Die besten In-Ear-Monitoring-Systeme
Von Markus Beug-Rapp am 05. Dezember 2019
Soviel vornweg: Die besten In-Ear-Monitoring-Systeme (IEM-Systeme) gibt es pauschal nicht. Zunächst musst Du nämlich erst einmal einige Parameter bestimmen, die dir helfen, die für dich ideale Lösung zu finden.
Die Fragen, die dir dabei helfen können, lauten:
- Benötige ich ein drahtgebundenes System oder ein Funksystem?
- Wie viele Funkkanäle benötige ich bei meinen Gigs?
- Wie sieht es mit Service und Support aus?
- Welches Budget steht mir zur Verfügung?
- Bietet mein Equipment die Möglichkeiten für einen komplexen Mix?
- Benötige ich ein digitales oder analoges System?
- Insbesondere bei digitalen Systemen: Wie hoch sind die Latenzen?
- Tun es Hörer von der Stange oder benötige maßgefertigte Systeme?
Ganz bestimmt findest Du selbst auch noch Fragen, die für deinen speziellen Einsatzzweck maßgeblich sind. Die richtigere Frage muss daher eher lauten: Was ist das für dich beste In-Ear-Monitoring-System?
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Bevor ich jetzt auf die einzelnen Konzepte und Systeme eingehe möchte ich dir die Gemeinsamkeiten von IEM-Systemen aufzeigen.
Vor- und Nachteile von In-Ear-Systemen
Insbesondere die Bühnenlautstärke wird bei richtigem Einsatz von In-Ear-Systemen stark reduziert, was sich wiederum extrem positiv auf den FoH-Mix auswirkt. Denn es gibt merkbar weniger Störschall, der in die einzelnen Mikrofone auf der Bühne einstreut. Eine saubere Signaltrennung ermöglicht somit logischerweise einen transparenteren und aufgeräumteren Mix – je nach Fähigkeiten des Tontechnikers.
Für mich als Sänger hat der IEM-Mix einen ganz entscheidenden Vorteil mit sich gebracht: Bei einem guten Mix hat man die perfekte Kontrolle über Timing und Intonation. Ich hatte immer das Gefühl, schon im Ansatz falsche Töne sofort korrigieren zu können.
Mit Wedges hingegen kam mir alles träger vor und durch die höhere Lautstärke sowie dem Maskierungseffekt neigte ich dazu mich schneller zu verausgaben, was letztendlich an die Substanz der Stimme gegangen ist.
Dennoch haben Wedges einen entscheidenden Vorteil: Insbesondere bei Rockbands treibt die höhere Intensivität des Klangs zu Höchstleistung an. Vor allem kommt – bedingt durch fehlende Saalmikros – hinzu, dass man sich mit gut dämmenden Hörern bei IEM isoliert fühlt. Mir ist es gerade bei meinen ersten IEM-Einsätzen häufig passiert, dass der Funke – vom Publikum zurück zu mir – nicht überspringen wollte, weil der Beifall vom Publikum extrem stark gedämmt wurde. Hierbei habe ich dann auf ein Hybridsystem gesetzt und nur ein Ohr mit In-Ear-Hörer versorgt und das andere via Wedges beschallt.
Zu den großen Nachteilen von In-Ear-Systemen gehört, dass der Monitormix um einiges aufwendiger wird. Jedes Signal muss in der Regel einzeln hinzugefügt werden, was einen höheren Bedarf an Mikrofonen erfordert, einem komplexeren (Monitor-)Mischpult und einem höheren Zeitaufwand beim Soundcheck.
Tiefer ins Thema einsteigen: In-Ear-Monitoring Ratgeber
Funksysteme für Einsteiger
Der größte Vorteil in drahtlosen IEM-Systemen liegt eindeutig in der Bewegungsfreiheit des Künstlers auf der Bühne. Denn es gibt keine Verkabelung vom Sender zum Empfänger. Zudem empfinde ich es als sehr komfortabel, die Lautstärke selbst am Empfänger zu regeln. Es gibt auch In-Ear-Monitoring-Sets, die einen einfachen 2-Kanal-Mix via Bodypack möglich machen. Damit kannst Du auf einen Kanal deine Stimme oder dein Instrument legen und auf den anderen Kanal den Backingtrack. So kannst Du einfach selbst das Mix-Verhältnis wählen.
Diese Freiheit bringt aber einige spezifische Nachteile mit sich. Denn Funksysteme sind nach wie vor störanfälliger. Neben der Körperabschattung können falsch gewählte Frequenzen für Aufrauschen, Interferenzen und sonstige Dropouts sorgen.
Je nach Frequenzbereich und Bauart ist der simultane Betrieb mehrerer Funkstrecken schnell limitiert. Komplexere Drahtlosanwendungen verlangen sogar einen komplexen Frequenzplan, der dafür sorgt, dass sich die einzelnen Kanäle bzw. Funkfrequenzen nicht in die Quere kommen. Letzteres betrifft in der Regel jedoch eher Großveranstaltungen mit hohem Kanalaufkommen.
