DJ Mixtechniken
Von der Idee zum gelungenen DJ-Mix

DJ Mixtechniken
DJ Mixtechniken erklärt: Wie Du Blend, Chop und Cut richtig einsetzt und wie es funktioniert.

Joerg Nawra Von Joerg Nawra am 29. April 2019

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Was Du zum Mixen benötigst

Beim Mixen als DJ geht es erst einmal darum, einen Übergang zwischen zwei Musikstücken hinzubekommen. Je nach Musikrichtung, Skills und Vorlieben können solche Übergänge mehrere Minuten dauern. Aber auch weiche, wenige Sekunden lange Übergänge sowie harte Wechsel (»Cuts«), sind möglich.

Die Arbeitsmittel: Die Linefader und/oder der Crossfader auf deinem DJ-Mixer bzw. Controller. Auch die EQ- oder Gain-Regler der einzelnen Kanäle wären möglich, aber wir konzentrieren uns auf die beiden erstgenannten Bedienelemente.

Grundlagen – Die Fader und deren Verlaufskurven

Beim Crossfader handelt es sich um einen horizontal ausgerichteten Schieberegler, mit dem Du die Signale von zwei oder mehr Kanälen stufenlos überblenden kannst. Oft lässt sich für die einzelnen Kanäle separat bestimmten, ob sie in der linken oder rechten Position des Crossfaders zu hören sein sollen. So kannst Du bei der Nutzung von mehr als zwei Turntables bzw. Media-Playern flexibel arbeiten.


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Bei vielen Mixern ist der Crossfader merklich leichtgängiger als die Linefader, da mit ihm meist wenig schneller hantiert wird als mit den Linefadern.

Er arbeitet bei den meisten Mixer-Modellen mit einer einstellbaren Verlaufskurve – entweder gibt es zwei feste Modi oder einen Drehregler zur stufenlosen Formung der Verlaufskurve. Bei den Modi unterscheiden wir wie folgt:

  1. Blend: Eine sehr flache Verlaufskurve zum sanften Ausblenden des einen und ebenso sanften Einblenden des anderen Kanals. In der Mittelstellung werden die Lautstärken beider Kanäle leicht abgesenkt. Das ist sinnvoll, denn das an dieser Stelle zu gleichen Teilen aus beiden Tracks gemischte Signal wäre sonst unverhältnismäßig laut.
  2. Cut: Ein quasi nicht vorhandener Verlauf, oder besser ein sofortiges Hinzuschalten des zweiten Kanals, sobald der Crossfader nur leicht bewegt wird. Diese Einstellung ist perfekt für schnelle »Schnitte« oder Scratches.

Tipp: Wenn Du überwiegend mit den Linefadern mixt und dabei den Crossfader in der Mittelstellung »geparkt« hast, dann wähle immer die Cut-Verlaufskurve aus. Denn hier brauchst Du keinen abgesenkten Pegel in der Mittelstellung.

Beim Linefader handelt es sich um horizontal ausgerichtete Schieberegler für die Lautstärke einzelner Kanäle. Bei manchen Mixern verfügen auch die Linefader über eine einstellbare Verlaufskurve – sie bestimmt, ab wann die Lautstärke des Signals wie stark angehoben wird.

dj mixtechnik crossfader
Grundsätzlich gibt es zwei Optionen: Den Crossfader und die sogenannten Line-Fader – so wie hier am Omnitronic DDC-2000 Controller zu sehen.

Mixtechnik I: Blend

Diese klassische Mixtechnik ermöglicht weiche, nahtlose Übergänge zwischen zwei Musikstücken. Dabei wird ein Track langsam in den gerade laufenden gemischt.

Beim Beatmatching ist es wichtig, immer die Beats mitzuzählen. Denn nach 32 Beats findet oft eine Veränderung im Arrangement statt (ein Element wird hinzugefügt oder entfernt, der Drop oder ein Break setzen ein und dergleichen) – genau diese Stellen eignen sich bestens, um einen Übergang zu beginnen oder abzuschließen.

