Norm (Deutsche Industrie-Norm) regelt den Schutz des Publikums vor lärmbedingten Hörschäden durch Beschallungsanlagen. Darüber hinaus kannst Du darin nachlesen, welche Dezibel-Grenzwerte vorgegeben sind und wie Du eine normgerechte Schallpegelmessung durchführst. Die DIN 15905-5 ist für Veranstalter, Betreiber, Künstler und Tonmenschen die wichtigste Verordnung, da diese Norm bezieht sich unmittelbar auf das Publikum einer Veranstaltung.
2. TA Lärm – Für Anwohner
Die „Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm)“ ist eine Verordnung, die dem Schutz der Anwohner bei Veranstaltungen vor elektroakustischer Beschallung dienen soll. Hier erfährst Du, welche Grenzwerte Du – insbesondere bei Freiluft-Veranstaltungen – einhalten musst, um Dich vor berechtigten Beschwerden der Anwohner zu schützen. Schnell wird aus Lärm eine Lärmbelästigung .
3. LärmVibrationsArbSchV – Für Mitarbeiter
Die Lärm- und Vibrationsarbeitsschutz-Verordnung dient dem Schutz der Mitarbeiter von Veranstaltungen, zum Beispiel beteiligte Techniker und Gastronomie-Mitarbeiter. Als Richtwert gilt der sogenannte Tages-Lärmexpositionspegel. Dieser Durchschnittspegel wird über die Zeit gemittelt und bezieht sich auf eine 8-Stunden-Schicht (daher die Schreibweise »LEX,8h).
Ab einem Lärmexpositionspegel von LEX,8h = 80 dB(A) bzw. dem kurzzeitigen Spitzenschalldruckpegel 135 dB(C) musst Du als Arbeitgeber (auch sobald Du einen Tontechniker für den Live-Mix bezahlst) einen Gehörschutz für Deine Mitarbeiter bereitstellen. Bei einer Veranstaltung darf der L(C)peak 135dB nicht überschreiten.
Ab LEX,8h = 85 dB(A) musst Du deine(n) Mitarbeiter sogar dazu verpflichten, einen Gehörschutz zu tragen.
Schallpegel messen und absichern – So geht’s
Solltest es während im Zuge eines Konzerts zu Beschwerden durch Zuschauer, Mitarbeiter oder Anwohner kommen, ist es wichtig, nachweisen zu können, dass Du die Schallpegel-Höchstwerte eingehalten hast und als Veranstalter oder Tontechniker nicht haftbar gemacht werden kannst.
Am Beispiel der DIN 15905-5 und des sogenannten »Beurteilungspegels« erfährst Du im Folgenden, wie Du eine Schallpegelmessung durchführen musst:
1. Beurteilungspegel & Messgerät
Der Richtwert für den Beurteilungspegel liegt bei 99 dB(A), bezogen auf eine Beurteilungsdauer von 2 Stunden. Das Gerät, mit dem Du den Schallpegel messen willst, muss mindestens die Genauigkeitsklasse 2 besitzen, um die in der Norm geforderten Messdaten ermitteln zu können.
2. Schallpegelmessung an der richtigen Stelle durchführen
Der Schallpegel sollte am lautesten, dem Publikum zugänglichen Ort gemessen werden, was in der Praxis oft nicht möglich ist. Idealerweise befindet sich dieser Ort zur Messung auf Ohrhöhe links oder rechts vor der PA-Anlage.
Als Ersatzort kannst Du auch den FOH-Platz wählen, an dem das Mischpult steht. In diesem Fall musst Du zum dort herrschenden Pegel einen Korrekturwert K1 addieren. Den Korrekturwert ermittelst Du, indem Du nach Möglichkeit vor dem Publikumseinlass das gleiche Signal (Rosa Rauschen) am lautesten Publikumspunkt vor der PA und anschließend am Mischplatz misst.
3. Intervalle für den Beurteilungspegel beachten
Die anschließende Messung des Beurteilungspegels solltest Du über das gesamte Konzert durchführen. Der Beurteilungspegel ergibt sich als Mittelwert eines 30-Minuten-Intervalls.
Wichtig: laut der DIN 15905-5 musst Du die Messung dieser 30-Minuten-Blöcke immer zur vollen und halben Stunde beginnen – unabhängig davon, wann das eigentliche Konzert beginnt. Beginnt das Konzert beispielsweise erst um 20:25 Uhr, musst Du trotzdem bereits ab 20 Uhr mit der Schallpegelmessung beginnen, um den ersten 30-Minuten-Block korrekt zu dokumentieren.
dB(A) und dB(C)
dB(A) und dB(C) sind sogenannte »bewertete« Schallpegel-Angaben. Da das menschliche Lautstärkeempfinden frequenzabhängig ist, hörst Du tiefe und hohe Frequenzen stärker, je höher der Schallpegel eines Signals ist.
In der A- und C-bewerteten Schallpegelmessung ist das berücksichtigt – Du bekommst also praxisgerecht Aufschluss über die tatsächlich wahrgenommene Lautstärke eines Konzerts.