Doch ich möchte wieder auf deine und meine typischen Einsatzgebiete zurückkommen: Günstige Einsteigermodelle findest Du unter anderem bei LD Systems und bei der Thomann-Hausmarke the t.bone. Hier gibt es Systeme für das schlanke Budget mit interessanten Features.
Mit den the t.bone IEM 150-Systemen sowie den LD Systems U500-Systemen können zum Beispiel bis zu zwölf Systeme simultan betrieben werden, was für die meisten Bands ausreichen dürfte. Beide Systeme bieten einen integrierten Limiter, was zum einen die Ohrhörer vor Schäden schützt und auch mehr Sicherheit für das eigene Gehör mit sich bringt. Beide Geräte arbeiten übrigens im Stereo- und Monomodus, was die oben erwähnte 2-Kanal-Mischung direkt am Mann bzw. der Frau möglich macht.
Komplettes In-Ear-Monitoring-System: LD Systems U505.1 IEM
Das Komplettsystem von LD Systems bringt alles mit, was Du für das In-Ear-Monitoring benötigst. Mit 96 Sendekanälen hast Du jede Menge Flexibilität bei professioneller Qualität. Ein zuschaltbarer Limiter, sowie eine Rauschsperre sind ebenfalls an Bord. Insgesamt kannst Du 12 Systeme simultan betreiben, das System ist also erweiterbar und eignet sich auch für eine komplette Band!
Facts & Features
- Set aus: U500 IEM-Sender, Bodypack und Ohrhörern
- Reichweite: Über 100m
- Sendeleistung: 2, 10 oder 30 mW ERP wählbar
- Frequenzgang: 40 – 16000 Hz
- Betriebsdauer:
- 3-Band EQ mit parametrischen Mitten
- 10 Presets speicherbar; mehrere Benutzer
- Betrieb im Stereo- oder Mono-Modus
Straßenpreis: ca. 350 Euro
In Kürze erhältlich!
In-Ear-Monitoring-Funksets für ambitionierte Musiker
Insbesondere Hersteller wie Sennheiser bieten professionelle Funksysteme in hervorragender Qualität. Aber diese Qualität hat häufig ihren Preis. Dafür gibt’s hochwertige Qualität, professionelle Features, eine sehr hohe Stereotrennung und die Möglichkeit für individuelle Mixes.
Sennheiser schickt die umfangreiche ew G4-Serie ins Rennen – mit zahlreichen Setups für Sänger,Gitarristen, Redner & Co.. Die Feature-Liste dieses IEM-Systems ist richtig lang und bietet Funktionen, die einem das IEM-Funkleben leichter machen. Bis zu 1.680 Frequenzen können in 42 MHz Schaltbandbreite aufgerufen werden. Wem das zu unübersichtlich klingt, kann Autotune einsetzen, um freie Frequenzen zu lokalisieren. Neben dem schon bekannten Mono-/Stereo-Betrieb bietet Sennheiser zudem den Focus-Mode, der zwei Monokanäle miteinander mischt. Selbstverständlich bietet Sennheiser auch Sets an, die preislich in der Mittelklasse eingestuft sind.
Kabelgebunde IEM-Systeme
Für Musiker, die sich nicht auf der Bühne umherbewegen ist unter Umständen ein kabelgebundenes In-Ear-Monitoring-System die beste Wahl. Zum einen sind diese Systeme weniger störanfällig und in der Regel günstiger.
Gerade für Drummer und Keyboarder sind diese Systeme empfehlenswert. Neben den oben genannten Vorteilen kommt noch hinzu, dass diese Systeme auch viel simpler in der Installation und Nutzung sind.
Was jedoch für Drummer häufig fehlt, ist die Intensität. Hierfür gibt es unter anderem von Fischer Amps den sogenannten Buttkicker, der Sound fühlbar macht. Hierbei wird dieses unscheinbare Gerät entweder an geeignete Endstufen oder an den Drum InEar Amp 2 von Fischer Amps angeschlossen. Dabei sorgt es für eine wohlige Massage in der Magengegend, während aus dem Kopfhörer ein aufgeräumter Mix kommt.
Budget-Tipp: the t.bone IEM 75
Das t.bone IEM 75 eignet sich optimal für den Einstieg in die Thematik. Besonders beim Üben und Jammen kann man erste Erfahrungen im Umgang mit IEM sammeln und sich an das Equipment „am Körper“ gewöhnen!
Das Set aus dem Hause Thomann bringt ebenfalls alles mit, was Du benötigst: Ein IEM 75 Stereo Sender, ein IEM 75 Bodypack und t.bone Ohrhörer sind an Bord und bieten Bewegungsfreiheit zum kleinen Preis. Die schaltbaren Frequenzen sind europaweit anmelde- und gebührenfrei – zum Einstieg also ideal. Das günstige Set kann in mono und stereo betrieben werden und hat einen regelbaren Kopfhörerausgang.
Straßenpreis: 129 Euro