Patchkabel für die Musik – Worauf achten bei Gitarre, Synthesizer & Co.?
Von Felix Baarß am 19. Oktober 2021
Patchkabel (Musik) – Inhalt
Was ist ein Patchkabel?
Im Reich der Musik dient ein Patchkabel zum Senden von Audiosignalen oder Steuerspannung an ein anderes Gerät.
Das geschieht einerseits direkt, z.B. zwischen zwei Gitarren-Effektpedalen oder Komponenten eines modularen Synthesizers. Andererseits indirekt über ein Steckfeld (Patchbay) für unterschiedliche Verschaltungen von Effektgeräten im Studio.
Klingt wie ganz normale Kabel für Audio- und Steuersignale? Im Prinzip ja, aber es gibt ein paar Besonderheiten:
PASSEND DAZU
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Das macht Patchkabel aus
- Sie sind kurz (≥15 cm)
- Sie haben stets Stecker (männlich) an beiden Enden
- Manche Patchkabel sind konstruktionstechnisch ganz speziell aufs »Patchen« zugeschnitten
Patchkabel für was?
Wir betrachten diese drei Patchkabel-Typen: Gitarre, Synthesizer und Studiogeräte. Dabei gibt es so manche Unterschiede in Bauform, Signaltyp und Verwendung. Erfahre jetzt alles darüber.
Patchkabel
Gitarre
Für viele das wichtigste (oder einzige) Einsatzgebiet für Patchkabel: Gitarre. Nämlich zur Verbindung der Bodentreter untereinander auf dem Pedalboard oder von Effektgeräten im Rack.
Welche Patchkabel für Pedalboard & Effekt-Case?
- Große Klinke, Mono (6,3 mm TS)
- Für hochohmige Signale (»Hi-Z«) wie beim Gitarren-/Basskabel
Patchkabel = Instrumentenkabel?
In Online-Shops von Musikalienhändlern finden sich Patchkabel für Gitarre oft auch in der Kategorie »Instrumentenkabel« – technisch gesehen sind es einfach besonders kurze Gitarren- bzw. Basskabel.
Sie würden daher auch zur direkten Verbindung von Instrument und Verstärker taugen, doch im Alltag wird höchstens umgekehrt ein Schuh draus: Du könntest ein normales, langes Gitarrenkabel als Patchkabel für Bodentreter auf dem Pedalboard nutzen. Achte nur darauf, dass es KEIN BOXENKABEL ist. Siehe …
FAQ: Unterschied zwischen Gitarrenkabel und Boxenkabel
Unsere Patchkabel-Empfehlung für Gitarre & Bass
Um 90° abgewinkelte Klinkenstecker, wie sie oben auf dem Bild zu sehen sind, eigenen sich optimal für Pedalboards. So können die Bodentreter sehr dicht nebeneinander platziert werden.
Noch ein Tipp für die Saitenfraktion: Gerade wenn sich auf deinem Pedalboard (auch) Effektgeräte mit True Bypass tummeln, nutzt Du besser möglichst a) hochwertige und b) kurze Patchkabel. Nur so bleibt bei aktivem True Bypass das Signal praktisch unbeeinträchtigt. Mit steigender Pedalanzahl wird das immer wichtiger.
Pedalboard selber bauen: DIY mit XXL-Anleitung für dein Effektboard
Patchkabel
Synthesizer
(Semi-)Modulare Synthesizer nutzen zur Modulation und Sequenzierung ihrer Klänge Steuerspannung (engl.: control voltage, kurz CV). Entweder kommunizieren die Module damit untereinander oder empfangen die Spannung von externen Geräten – wie manchen Audio Interfaces, Controllern à la Novation 49SL MkIII [Test] & Co.
In jedem Fall brauchst Du geeignete Patchkabel. Synthesizer erwachen zum Leben durch die übertragene Steuerspannung von Quelle X – etwa eine LFO-Schwingung – zum Ziel Y – etwa dem Eingang für die Frequenzmodulation eines Filters.
Passende Patchkabel für modulare Synthesizer
- Für Eurorack-Module*: Miniklinke, Mono (3,5 mm TS)
- Für MOTM-Module: Große Klinke, Mono (6,3 mm TS)
*: Das Eurorack-Format beherrscht den Markt, wir empfehlen es insbesondere aufgrund der viel größeren Auswahl an Modulen.
