SpatialSound Wave
SAE Institute Köln testet die Zukunft der Audiowiedergabe

SpatialSound Wave
Sound, der dich umgibt: Auf den ersten Blick eine normale Studioumgebung. Das System auf dem großen Bildschirm gibt jedoch einen ersten Hinweis, womit wir es zu tun haben. © Timo Semmler

Alexander Schölzel Von Alexander Schölzel am 21. November 2018

SpatialSound Wave @ SAE Institute – Inhalt

SpatialSound Wave am SAE Institute Köln

Im Kölner Stadtteil Mühlheim hat sich das SAE Institute eingefunden. Ein wenig weiter abseits von Dom und Ringen wurden alte Produktionshallen in eine perfekte Kreativ-Umgebung verwandelt.

Der Eingangsbereich gestaltet sich offen. Ein Tresen für den Empfang, dahinter beginnen schon die Arbeitsplätze für die angehenden Audio Engineers. Weiter hinten im Gebäude schließen die Studios an.

Pierre Degardin, Manager des Kölner Institutes, empfängt mich. In der linken Hand einen Tee, die rechte ausgestreckt zur warmen Begrüßung. Er hat schon dieses verschmitzte Grinsen auf den Lippen. Er weiß genau, was mich erwartet.


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SpatialSound Wave
Insgesamt 19 Studiomonitore sorgen für zielgerichteten Sound. © Timo Semmler

Wir betreten eine neue Welt

Nach einem Rundgang durch die Arbeitsräume und Studios betreten wir den Kern des heutigen Tages. »Willkommen in der Zukunft«, sagt Pierre. Schnell scannen die Augen den Raum. Sofort fällt eine ovale Traverse auf. Die Konstruktion reicht vom Boden bis knapp unter die Decke und ist an ihren Seiten in zwei Ebenen unterteilt. Vier vertikale Streben über Kopf ergänzen das Gerippe, das die zunächst unzähligen Lautsprecher trägt.

SAE Institute Köln
19 aktive SC205 Studiolautsprecher von EVE Audio bilden den Raumklang ab. © Timo Semmler

Die Rede ist von einem 19.2 Soundsystem, bestehend aus 19 aktiven SC205 Studiolautsprechern sowie zwei aktiven TS112 Subwoofer. Das gesamte Lautsprecherkonsortium stammt aus dem Hause EVE Audio und beeindruckt bereits lautlos. Mit im Raum ist Jeff, Fachbereichsleiter des Studiengangs »Audio Enigneering« am Kölner Institute. Er versprüht direkt seine ganze Leidenschaft für die neue klangliche Errungenschaft.

sae institute 3d audio
Das SAE Institute arbeitet mit modernstem Equipment und bildet am Puls der Zeit aus!

Über SAE Institutes

Das erste deutschsprachige SAE Institut entstand 1986 in München, worauf hin schnell weitere in Wien und Frankfurt folgten. Was als reine Schule für Audio Engineering begann, hat sich bis heute mit einer Vielzahl an Bildungsangeboten stetig zu einer der ersten Anlaufstellen für Creative Media im privaten Ausbildungssektor entwickelt.

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Professionelle Zertifikate, Aus- und Weiterbildung oder direkt ein Bachelor bzw. Masterstudium — von Audio Production über Music Business, Cross Media, Web-Themen, Film & TV sowie Animation und Games ist alles denkbar. Wer seinen Weg in einem der Bereiche finden möchte, hat nun die perfekte Gelegenheit dazu, die verschiedenen Themenbereiche in informativen Workshops kennenzulernen.

Die erste, echte Revolution nach 5.1 Surround-Sound

SpatialSound Wave ist eine echte Revolution in der Welt der objektbasierten Produktions- und Wiedergabesysteme. Der Sound ist allumfassend, dreidimensional und unfassbar realistisch. Anders als bei der klassischen Produktion in Stereo oder 5.1 kommen bei der SpatialSound Wave Technologie völlig neue Ansätze mit Blick auf das Produzieren, Sichern und Wiedergeben von Audiomaterial zum Tragen.

Der Sound ist allumfassend, dreidimensional und unfassbar realistisch

Eine Produktion in Stereo muss auch auf Stereo-Lautsprechern wiedergegeben werden. Bei einer objektbasierten Produktion kommen koordinierte Audio-Objekte, gespeichert in einer Audio-Szene, zur Verwendung. Exakte Parameter ermöglichen die Wiedergabe auch auf vielfach größeren Systemen. »Das ist das Tolle: Du kannst eine Produktion beliebig skalieren«, verrät Jeff. Ob ein produziertes Stück von einem System mit 19 oder 200 Lautsprechern wiedergegeben wird spielt keine Rolle.

3D Audio
Jeff hat bereits vor seiner Zeit beim SAE Institute Köln Erfahrungen mit 3D Audio Systemen gesammelt. © Timo Semmler

Was einmal mit dieser Technologie produziert worden ist, kann mit jedem erdenklichen SpatialSound Wave System wiedergegeben werden. Das Herzstück des Systems, ein hochgezüchteter Rechner zum Rendern, berechnet die gespeicherten Eigenschaften des Klangs in Echtzeit für jedes in Frage kommende Soundsystem um. Kein Wunder, dass man sich innerhalb des Wiedergabebereichs frei bewegen kann. Einen Sweet-Spot gibt es nicht, vielmehr lässt sich von einer ganzen Sweet-Area sprechen. Der Klang entfaltet sich immer an der zuvor definierten Position.

