Effektiv üben
Wie Du dein Gehirn auf Lernerfolg programmierst

Effektiv üben: Wie Du dein Gehirn auf Lernerfolg programmierst
Du willst wirklich effektiv üben? Lies, wie Du dein Gehirn auf Lernerfolg programmieren kannst ...

Denis Busch Von Denis Busch am 05. September 2016

ANZEIGE

Effektiv üben unterscheidet uns von den Virtuosen

Überragend brillante Musiker spielen Sachen auf ihrem Instrument, die wir Normalsterbliche kaum für menschenmöglich halten. Und das machen die Top 5% der Musiker mit einer entspannten Selbstverständlichkeit. Wer hat sich dabei nicht schon einmal bei dem Gedanken „So gut wie der, werde ich nie sein“ ertappt? Das frustriert.

Der bessere Ansatz ist jedoch, zu fragen: „Wie haben die geschafft, so gut zu werden?“. Und: „Wie kann ich das auch schaffen?“

Egal wer dein Lieblingsmusiker ist: Er hat bei Null angefangen, genau wie Du. Er hat die gleichen Anfängerfehler gemacht und sich (vermutlich wie wir alle) in vielen Dingen ziemlich blöd angestellt.


PASSEND DAZU


Das Üben erlernen

Stell dir vor, wie der kleine John Petrucci (Dream Theater) das erste Mal eine viel zu große Gitarre auf dem Schoß balanciert. Unsicher und ungelenk versucht er seine ersten Töne zu greifen. Er ist nicht als Stargitarrist geboren worden, niemand wird das.

Doch heute ist Petrucci ein Virtuose auf der E-Gitarre. Er hat scheinbar irgendetwas richtiggemacht. Hat er Tag für Tag viele Stunden am Instrument verbracht? Sicher hat er das. Für seinen Fortschritt an der E-Gitarre war (und ist) jedoch etwas Anderes wichtiger: Er hat gelernt, wie man effektiv übt.

Lies auch: Einfache Gitarren-Lieder, die jeder kennen sollte

Das Geheimnis für effektives Üben

Wie wäre es wohl, täglich erkennbare Fortschritte an deinem Instrument zu machen? Wie wäre es, von Woche zu Woche selbstsicherer zu werden? Stell dir vor: Du kannst das Level eines John Petrucci, Victor Wooten oder Mike Mangini erreichen. Ja, das geht.

Du musst nur verstehen, wie Du wirklich effektiv übst und damit das Maximum aus deinen Übe-Sessions herausholst.

In dieser Artikelserie helfe ich dir, die Prinzipien effektiven Übens zu verinnerlichen und selbst anzuwenden. Unser gemeinsames Ziel ist, das Beste aus jeder einzelnen Übe-Session herauszuholen und so zügig und konstant deinem musikalischen Ziel näher zu kommen.


Was ist eigentlich effektives und ineffektives Üben?

Um effektives Üben anwenden zu können, musst Du zuerst verstehen, was es überhaupt bedeutet und was der Unterschied zu ineffektivem Üben ist.

Anzeichen für ineffektives Üben

  • Du greifst immer dann zu deinem Instrument, wenn Du nichts Anderes zu tun hast. Dann spielst Du Tonleitern und Patterns hoch und runter, die Du schon kannst und machst keine wirklichen, messbaren Fortschritte.
  • Dein Lernerfolg kommt dir schleppend vor. Manchmal hast Du den Eindruck, dass Du gar nicht vorankommst oder sogar schlechter wirst.
  • Du weißt nicht, welche konkreten Schritte benötigt werden, um dein Lernziel zu erreichen. Womöglich hast Du dir kein Ziel gesetzt.
  • Ineffektives Üben macht wenig Spaß, ist eher frustrierend. Daher übst Du nicht so regelmäßig, wie Du solltest und hast ein entsprechend schlechtes Gewissen.