Mehr dazu in den FAQ: Modulare Synthesizer
Die Länge zählt
Überleg dir vor dem Kauf, in welchen Längen Du die Patchkabel benötigst. 15 cm sind womöglich zu kurz für die Art, wie Du dein Modularsystem aufgebaut hast. Zu lang dürfen sie auch nicht sein, sonst liegen oder hängen sie nur im Weg herum. Meist macht’s die gesunde Mischung.
Zudem kannst Du vor dem Kauf deine Module vielleicht etwas cleverer arrangieren. So sollten die Buchsen für oft genutzte Verbindungen wie Hüllkurve > Filter-Cutoff o.Ä. nicht allzu weit auseinander liegen.
Stapelbare Patchkabel (»Stackables«)
Mit manchen Patchkabeln kannst Du ein Signal an zwei oder mehr Module gleichzeitig senden. Auf Englisch heißt das »stacking« und im Neudeutschen kursiert der Begriff »stacken«. Bei Kabeln sitzt in der Steckerrückseite eine Miniklinkenbuchse, in die das zusätzliche Kabel »gestackt« wird.
Wenn Letzteres ebenfalls stapelbar ist, kannst Du sogar drei Module ansteuern … und so weiter, aber irgendwann werden solch krude Konstruktionen instabil und gefährden mit ihrer Hebelwirkung womöglich die Buchse.
Patchkabel
Studio Equipment
Im Studio finden Patchkabel Verwendung, wenn der Signalfluss zwischen vielen Geräten schnell und komfortabel geändert werden soll. Dafür ist ein Zusatzgerät nötig, gleich mehr dazu.
Die gängigsten Patchkabel fürs Studio
- Für Line-Signale:
- Große Klinke, »Stereo« (6,3 mm TRS) für symmetrische Verbindungen
- Große Klinke, Mono (6,3 mm TS) für asymmetrische Verbindungen
- Für Mikrofonsignale
- XLR (männlich)
So funktioniert’s
Du brauchst ein Steckfeld (Patchbay). Hier werden die Signale an den Eingängen hinten an Ausgänge an der Vorderseite geleitet. Per Patchkabel schickst Du diese Signale nun in beliebige Eingänge (auch vorne zu finden), welche schließlich nach hinten an zugehörige Outputs für nachfolgende Geräte fließen.
So kannst Du etwa die Effektreihenfolge in deinem Setup ändern, ohne dafür jedes Mal mühsam hinter Racks und Studiotisch zu klettern, die Taschenlampe hervorzukramen etc.
Außerdem schonst Du die Buchsen deiner Instrumente und Effektgeräte – im Ernstfall musst Du nur die Patchbay ersetzen, wenn eine oder mehrere Buchsen hinüber sind.
Lesetipp: Patchbay
Steckfelder + Patchkabel: Klinke, XLR oder Exotisches?
Beim Standard, der großen Klinke, gibt es die symmetrische Ausführung. Eine solche sowie symmetrische Kabel lohnen sich erst dann, wenn Du mindestens zwei mögliche Ketten aus a) Signalquelle, b) ggf. Effektgerät(en) und b) Studiomonitoren zusammenpatchen kannst, bei denen alle Komponenten symmetrisch funktionieren. Mehr dazu:
FAQ: Symmetrisch vs. unsymmetrisch – Kabel, Eingänge, Ausgänge
XLR ist immer symmetrisch. Hier kommt es vor allem dann in Frage, wenn Du viele Mikrofone schnell zwischen unterschiedlichsten Preamps/Effektgeräten etc. umstecken können willst.
Und schließlich gibt es noch »TT Phone« – ein äußerst robustes Format aus der Telefontechnik. Es ist kleiner als die große Klinke und so passen deutlich mehr Buchsen auf ein Steckfeld im üblichen 19″-Format. Nachteile: Patchkabel und -bays dieser Art sind sehr teuer, auch müssen sie oft selbst gelötet werden.
Fazit zum Patchkabel für Gitarre, Synthesizer & Co.
Patchkabel – worauf achten? Ganz knapp:
- Signal-Unterschied: Gitarre (Hi-Z), Studiogerät (Line), Synthesizer (CV)
- Länge: So kurz wie möglich, so lang wie nötig
Welche Kabel nutzt Du für deine Gitarren-Effektgeräte? Welche Länge bevorzugst Du bei den Kabeln für deine (Eurorack-)Synthesizer-Module? Hast Du schon Erfahrungen mit »Stackable«-Patchkabeln gemacht? Wie sieht deine Patchkabel-Belegung an den Buchsen im Rack für Outboard-Effektgeräte aus?
Wir freuen uns auf dein Feedback! :)
Letzter Lesetipp: Audiokabel (Stecker, Arten, …)