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Nähert man sich dem einen Instrument, entfernt man sich zeitgleich vom anderen. Ein Umstand, der durch das Audio Authoring ermöglicht wird. Wirklich objektbasiert wird eine Mischung erst durch diesen Prozess, bei dem die einzelnen Objekte innerhalb der SpatialAudio Scene angeordnet werden. Zusammen mit den unterschiedlichen Wiedergabe-Parametern ist das Audio Authoring einer der entscheidenden Schritte zum perfekten Hörerlebnis.

SpatialSound Wave
Die mitgelieferte Software ist graphisch anschaulich gestaltet und intuitiv zu bedienen. © Timo Semmler

Eine Intuitive Klangumgebung

In der Praxis wirkt das System zur Bedienung erfreulich einfach. Es sind meine ersten Berührungspunkte mit dieser Technologie und doch versteht man die Handhabung der Audio-Objekte auf Anhieb. Auf dem Bildschirm wird graphisch jedes einzelne Objekt dargestellt. Man kann in die Klangumgebung hinein und hinaus zoomen, die Positionen der Objekte – auch in der Raumtiefe – verändern und sogar Automationen einzeichnen.

Es war einfach eine besondere Zeit.

Man vergisst schnell, dass jedes einzelne Objekt aufwendig recorded und produziert worden ist. Um den »gewöhnlichen« Produktionsprozess mit all seinen Facetten kommt man trotz all der verspielt anmutenden Bedienung des SpatialSound Wave Systems nicht umher. Speziell in Kooperation mit dem Fraunhofer Institut wurden in der Vergangenheit eigene Recording-Sessions abgehalten, in denen objektbasierte Stücke produziert wurden.

Wenn Pierre davon spricht, wird er kurz wehmütig. »Es war einfach eine besondere Zeit«, lässt er wissen. Oft verbrachten die Musiker Tage lang zusammen, um das notwendige, objektbasierte Audiomaterial auferstehen zu lassen.

SAE & Fraunhofer: Video zum Kickoff der Zusammenarbeit

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Die Regeln des Mixing neu erfinden

Hat man eine Produktion beendet, beginnt der Spaß: Denkt man über das Mixing nach, tun sich unendlich viele neue Möglichkeiten auf. Instrumente können völlig neue Rollen im Klangbild einnehmen, die Stimmung eines Songs auf so viele Weisen neu definiert werden. Vielleicht werden sich in Zukunft völlig neue Hörgewohnheiten entwickeln.

SAE Institute Köln
Durch die 3D Audio Technologie wäre es denkbar, Lead Vocals über den Kopf zu legen. Eine merkwürdige Erfahrung. © Timo Semmler

Während eines der eigens aufgenommenen Stücke läuft, Don’t Speak von No Doubt, verschiebt Jeff die Lead-Stimme über unsere Köpfe. »Wir nennen das the voice of god«, lacht er. Tatsächlich nimmt man aber selbst kleinste Veränderungen im Mix auf. Teilweise unbewusst, in Fällen wie der »voice of god« aber auch ganz bewusst und offensichtlich. Dramaturgisch höchst interessant.

3D Audio
Klang:Fabrik von Klang Technologies wurde bereits integriert, um das 3D-Erlebnis auf Kopfhörern wiederzugeben. © Timo Semmler

Ein Beispiel für kreatives Weiterdenken ist das Umfunktionieren eines 3D In-Ear Monitoring Systems in eine 3D Mixing Engine. Klang:Fabrik von Klang Technologies macht das dreidimensionale Klangerlebnis auch auf Kopfhörern spürbar. Ein wahrer Genuss. Besonders der A/B-Vergleich zwischen Stereo und dem SpatialSound macht deutlich, was alles möglich wäre, wenn …

Wann wird SpatialSound Wave marktreif sein?

Bisweilen freut sich das SAE Institute Köln, als einer der Auserwählten, die neue Technologie anwenden zu dürfen. Auch aus den Reihen der Studenten kommen ausgewachsene Ideen und jede Menge Wünsche sowie Anregungen.

Aber wann wird eine so bedeutende Entwicklung es schaffen, sich fest zu etablieren? Konzerthäuser, Kinosäle, aber auch im künstlerischen Performance-Bereich sind Audio-Systeme, wie das des Fraunhofer Instituts, bereits in Verwendung. Auch Kreuzfahrtschiffe stechen mit SpatialSound Wave Systemen in See. Erste Erprobungen mit der Automobilindustrie fanden ebenfalls in Kooperation mit dem SAE Institute Köln statt.

Was zu sagen bleibt

Es fällt mir schwer, einen realistischen Ausblick auf die Zukunft dieser Technologie zu geben. Was ich sagen kann, ist, dass ich eine völlig neue Art des Musikkonsums erleben durfte. Eine Präzision, wie man sie nicht einmal in einer Live-Umgebung hätte. Objektbasierter Sound wird auf lange – hoffentlich zeitnahe – Sicht die klassischen kanalbasierten Audioformate wie 5.1 vergessen machen.

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