So sieht effektives Üben aus

  • Du setzt dich zu jeder Übe-Session mit einem konkreten Plan hin und richtest dich danach. Du weißt, was Du üben willst und es sinnvoll angegangen wird. Du hast konkrete Vorgehensweisen, mit denen Du dir neues Material und neue Techniken aneignest.
  • Du bist konzentriert und fokussiert während deiner Übezeit. Du übst regelmäßig und gerne, weil dich deine Erfolge motivieren und antreiben.
  • Du lernst neue Inhalte in einem Minimum an Zeitaufwand, weil Du die richtigen Übungen weißt, mit denen Du dir neues Material zugänglich machen kannst.
  • Du weißt, wie dein Gehirn lernt und übst entsprechend: mit Begeisterung, jeder Menge Spaß und ausreichend Pausen.
Effektiv üben: Wie Du dein Gehirn auf Lernerfolg programmierst
Wie schaffst Du die Voraussetzungen, um effekt üben zu können? Lies jetzt alles darüber … | Bild: Nora Tabel

Voraussetzungen zum effektiv üben

Die absolute Grundvoraussetzung ist deine Begeisterung. Nur mit dieser wird es dir gelingen, regelmäßig zu üben, zügig voranzukommen und vor allem immer dran zu bleiben. Denn: Üben um des Übens Willen ist nicht nachhaltig.

Sobald es einmal schwer wird oder Du aus deiner Übungsroutine fällst, findet dein Schweinehund immer mehr Gründe, warum Du das Üben „heute mal“ auslassen solltest oder gerade „keine Zeit“ zum Üben hast.

Wenn Du aber von deinem Ziel und dem Weg begeistert bist, hast Du immer starke Fürsprecher, die dir zur Seite stehen, wenn dir der Schweinehund das Üben ausreden will. Destruktive Fragen á la „Wofür mache ich das eigentlich?!“ gehören der Vergangenheit an, weil Du nicht mehr an einzelnen Übungen festhängen wirst und dadurch gefrustet bist.

Warum dir ein Ziel beim Üben hilft

Ein Ziel gibt dir Sinn auf dem Weg. Ein klares Bild vor Augen treibt dich persönlich an und motiviert. Alle Widerstände erscheinen nicht mehr so groß, sie sind auf einmal relativ.

  • Zeitproblem? Du machst dir Zeit.
  • Die richtigen Übungen? Du findest jemanden, der sie dir zeigt.
  • Fehlende Motivation? Nicht mit einem Ziel, das dich begeistert.

Mit einem klaren Ziel, das Du aus vollem Herzen und um alles in der Welt erreichen willst, setzt der Spaß ein und macht die Arbeit leichter. So wird der eine zum Mr. Universe, der nächste Präsident von Amerika oder Du vielleicht der nächste Virtuose.

Lies auch: Einfache Klavierlieder: Schöne Klavierstücke zum Lernen

Das Ziel visualisieren

Das Visualisieren des Ziels ist gängige Praxis für alle erfolgreichen Menschen. Egal ob Sportler, Unternehmer, Politiker, Musiker oder wer auch immer. Das Gehirn kann nicht zwischen Vorstellung und Realität unterscheiden. Es verarbeitet jeden realen Sinneseindruck in den gleichen Regionen wie das, was Du dir vorstellst.

Denkst Du an das Fahrradfahren, werden dieselben Hirnareale aktiv, als ob Du tatsächlich Fahrrad fahren würdest.

Stellst Du dir etwas immer wieder vor, glaubt dein Unterbewusstsein, dass dies der Normalzustand sei. Dass das die Situation ist, wie sie ist und sein sollte. Stellt es dann aber fest, dass das Bild nicht der Realität entspricht, ist es darauf eingestellt, dieses Bild wahr werden zu lassen.

