Stagepiano als Masterkeyboard
Live & im Studio

Stagepiano als Masterkeyboard
Das Stagepiano als Masterkeyboard? Wir beleuchten die Unterschiede und Vorteile von Stagepiano und MIDI-Keyboard.

Markus Galla Von Markus Galla am 24. März 2023

Was ist ein Masterkeyboard?

Als Masterkeyboard bezeichnet man ein Keyboard mit Klaviatur und integriertem MIDI-Controller. Diese haben keine eigene Klangerzeugung, sondern senden Steuerdaten (MIDI). Man nennt sie auch MIDI-Keyboards. Zu finden sind sie im Setup mit Computer im Studio oder auch auf der Bühne.

Unterschied: Was ist ein Stagepiano?

Ein Stagepiano ist ein kompaktes Digitalpiano, dass speziell für den Einsatz auf der Bühne konzipiert ist und viele Anschlussmöglichkeiten (z.B. zur Anbindung am Computer) bietet. Im Gegensatz zum Masterkeyboard hat das Stagepiano eine eigene Klangerzeugung, kann also auch ohne Computer gespielt werden.

In meiner Jugendzeit hatte ein Masterkeyboard auf der Bühne andere Aufgaben als heute. Es lohnt sich deshalb, einmal das Rad der Zeit etwas zurückzudrehen und zu schauen, welche Entwicklung das Masterkeyboard von früher bis heute durchgemacht hat.


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Masterkeyboard auf der Bühne: Die Anfänge

Meine Jugendzeit fand in den 1980er Jahren statt, also in der Zeit, in denen der Übergang von großen und schweren Analogsynthesizern zu schlanken Digitalsynthesizern stattfand. Es war die Blütezeit des Yamaha DX7 und der letzten Analogsynths mit digitalen Bedienoberflächen. Es war auch das Geburtsjahrzehnt von MIDI, des bis heute üblichen Protokolls, wenn es um die Verbindung von Klangerzeugern oder anderen Geräten geht.

1982 hat MIDI das Licht der Welt erblickt und die bis dahin in der analogen Welt vorherrschende CV/Gate Technologie verdrängt. Plötzlich war es möglich, auf einfache Art und Weise Geräte miteinander zu vernetzen und zu steuern. Die Keyboard-Burg aus mehreren Synthesizern, die notwendig waren, wenn man mehrere Sounds innerhalb eines Songs oder gar während eines Konzerts spielen wollte, verschwand allmählich zugunsten der neuen Synthesizer mit Speicherplätzen für Sounds und einer ganz neuen Gerätegattung: dem Expander. Expander waren Klangerzeuger ohne Tastatur, die per MIDI gesteuert wurden.

Expander waren Klangerzeuger ohne Tastatur, die per MIDI gesteuert wurden

Schnell setzte sich auch bei den Expandern das 19 Zoll-Format durch, so dass mehrere Expander bequem in ein Rack geschraubt werden konnten. Der Keyboarder benötigte auf der Bühne dann eine Tastatur, um die Sounds der Expander zu spielen: Das Masterkeyboard.

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Der Klassiker: Das Yamaha KX88 war wegen seiner Tastatur bei Pianisten sehr beliebt. Die Programmierung und Steuerung der angeschlossenen MIDI-Expander war damals noch sehr aufwendig.

Mehr als nur eine MIDI-Tastatur

Das Masterkeyboard musste damals aber noch andere Aufgaben erfüllen: Die per MIDI miteinander verbundene Expander mussten einzeln adressiert, Sounds umgeschaltet, auf der Tastatur verteilt oder gelayert werden, Controller wie Sustain- oder Expression Pedal sowie Pitch- und Modulationsrad zugewiesen werden. Folgende Aufgaben wurden vom Masterkeyboard erledigt:

  • Tastatur-Layout mit verschiedenen Zonen anlegen
  • Programmwechselbefehle per MIDI auf verschiedenen MIDI-Kanälen an die einzelnen Expander senden
  • Controller-Zuweisungen für die einzelnen Zonen verwalten
  • Lautstärke der einzelnen Zonen und Sounds einstellen
  • Alles gesammelt in einem Patch speichern, so dass auf Knopfdruck alle Einstellungen der angeschlossenen Expander wieder hergestellt werden
Stagepiano als Masterkeyboard
Stagepianos sind kompakte Digitalpianos, die wegen ihres geringen Gewichts gut transportabel sind.

