Beruf Lichttechniker
Ausbildung, Gehalt und Beruf
Von Alexander Cevolani am 16. November 2018
In der Veranstaltungstechnik gehört der Lichttechniker zu den wichtigsten Figuren überhaupt, denn ohne ihn blieben die meisten Bühnen dunkel. Der Mensch ist ein visuell wahrnehmendes Wesen, weshalb die Beleuchtung eine zentrale Rolle auf Veranstaltungen einnimmt und die Wirkung von Konzerten, Aufführungen und Events unterschiedlichster Art entscheidend beeinflusst.
Der Lichttechniker – Damals und heute
Alles begann im Theater. Bereits vor mehreren hundert Jahren wurde mittels Kerzen (und später mit Gaslampen) die passende Beleuchtung erzeugt. Richtig los ging es jedoch erst mit der Erfindung des elektrischen Lichts Ende des 19. Jahrhunderts. Die ersten (mannshohen) Lichtstellpulte und Dimmeranlagen wurden entwickelt und ab diesem Zeitpunkt konnten Lichttechniker die Beleuchtung auf der Bühne (vergleichsweise) variabel gestalten.
Der zweite große Wendepunkt umfasst die Einführung von DMX als digitales Fernsteuerprotokoll, das Aufkommen von Movinglights (mit ihren beweglichen Scheinwerferköpfen) sowie die Revolution der Lichttechnik durch LEDs. Ab diesem Zeitpunkt konnten Lichttechniker und Lichtdesigner auf eine enorm vergrößerte Bandbreite an technischen und kreativen Möglichkeiten zurückgreifen und komplexe Lichtshows programmieren, abspeichern und live über moderne Lichtkonsolen fahren und steuern.
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Lichttechniker oder Lichtdesigner
Lichttechniker und Lichtdesigner – was ist der Unterschied? Um dies zu erklären, muss man den Lichttechniker zunächst in „Licht-Operator“ umbenennen. In der Veranstaltungstechnik ist der Lichtdesigner der kreative Gestalter, der eine Lichtshow entwirft. Er legt die Anzahl, den Typ und die Position von Scheinwerfern fest. Weiterhin arbeitet er mit anderen technischen Gewerken, wie Bühnenbau und Video, eng zusammen, um den visuellen Gesamteindruck einer Show herzustellen.
Der Licht-Operator programmiert die Lichtshow anschließend im Detail mittels Hard- und Software und „fährt“ die Lichtshow live am Pult. In kleineren Produktionen sind Lichtdesigner und Operator jedoch häufig ein und dieselbe Person.
Wo arbeiten Lichttechniker?
Der Einfachheit halber bleiben wir jedoch bei der allgemeinen Bezeichnung „Lichttechniker“. Beschäftigung finden Lichttechniker in vielen Bereichen: Im Rahmen von Konzerten und Festivals, im Theater- und Musicalbereich, auf Messen und Kongressen, in TV-Produktionen, für sogenannte Corporate Events (firmenbezogene Veranstaltungen wie z.B. Produktpräsentationen) oder im Bereich der Festinstallation – etwa bei der Einrichtung eines Clubs, eines Restaurants oder im Einzelhandel.
Je nachdem in welchem Bereich Du später arbeiten möchtest, unterscheiden sich die potenziellen Arbeit- und Auftraggeber. Theater arbeiten häufig mit einem festen Team. Daneben gibt es Dienstleister, die sich auf die Umsetzung von Tourneen und Festivals spezialisiert haben. Andere Anbieter fokussieren sich auf Corporate Events oder arbeiten hauptsächlich für den TV-Bereich.
Freelancer oder festangestellt?
Wie auch im Artikel über die Arbeit als FOH-/Tontechniker, gilt auch für Lichttechniker: In der Veranstaltungstechnikbranche arbeitet ein Großteil der Lichttechniker als Freelancer, die sich Ihre Jobs selber suchen müssen. Dies kann sowohl Fluch als auch Segen sein und hängt von zahlreichen Faktoren ab:
- Bist Du kontaktfreudig und in der Branche gut vernetzt?
- Hast Du dich auf einen bestimmten Bereich spezialisiert?
- Welche Referenzen kannst Du vorweisen?
- Wie flexibel bist Du hinsichtlich Zeit und Ort?
Wie wird man Lichttechniker?
Der Lichttechniker ist kein eigenständiger Ausbildungsberuf. Wenn Du eine umfassende, staatlich anerkannte Ausbildung anstrebst, ist die „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ die optimale Anlaufstelle, die von unzähligen Unternehmen und Institutionen ausgebildet wird. Wie bereits im Artikel zum Berufsbild „FOH-Techniker“ beschrieben, beinhaltet diese Ausbildung so gut wie alle Bereiche der Veranstaltungstechnik – neben Lichttechnik wirst du also unter anderem auch in den Gewerken Ton, Video, Bühnenbau und Elektrotechnik umfassend geschult.