Hilfe vom Unterbewusstsein beim effektiv üben

Dein Unterbewusstsein „denkt“ sich: »Moment mal, eigentlich stehe ich doch auf der Bühne und rocke das Publikum! Wieso kann ich diesen Song noch immer nicht spielen?! Da stimmt doch etwas nicht!« Es entsteht eine Lücke zwischen Realität und Vorstellung, die Du ganz automatisch und unbewusst zu überbrücken versuchst.

Entsteht eine Diskrepanz zwischen Realität und Vorstellung, versucht unser Unterbewusstsein, die Realität zu ändern. Nicht etwa die Vorstellung.

Darüber hinaus hilft es dabei, die richtigen Übungen zu finden. Wie wir diese auswählen und was die richtigen Übungen zur gegebenen Zeit sind, werden wir in einem Folgeartikel behandeln.


Dein Gehirn auf Erfolg beim Üben programmieren

Das Prinzip der Visualisierung ist einfach. Finde dein persönliches Ziel und träume ausgiebig und immer wieder davon. Klingt das zu einfach? Wer hat denn gesagt, dass es schwer sein muss?

Schritt 1:

Nimm dir heute fünf Minuten Zeit und träume von deinem Ziel in allen Einzelheiten. Think BIG! Was ist dein großer Traum? In einer perfekten Welt, was für ein Musiker wärst Du?

Schritt 2:

Detailreich muss es sein: Wo bist Du? Stehst Du auf einer Stadionbühne vor 10.000 Leuten? Sitzt Du im Studio für einen Weltstar? Rockst Du einen Club mit deiner Band und das Publikum rastet aus?

Was kannst Du? Bist Du tierisch technisch und schnell? Bringst Du Menschen zum Weinen, mit deiner gefühlvollen Art zu spielen? Beeindruckst Du die Jazzszene mit deinen abgefahrenen Improvisationen?

Wie fühlst Du dich? Bist Du aufgeladen durch die Energie deines Publikums und voller Adrenalin? Bist Du selbstsicher und fühlst dich wohl in deiner Haut? Spürst Du Ruhe und Entspannung, weil Du den Lebensunterhalt mit deinen Fähigkeiten verdienst?

Schritt 3:

Nutze alle deine Sinne. Sieh, rieche, höre, fühle, schmecke.

Wie sieht der Ort aus, wo Du bist? Wie riecht die Luft? Wie klingt die Musik? Wie klingt dein Publikum?

Schmeckst Du deinen Schweiß auf der Bühne? Eine Zigarette? Bier? Whisky? Rotwein? Wasser?

Tipp:

Je klarer und detailreicher das Bild von dir in deiner Zukunft wird, desto mehr wirst Du es erreichen wollen. Und damit wirst Du in Zukunft effektiv üben können.


Zusammenfassung zum effektiv Üben

  • Jeder kann ein Virtuose werden, wenn er regelmäßig und vor allem effektiv üben lernt.
  • Hierfür braucht es ein Ziel, das Du verfolgen kannst.
  • Je bildlicher das Ziel in deinem Kopf, desto mehr Motivation und Antrieb aus dem Unterbewusstsein.
  • Je öfter und bildhafter das Ziel visualisiert wird, desto effektiver wirst Du üben.

In weiteren Artikeln dieser Serie tauchen wir tiefer in die Geheimnisse des effektiven Übens ein. Hilf uns, deine Situation besser zu verstehen: Welche Probleme hast Du, wenn es ums regelmäßige, effektive Üben geht? Hinterlasse einen Kommentar unter dem Artikel, ich lese jeden einzelnen Beitrag.

Effektiv üben: Wie Du dein Gehirn auf Lernerfolg programmierst
Bild: Nora Tabel
www.braetalon.net

Denis Busch hilft Bassisten effektiver zu üben, frei und spontan zu improvisieren und eigene Basslinien zu schreiben.

Mehr Infos auf www.basscoach.de

ANZEIGE

EMPFEHLUNGEN