Bei DJ-Programmen oder auf den Displays von Media-Playern sind die Beats gut in den durchlaufenden Wellenformdarstellungen zu erkennen. Wenn Du Vinyl spielst, musst Du mitzählen. Eventuell erkennst Du an den Rillen der Platte, wann ein Break oder eine ruhigere Passage kommt.

Bewege den Crossfader im richtigen Moment von der einen zur anderen Seite

Die ersten 32, 64, 96 oder 128 Beats des ersten Tracks sind vorbei? Dann starte nun mit der »Eins« des zweiten Tracks und bewege den Crossfader langsam in Richtung Mitte.

Hier könntest Du den Equalizer benutzen (siehe: EQing für DJs). Manchmal nimmt dein Set so richtig Fahrt auf, wenn sich über eine wummernde Bassdrum eine zweite legt. Lasse beide Tracks eine Zeit lang parallel laufen, bevor Du den Crossfader komplett zur anderen Seite bewegst.

Alternativ nutzt Du die Linefader. Stelle den Crossfader in die Mittelstellung und versetzte ihn gegebenenfalls in den Cut-Modus. Jetzt ziehst Du den Linefader des Kanals mit dem neuen Track langsam hoch. Nach einer Weile ziehst Du den Linefader des alten Tracks langsam herunter. Insbesondere beim Verzicht auf Equalizer-Nutzung ziehen viele DJs diese Technik vor – so kannst Du die Lautstärke des neuen Tracks erhöhen, ohne dabei die des laufenden Tracks zu reduzieren.

Video Tutorial: DJ Basics erklärt

Mixtechnik II: Cut

Im Gegensatz zum Blend baut der Cut nicht auf einen kontinuierlich fließenden Mix, sondern sorgt für abrupte Wechsel in deinem Set. Der Fokus liegt auf dem kurzen Augenblick, in dem Du von einem zum anderen Track wechselst. Auf Cuts trifft man vor allem in Genres wie Hip Hop, Drum ’n‘ Bass, Reggae/Dancehall oder Breakbeat.

Technisch ist der Cut recht einfach: Bewege den Crossfader im richtigen Moment von der einen zur anderen Seite. Ideal dafür geeignet sind der Cut-Modus bzw. eine entsprechende Einstellung des Kurvenreglers. Das ist aber kein Muss, denn wenn Du den Crossfader sehr schnell schubst, wird man kaum einen Unterschied hören.

Der Chop ist so etwas wie ein angetäuschter Cut

Einfach von einem groovenden Beat zum nächsten zu cutten ist musikalisch nicht so spannend. Aber wenn der Cut auf ein besonders prägnantes Element eines Tracks fällt, hast Du – BÄM! – den kompletten Dancefloor auf deiner Seite. Cuttest Du beispielsweise von einem beliebigen Track auf die Bläser am Anfang des »House Of Pain«-Klassikers »Jump Around«, weiß fast jeder im Club, was als nächstes passiert. Auch innerhalb eines Tracks können plötzlich prägnante Elemente auftauchen, etwa eine Bassline nach den ersten 32 Beats eines Drum ’n‘ Bass-Tracks.

Ein Cut bietet sich übrigens auch dann an, wenn Du extreme Tempounterschiede überbrücken musst, die über den Pitch-Bereich Deines Equipments hinausgehen. In diesem Fall suchst Du per Kopfhörer eine passende Stelle im Track und hältst die Platte mit der Hand genau dort fest. Im richtigen Moment (auch hier gilt: alle 32 Beats bietet sich ein Wechsel an) lässt Du die Platte laufen und ziehst gleichzeitig den Crossfader von der einen Seite zur anderen.

Dj Mixtechniken Blend
Wenn die Übergänge sitzen, kannst Du anfangen mit dem Equalizer zu arbeiten. Manche Controller, wie der Omnitronic DDC-2000, haben bereits einen an Bord.