Ein Masterkeyboard war zur damaligen Zeit also die Steuerzentrale für das gesamte Bühnen- oder auch Studio-Setup. Neben spezialisierten Masterkeyboards wie das KX88 von Yamaha, nutzten viele Keyboarder auch einen Synthesizer oder eine Workstation mit MIDI.

FAQ: Expander – MIDI-Soundmodule erklärt

Live-Setups mit Masterkeyboard heute

Häufig genutzte Software für die Bühne ist z. B. Apple Mainstage oder Camelot Pro. Allen Tools ist gemeinsam, dass sie Software Instrumente und Hardware Instrumente verwalten und steuern können. Die Umverteilung der Aufgaben vom Masterkeyboard auf den Computer ist vollzogen.

Viele Hardware-Klangerzeuger der letzten 30 Jahre sind als Plug-In Version verfügbar und lassen sich in einem schlanken Setup mit auf Tour nehmen, ohne die Original-Hardware dabei haben zu müssen. Gesteuert wird das alles bequem von einem Masterkeyboard.

Masterkeyboard im Studio

Im Studio hat das Masterkeyboard einen festen Platz: DAW Steuerung, Sounddesign & Co. gestalten sich mit einem guten MIDI-Keyboard, wie dem iCon iKeyboard X6, intuitiv und einfach.
Wenn Du dich zwischen Masterkeyboard und Stagepiano nicht entscheiden kannst, solltest Du an deine Anwendung denken:

  • MIDI-Keyboards eignen sich perfekt für Beat-Producer
  • Sounddesign mit VST-Instrumenten ist intuitiver als mit Maus & Tastatur
  • Keys & Pads können individuell belegt werden
  • Du kannst eigene Presets programmieren
  • MIDI-Keyboards erleichtern dir das Arbeiten in der DAW
Stagepiano als Masterkeyboard
Testsieger und Topseller: Das Kawai VPC1 bietet den vollen Spielgenuß und ist ein beliebtes Masterkeyboard.

Die Funktionen der Masterkeyboards dienen inzwischen eher als Tastatur und Controller, weniger als Schaltzentrale. Sie integrieren die DAW-Steuerung und dazu passende Steuerelemente mit einer Tastatur und USB-Schnittstelle, um als Zentrale im Studio die Musikproduktion zu vereinfa
chen.

Stagepiano auf der Bühne und im Studio?

Piano- und Flügelsounds gelten als Standard für die Bühnen-Performance. Es folgen die Sounds von Rhodes, Wurlitzer, DX7 Piano, Clavinet. Ergänzt werden diese dann durch Hammond B3 und diverse Synth Leads, Synth Bässe oder Pads.

Während das Masterkeyboard heute im Studio zuhause ist, findet man Stagepianos überall.

Nicht umsonst fassen Nord Pianos genau dieses Klangmaterial z.B. in ihrer Nord Electro-Serie zusammen. Ein Konzept, dem auch Yamaha mit dem neuen Yamaha YC61 folgt. Die klavierähnlichen Sounds lassen sich natürlich besonders gut mit einer Tastatur mit 88 Tasten und Hammermechanik spielen.

Alle Stagepianos verfügen in der Regel über eine derartige Tastatur und zugleich über genau den oben genannten Sound-Vorrat. Ein guter Grund das Stagepiano zur Schaltzentrale und zum Mittelpunkt der Bühnen-Performance zu machen. Daraus ergeben sich für dich mehrere Möglichkeiten, auf die wir nun genauer eingehen.