Wer weniger auf das Leben „on the road“ steht und gerne an einem festen Arbeitsplatz arbeitet, kann sich im Bereich der Theater und Schauspielhäuser nach Ausbildungsangeboten umschauen – ein hohes Renommee erhältst Du auf diesem Weg inklusive.
Nicht umsonst gilt der klassische „Beleuchter“ im Theater (und auch im Fernsehen) als Königsdisziplin der Lichttechnik. Wer einmal von Grund auf gelernt hat, wie man eine Bühne akkurat einleuchtet, profitiert davon auch wenn einmal mehr Effektgewitter und Kreativität gefragt sind.
Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Neben der offiziellen Ausbildung zur „Fachkraft für Veranstaltungstechnik“ gibt es mittlerweile auch im Lichtbereich zahlreiche Fort- und Weiterbildungen. Zum Teil mit stärkerem Bezug zur Veranstaltungstechnik oder mit Fokus auf das ebenfalls weite Feld der Lichtplanung im Architekturbereich. Letztere ist besonders für angehende Lichttechniker interessant, die später im Bereich der Festinstallation arbeiten möchten.
Hier eine Auswahl solcher Fort- und Weiterbildungen:
- Deutsche Lichttechnische Gesellschaft e. V. (LiTG) – European Lighting Expert (6x 2 Tage) (www.litg.de)
- Deutsches Institut für Angewandte Lichttechnik (DIAL) – Fachplaner Licht (5-tägiges Seminar) (www.dial.de)
- Lichttechnische Gesellschaft Österreichs (LTG) – Lichttechniker (zwei mehrtägige Module) (www.austrian-standards.at)
- Schweizer Licht Gesellschaft (SLG) – Technischer Lichtplaner (zweistufiger Lehrgang) (www.slg.ch)
Licht & Video
Im Grunde ist ein Projektor doch auch nur ein spezialisierter Scheinwerfer, der Licht auswirft, oder? Und eine LED-Videowand aus hunderten bzw. tausenden kleinen Mehrfarb-LEDs besteht bei dieser Betrachtungsweise doch auch nur aus einer Vielzahl von Mini-Scheinwerfern, die im Verbund ein bewegliches Bild erzeugen. Die Grenzen sind fließend und genau dies ist der Grund, warum die Gewerke Licht und Video so eng zusammenarbeiten.
Videoelemente (Content) werden heute genauso als lichtgestalterisches Element angesehen und eingesetzt wie klassische Scheinwerfer. Deshalb sollten sich Lichttechniker auch mit Projektoren, Medienservern, Leinwänden und LED-Walls auskennen.
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Lichttechnik einfach ausprobieren
Generell gilt: Mit den Grundlagen der Beleuchtung kannst Du auch zuhause experimentieren. Mehr als 2-3 einfache, günstige PAR-Lampen brauchst Du dafür nicht. Wer bereits weiß, was es mit Begriffen wie Vorder-, Seiten-, Aufhell- oder Gegenlicht auf sich hat und wie diese zusammenspielen, hat bereits den ersten wichtigen Schritt gemacht.
Wie sich unterschiedliche Scheinwerfertypen verhalten und wie Du eine Lichtshow via DMX programmierst, kannst Du zudem auch ohne eine große Bühne austesten. Im nachfolgenden Extrakasten „Lichtshow am Schreibtisch“ findest Du eine kurze Übersicht über DMX-Software, mit der Du virtuelle Lichtshows entwerfen und programmieren kannst. Viel Spaß damit – denn die Auswirkungen von Licht sind sofort erkennbar und im wahrsten Sinne des Wortes sehr anschaulich.
Lichtshow am Schreibtisch – DMX-Software für den Heimgebrauch
Profis programmieren ihre Lichtshows in der Regel an großen Konsolen, auf denen eine Software läuft. Für den Einstieg in die Lichtprogrammierung bieten viele Hersteller jedoch auch kostenlose Softwarelösungen an. Erst wenn Du deine programmierte Lichtshow in der Praxis verwenden (= via DMX ausspielen) willst, musst Du auf eine kostenpflichtige Variante umsteigen bzw. Interface-Hardware dazukaufen.
Perfekt für den Einstieg eignen sich zum Beispiel:
- ADJ MyDMX 2.0 (www.adj.com)
- Enttec DMXIS (www.enttec.com)
- Madrix Neo (www.madrix.com)
- Visual Productions Cuelux (www.cuelux.com)
Loslegen und Licht auf die Bühnen bringen
Mit unseren Tipps zur eigenen Lightshow kannst Du sofort Zuhause loslegen und schon etwas lernen. Denn wie bei allen anderen Berufen auch gilt: Es gibt nichts, was man sich nicht aneignen kann.