Mixtechnik III: Chop

Der Chop ist so etwas wie ein angetäuschter Cut. Die Technik ist identisch mit der des Cuts, nur dass der Crossfader in der Regel nach zwei oder vier Beats wieder an die Ausgangsposition versetzt wird. So bereitest Du das Publikum auf den nächsten Track vor, indem Du etwa die Bassline oder den Beat des folgenden Tracks kurz »ankündigst«.

Der Chop ist ein einfaches Mittel, kann aber sehr mächtig sein. Er ist aber auch ein Paradebeispiel für die schlimmsten Fehler, die Nachwuchs-DJs begehen können – dosiere Chops sehr sparsam! Andernfalls könnte das Publikum sehr schnell genervt reagieren, genau wie beim übereifrigen Einsatz von Effekten.

Lies auch: Auflegen mit dem Laptop: Was Du wissen musst

Alles im grünen Bereich?

Eigentlich passt dieser Punkt zu keinem unserer drei Tutorial-Teile so recht, aber es wäre fahrlässig, nicht darüber zu reden:

Dein Mischpult hat in der Regel eine LED-Kette zur Anzeige der Pegelstärke des Sounds, der ausgegeben wird. Sie zeigt dir an, ob das Signal, das dein Publikum über die Hauptboxen des Clubs hört, noch zumutbar klingt. Es gilt das Ampelprinzip:

  • Grün = Alles ist gut – weiterfahren!
  • Gelb = Achtung, hier wird es langsam kritisch!
  • Rot = Stopp! Ab jetzt klingt der Sound nach Brei und schadet den Ohren!

dj mixtechniken pegel
In der Praxis wirst Du leider mehr Mixer im roten Bereich sehen, als im grünen. Es empfiehlt sich, die Lautstärke zu Beginn des Sets leicht zu drosseln und den Mixer aus dem roten Bereich wenigstens in den gelben zu fahren.

Vielleicht ist dein Set dadurch etwas leiser als das des DJs vor dir (was nach zwei Minuten niemand mehr merkt), aber dafür hast Du den besseren Sound.

Ohnehin haben die meisten Clubs einen Limiter zum Schutz von Anlage und Anwohnern installiert, der den Pegel ab einem bestimmten Grenzwert zuweilen recht grob absenkt. Deshalb ist es gut möglich, dass ein Aufdrehen des Mixers ab einem bestimmten Punkt nicht wirklich für mehr Lautstärke, sondern nur noch für ein verzerrtes Signal sorgt. Stichwort: Clipping.

Abschluss für die Mixtechniken & Beginn deiner DJ Karriere mit professionellen DJ-Mixtechniken

Du kannst jetzt Tracks im Beat mixen und hast gelernt, den Equalizer zum Finetuning wie auch als kreatives Werkzeug zu nutzen. Du kannst blenden, cutten und weißt, dass Chops und Effekte nicht übertrieben eingesetzt werden sollten.

Dein Gehör ist ein wenig sensibler geworden und Du bist dir bewusst, dass Harmonien eine wichtige Sache beim DJing sind. Achte auch darauf, dass Du keine Vocals übereinander mischst. Selbiges gilt für tragende Melodien und meistens auch für Basslines.

Wenn Du all das beherzigst, bist Du auf einem guten Weg. Aber die Technik ist natürlich nur ein Teil des DJings. Mindestens genauso wichtig ist es, seine Musik gut zu kennen. Knall dir also nicht jeden Monat 200 neue Tracks auf die Festplatte, sondern eher 20. Selbst das ist schon eine ganze Menge.

Wenn Du dich von anderen DJs abheben willst, kaufe nicht immer einfach die Top 10 von Beatport & Co., sondern hör Dich um, was es noch so an unbekannteren Acts gibt. Und à propos kaufen: Ein Track kostet weniger als ein Becher Kaffee – also spiel bitte keine YouTube-Rips.

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