In-Ear-Monitoring oder Wedges?
Die Vor- und Nachteile im Überblick
Von Alexander Cevolani am 28. September 2023
In-Ear-Monitoring
Sobald sich einzelne oder sämtliche Musiker nicht mehr ausreichend auf der Bühne hören können, muss das Monitoring die akustische Versorgung übernehmen. Denn wenn Du dich und deine Kollegen nicht hörst, leiden Timing und Intonation.
Bis auf kleine Unplugged-Gigs in Kneipen ist ein Bühnenmonitoring also unerlässlich für die musikalische Performance. Nicht umsonst leisten sich professionelle Bands einen separaten Monitormann, der den Mix für die Musiker über ein eigenes Monitor-Mischpult erstellt.
Um den Monitor-Mix für die Musiker live hörbar zu machen, existieren zwei Möglichkeiten: Bühnenmonitore (auch Wedges genannt) oder In-Ear-Systeme.
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Unerklärlicherweise haben viele Amateurbands immer noch Berührungsängste mit dem funkgetriebenen In-Ear-Monitoring. Dabei haben sich die Systeme in den letzten Jahren durch zahlreiche Innovationen immer mehr vereinfacht und stellen auch für Einsteiger keine Herausforderung in der Handhabung dar.
Grundsätzlich verfügen jedoch beide Varianten über Vor- und Nachteile, die wir Dir im Folgenden vorstellen.
In-Ear-Monitoring oder Wedges auf der Bühne?
Bühnenmonitore (Wedges) sind Lautsprecher, die aufgrund ihrer spezifischen Form liegend auf dem Bühnenboden aufgestellt werden können. Die meisten Hersteller bieten zudem Multifunktionslautsprecher-Serien, die Du sowohl fürs Monitoring als auch für die Saalbeschallung verwenden kannst.
Zumindest am Anfang mag der In-Ear-Sound irritieren…
Der große Vorteil von Bühnenmonitoren ist zugleich der Hauptgrund, warum Musiker auf ein In-Ear-Monitoring verzichten: Der direkte Sound von In-Ear-Ohrhörern – in Verbindung mit einer gewissen Abschottung vom Saal – kann am Anfang gewöhnungsbedürftig sein und beim Spielen irritieren.
Lies auch: In-Ear-Monitoring Ratgeber
Ob die über XLR bzw. Speakon verkabelten Wedges weniger anfällig für Störungen und Artefakte sind, sei dahingestellt. Hier spielen stets unterschiedlichste Faktoren eine Rolle. Mit Sicherheit haben IEM-Systeme in diesem Bereich stark aufgeholt und gewährleisten einen sicheren Betrieb bei fachgerechter Handhabung.
Interessantes Video zum Thema In-Ear-Monitoring
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Nachteile von Wedges
Bei neutraler Betrachtung besitzen Bühnenmonitore gegenüber In-Ear-Systemen jedoch wesentlich mehr Nach- als Vorteile: Da sich die zusätzliche Bühnenbeschallung mit dem PA-Sound sowie eventuell vorhandenen Gitarren- und Bassverstärkern vermischt, fällt es dem FOH-Mischer schwerer, einen sauberen, klaren und durchsetzungsfähigen Saalsound zu erstellen.
Bühnenmonitore verursachen Feedbacks
Zudem stellen Bühnenmonitore den Feedback-Grund Nr.1 dar. Dementsprechend musst Du viel Sorgfalt im Zusammenspiel mit Mikrofonen und Verstärkern aufwenden, um Rückkopplungen zu vermeiden.
Darüber hinaus schränken Bühnenmonitore die Bewegungsfreiheit von Musikern auf der Bühne stark ein. Und möchte deine Band ein Stereo-Monitoring? Dann benötigst Du bereits die doppelte Anzahl an Wedges.
Solltest Du jedoch eher kleine Bühnen bespielen und eine kleinere Band haben, sind Wedges tolle Allrounder, die Du auch zum Monitoring im Proberaum nutzen kannst.
Flexibler: In-Ear-Monitoring
Die Vorteile von In-Ear-Monitoring-Lösungen sind vielfältig: weniger Verkabelungsaufwand, einfacher Transport, vergleichsweise unkomplizierte Realisierung von Stereo-Mixen für die Musiker.
Der mit Abstand gewichtigste Vorteil freut dabei insbesondere den FOH-Techniker »: Die Bühne bleibt “leise”, da keine zusätzlichen Lautsprecher platziert werden müssen.
Dies kommt nicht nur dem Saal-Sound zugute, sondern sorgt auch für weniger Rückkopplungsgefahr. Somit musst Du Dir diesbezüglich keine Gedanken um die Platzierung der Bühnenmikrofone machen.
Zudem kannst Du dich – bei der Verwendung von drahtlosen Systemen – auf der Bühne frei bewegen, ohne Gefahr zu laufen, aus dem Abstrahlbereich der Wedges zu kommen.