Das Stagepiano als reines Masterkeyboard

Die Hammermechanik-Tastatur eines Stagepianos bietet viele Möglichkeiten, um diese zum Ansteuern von Software-Instrumenten auf der Bühne zu nutzen. Natürlich lassen sich Piano & Co. sehr ausdrucksstark spielen und das Spielgefühl kommt gerade Pianisten mehr entgegen als das einer leicht gewichteten Tastatur.

Zudem bieten die 88 Tasten Raum für Split- und Layer-Setups. Das ermöglicht es, eine ganze Bühnenshow mit einer 88er Tastatur zu spielen. Immer häufiger verfügen Stagepianos über Spielhilfen wie Pitch- und Modulationsrad, so dass auch dem Synthie-Solo nichts im Wege steht.

Pedalanschlüsse für Sustain- und Expression-Pedal gehören zur Standardausstattung fast aller Stagepianos. Ein USB- oder MIDI-Anschluss, um den Computer anzusteuern, sind bei Stagepianos integriert. Stagepiano als Masterkeyboard? Auf der Bühne kein Problem!

Hybrid-Setup: Stagepiano und Computer

Hybrid-Setups aus Stagepiano und Computer sind auch auf der Bühne beliebt. In der Regel werden für Piano-Sounds die internen Klänge des Stagepianos genutzt, während alles andere aus dem Computer kommt.

Besonders gut lässt sich das realisieren, wenn das Stagepiano über eine MIDI Local Off-Funktion verfügt, um die Tastatur von der Klangerzeugung zu trennen. Die Tastatur sendet nun die MIDI-Steuerbefehle an den Computer, der diese wiederum bei allen Patches, in denen die Stagepiano-Klangerzeugung eingebunden werden soll, an diese zurücksendet.

Bei einer Verbindung per USB wird dazu nur ein Kabel benötigt. Nutzt man hingegen MIDI-Kabel, muss ein zweites Kabel vom MIDI-Out Port des MIDI-Interfaces am Computer zum MIDI-IN des Stagepianos verlegt werden.

Der Vorteil ist, dass auf diese Weise weiterhin der Computer die Hoheit über die Steuerung aller Sounds behält und auch Tastatursplits, die die Piano-Sounds mit einbeziehen, möglich werden.

Stagepiano als Masterkeyboard
Dank umfangreicher Funktionen nicht nur auf der Bühne ein Chamäleon: das Yamaha CP88.

Eine weitere Möglichkeit ist es, mit dem Lautstärkeregler des Stagepianos die Piano-Sounds ein- und auszublenden und dem Stagepiano die Kontrolle über seine Sounds zu überlassen. Das ist etwas anspruchsvoller in der Handhabung, weil die Patches in der Software eben nicht die Piano-Sounds mit berücksichtigen und somit daran gedacht werden muss, diese im richtigen Moment einzublenden und die Computer-Sounds auszublenden.

Stagepiano im Studio

Das Stagepiano ist durch die Anschlussmöglichkeiten auch im Studio ein beliebtes Tool. Neben den Klangfarben und der Hammermechanik bieten Stagepianos eine einfache Verbindung zum Computer.
Stagepianos sind im Studio besonders geeignet für:

  • Für Songwriter & Komponisten
  • Für ambitionierte Studiomusiker
  • Für Recordings

Backup-Lösung: Stagepiano klar vor dem Masterkeyboard

Wo Computer arbeiten, muss mit Systemabstürzen gerechnet werden. Das gilt auch auf der Bühne. Nichts ist peinlicher als ein Systemabsturz während eines Songs. Anders als die großen Stars, die mit Redundanzsystemen arbeiten, also zwei identischen Computer-Setups, die im Havariefall automatisch oder manuell umgeschaltet werden, haben die meisten Keyboarder diese Möglichkeit nicht.