Einen weiteren Vorteil stellen besondere Mix-Funktionen von In-Ear-Systemen dar. So kann dir der Monitortechniker den Bandmix sowie separat deine Stimme, Gitarre (oder jede andere gewünschte Spur) auf deinen Empfänger geben.
Über die Mix-Funktion kannst Du dann jederzeit live das Verhältnis beider Signale anpassen, um den für dich idealen Mix zu erstellen. Bei der Verwendung von Wedges geht das nicht ohne Fuchtelei oder Mikrofon-Durchsage, was die Performance stört und wenig professionell wirkt.
Komponenten
Da sich ein drahtgebundenes In-Ear-Monitoring-System nur für bestimmte Musiker eignet (zum Beispiel für Schlagzeuger, die einen festen Platz auf der Bühne haben), konzentrieren wir uns auf die universellere, drahtlose Lösung: Diese besteht aus drei Komponenten: Sender, Taschenempfänger und Ohrhöhrer (Kopfhörer).
Die Einrichtung ist denkbar einfach: Der Monitormix wird vom Mischpult über XLR- oder Klinkenkabel auf den Sender gegeben. Dieser moduliert das (Nutz-)Signal und sendet es auf der ausgewählten (Träger-)Frequenz (HF) zum Taschenempfänger, den der Musiker am Körper trägt. Am Taschenempfänger ist dann der In-Ear-Hörer angeschlossen.
Bei aller Einfachheit in der Handhabung solltest Du Dir im Klaren sein, dass die Funkübertragung von Audiosignalen auch zu Problemen führen kann, sobald Störfaktoren auf das Signal einwirken. So können sich verschiedene Funksysteme (zum Beispiel Empfänger von Funkmikrofonen) gegenseitig stören, was mit Signalaussetzern einhergehen kann.
Zudem kann es bei analogen Funkstrecken zu verrauschten Signalen kommen, sobald die Trägerfrequenz gestört wird.
Mit Auto-Tune und Scan-Funktionen bieten Funkstrecken heute viel Komfort
Die meisten IEM-Systeme bieten mittlerweile jedoch Auto-Tune- und Scan-Funktionen, mit denen der Sender automatisch freie Frequenzen sucht und Du auch bei Drop-outs schnell reagieren kannst.
Digitaler Funk
Im Gegensatz zu analog arbeitenden IEM-Systemen mehrere Vorteile: Zum einen kannst Du längere Übertragungsstrecken nutzen, ohne dass das Signal verrauscht. Solltest Du außerhalb des Empfangsbereich geraten, setzt das Signal einfach aus.
Weiterhin besteht die Möglichkeit, das gesendete Signal zu verschlüsseln und damit abhörsicher zu machen. Diese Funktion ist insbesondere bei Konferenzen und Tagungen gefragt, bei denen sensible Informationen übermittelt werden.
Für Musiker entscheidend ist die wirksame Vermeidung von Signal-Rauschen. Dies ergibt sich aus der Möglichkeit des digital arbeitenden Empfängers, das ursprüngliche Audiosignal bei der finalen DA-Wandlung “herauszulesen” und ohne Rauschen zu 100% wieder herzustellen.
Die richtige Frequenz
Wer sich mit den passenden Frequenzen für die Funkübertragung beschäftigt, stößt zwangsläufig auf den Begriff der “Digitalen Dividende”. Diese bezeichnete die Neuverteilung der Funkfrequenzen im Jahr 2010, als im Zuge der Digitalisierung des Rundfunks/Fernsehens bestimmte Frequenzbereiche frei (790 – 822 MHz sowie 833 – 862MHz) und unter den Mobilfunkanbietern verteilt wurden.
Die Digitale Dividende regelt anmeldefreie und -pflichtige Frequenzbereiche
Die Folge: eine neue Einteilung der Frequenzbereiche durch die Bundesregierung in private und professionelle Nutzer von Funksystemen. Einige dieser Bereiche bleiben dauerhaft anmeldefrei, andere nur bis zum Stichtag 31.12.2015, wieder andere müssen bei der Bundesnetzagentur angemeldet werden und werden Dir für die jeweilige Nutzung fest zugeteilt.
Zudem wird es ab dem Sommer 2015 eine zweite Digitale Dividende (DD II) geben, im Zuge derer unter anderem der 700 MHz-Bereich unter den LTE-Anbietern versteigert wird.
Die Hersteller von IEM-Systemen sind sich dieser Problematik natürlich bewusst und bieten passende Systeme in verschiedenen Frequenzbereichen an, mit denen Du auch in Zukunft ohne Probleme arbeiten kannst. Auf ihren Webseiten bieten Dir Hersteller wie LD Systems, Sennheiser etc. dazu ausführliche Informationen und Ratgeber.