Die Sounds des Stagepianos dienen im Notfall auch als Backup für den abgestürzten Computer

Hier kommt die Rettung dank Stagepianos: Da das Stagepiano eine eigene Klangerzeugung besitzt, hast Du immer ein Backup. Im Falle eines Absturzes muss lediglich die Lautstärke des Stagepianos aufgedreht werden.

Zusammenfassung: Vorteile des Stagepianos

  • Stagepianos bieten eine Tastatur mit 88 Tasten und Hammermechanik
  • Für Splits lassen sich Software-Instrumente gut über die 88 Tasten verteilen
  • Sounds des Stagepianos können gemeinsam mit Software-Instrumenten genutzt werden
  • Das Stagepiano funktioniert besitzt eine eigene Klangerzeugung
  • Durch die Anschlussmöglichkeiten ist das Stagepiano auch im Studio umfangreich zu integrieren

Top-Stagepianos: 3 Redaktionsempfehlungen

Im Prinzip kann jedes Stagepiano, das über eine USB- oder MIDI-Schnittstelle verfügt, als Masterkeyboard eingesetzt werden. Es gibt aber einige Vertreter, die sich besonders gut für die verschiedenen Szenarien eignen, und die ich kurz vorstellen möchte:

Stagepiano Vergleich Casio PX-S5000

Casio PX-S5000

Klassisches Digitalpiano im modernen Gewand: Das Casio PX-S5000 bietet einen tollen Kompromiss aus einer Tastatur mit hohem Holzanteil und leichtem Instrumentgewicht. So kannst Du das Stagepiano einfach zu deinen Auftritten transportieren und trotzdem vom komfortablen Spielgefühl einer Holztastatur profitieren.

Über den mitgelieferten Wireless MIDI & Audio Adapter kannst Du das Digtalpiano auch bequem mit Smartphones und Tablets verbinden und so beispielsweise die Funktionen der Casio Music Space App nutzen.

 

stagepiano als masterkeyboard

Kawai MP-7 SE

Für erstklassiges Spielgefühl: Das Kawai MP-7 SE kommt mit einer erstklassigen Flügeltastatur daher und bietet alles, was man auf der Bühne braucht: Hochwertige Sounds, MIDI In/Out/Thru, USB MIDI, Modulations- und Pitch-Wheel, Panic-Taste und mehrere Anschlüsse für Controller-Pedale. Auch das Kawai MP-7 SE verfügt über alle üblicherweise benötigten Sounds und kann damit gut in Hybrid Setups oder als Backup-Klangerzeuger genutzt werden.

 

Stagepiano Testsieger Yamaha P-125a

Yamaha P125A

Kompakt und authentisch Das Yamaha P-125A ist besonders kompakt und lässt sich deshalb leicht zu jedem Auftritt transportieren. Trotzdem musst Du keine Einbüßen im Klang in Kauf nehmen. Das Digitalpiano überzeugt mit einem authentischen, dynamischen Klavierklang.

Auch das Spielgefühl ist top. Mit der Graded Hammer Standard Tastatur wird ein schwererer Anschlag in den Tiefen und ein leichterer Anschlag in den Höhen ermöglicht. Dies fördert ein besonders authentisches Spielgefühl.

 

Fazit: Stagepiano als Masterkeyboard?

Stagepianos bieten heutzutage gegenüber einem reinen Masterkeyboard viele Vorteile. Neben einer guten Tastatur mit Hammermechanik verfügen sie über eine eigene Klangerzeugung, die viele der häufig genutzten Sounds abdeckt.

Somit ist es möglich, mit einem hybriden Setup aus der Stagepiano-Klangerzeugung plus Software-Instrumenten aus dem Computer zu arbeiten.

Für Keyboarder, die eine Piano-Tastatur bevorzugen und mit Software-Instrumenten auf der Bühne und im Studio spielen möchten, sind Stagepianos also eine sehr gute Alternative zu einem Masterkeyboard.