Kompressor einstellen
Einfache Anleitung für optimalen Sound
Von Carlos San Segundo am 07. Juli 2019
Inhalt: Kompressor einstellen
Muss ich das Kompressor einstellen lernen?
Ja, das Kompressor einstellen kann ziemlich entmutigend sein. Vermutlich ist das eines der Dinge, die am längsten in der Musikproduktion brauchen, bis Du sie erlernt hast. In diesem Artikel möchte ich dir deswegen erklären, wie das geht, den Kompressor richtig einstellen.
Du erfährst hier die Gründe und die notwendigen Techniken, um es die richtigen Kompressor-Einstellungen zu finden und deine Musik mithilfe von Komprimierung professionell klingen zu lassen.
Wenn Menschen davon sprechen, dass sie den Audio Kompressor nicht verstehen, liegt es oft nicht daran, dass sie die Parameter nicht verstehen. Oder nicht verstehen, wie sie diese Parameter dazu nutzen, um die Mikrodynamik einer Spur wie Vocals, Gesang, Drums, Bass oder Akustikgitarre zu verbessern.
PASSEND DAZU
- Kick und Snare Drum komprimieren
- Audio Kompressor
- Kompressor Einstellungen: Tipps & Co.
- ART Pro Audio Pro Channel: Mikrofonvorverstärker, Kompressor, Equalizer
- Kompressor Video Workshop: Effektgrundlagen für Musiker
Das Erlernen des Kompressoren wirkt weniger beängstigend, sobald Du die Wirkung der einzelnen Regler richtig verstanden hast.
Etwas schwieriger wird es, dass Du das Kompressor einstellen so richtig meisterst – wie in allen Skills in diesem Leben braucht das eben einige Stunden Erfahrung, um alle Schwierigkeiten und Herausforderungen zu verstehen. Bei manchen dauert es gar Jahre, bis die Kompression gemeistert wird.
Lies auch: Kompressor Musik
Warum Kompressor richtig einstellen?
Wenn Du dir diese Anleitung aufmerksam durchliest, wird es nur wenige Minuten dauern, um den Effekt und den Audio Kompressor zu verstehen. Und das wird dich 80% des Weges an dein Ziel bringen. Wenn Du nun mehr über die Kompression und das Einstellen lernen willst, lies weiter.
Mit dem grundlegenden Verständnis zum Kompressor einstellen wirst Du man das Beste aus ihnen herausholen. Dabei ist es gleich, ob Du einen Hardware- oder Software-Kompressor nutzt. Sie alle funktionieren gleich. Und auch wenn sie manchmal anders heißen (Leveling Amplifier, Limiter), machen sie immer dasselbe.
Was macht ein Kompressor überhaupt?
Ein Kompressor bearbeitet den Pegel (die Lautstärke) eines Audiosignals. Du wirst den Kompressor hauptsächlich dazu nutzen, die lautesten Stellen deiner Aufnahme leiser zu machen. Dadurch rücken laute und leise Stellen dynamisch zusammen – die Aufnahme wirkt dadurch gleichmäßiger und setzt sich besser gegen andere Spuren durch.
Ein schöner Nebeneffekt davon ist, dass die Spur eine größere Lautheit erlangt – sie wirkt lauter, obwohl sie rein technisch denselben Pegel aufweist. Andererseits führt extreme Kompression zu einer Verschlechterung von Qualität und beeinträchtigt den Klang einer Aufnahme oder Mixes negativ.
Ein Kompressor mit einem Schwellenwert (Threshold) von -10 dB und einer Ratio von 3:1 ist ein guter Ausgangspunkt für Vocals und Gesang.
Parameter eines Kompressors
Die gute Nachricht lautet: Es gibt lediglich fünf Regler, die Du kennen musst, um deinen Kompressor richtig einzustellen. Es sind die fünf Parameter Ratio, Attack, Release, Threshold und Makeup-Gain. Was jeder dieser Regler und Parameter macht und worauf Du achten musst, wenn Du deine Vocals, den Gesang, Drums oder andere Instrumente.
Verstehst Du, was diese Regler machen, kannst Du jeden Kompressor (und auch Limiter) einstellen.
Kompressor einstellen – Ratio
Ratio ist gleichbedeutend mit einem mathematischen Verhältnis. Mit diesem Regler bestimmst Du letztlich, wie stark ein Audiosignal bearbeitet werden soll (sobald es über den Threshold hinausgeht, siehe oben). Dieser Wert ist ein auschlaggebender Faktor beim Kompressor einstellen.
Ein Beispiel: Ein Audiosignal geht um 10 dB über den Threshold hinaus. Bei einer Ratio von 2:1 ist das bearbeitete Signal nur noch 5 dB lauter als der Threshold. Bei einer Ratio von 4:1 nur noch 2,5 dB.
Warum?
Nach Überschreiten des Schwellenwerts S (Threshold) fängt der Kompressor seine Arbeit an. Bei einer Ratio von 2:1 heißt das: für jedes Dezibel, das über dem Schwellenwert liegt, wird die Hälfte an Pegel reduziert. Du überschreitest S um 2 dB am Eingang, dann gibt der Kompressor nur 1 dB (über S) am Ausgang aus.
Sagen wir, dass wir einen absoluten Pegel von 90 dB SPL hätten, wenn wir ohne Kompressor arbeiten. Den Schwellenwert stellen wir so ein, dass er bei 80 dB SPL zu arbeiten beginnt. Die Sängerin singt jetzt mit 90 dB SPL in das Mikrofon, der Kompressor reduziert den Ausgangspegel auf 85 dB SPL (bei einer Ratio von 2:1).
Ratio ist das Kompressionsverhältnis und bestimmt, wie stark der Klang komprimiert (in der Lautstärke reduziert) wird.
Ein anderes Beispiel
Wenn wir uns einen Dynamikbereich von 24 Dezibeln vorstellen, der sich von -20 dB bis +4dB erstreckt. Wir wollen alles komprimieren, was über die -20 dB hinausgeht bei einer Ratio von 8:1.
Wenn ein Peak der Kick Drum vorher noch die +4 dB erreicht hat, kommt er jetzt nur noch auf -17 dB. Die Rechnung geht wie folgt: 24 dB über dem Schwellenwert durch 8 = 3 dB. Die Kick Drum schafft es nur noch 3 dB über den Schwellenwert von -20 dB, also auf -17 dB.
Was ist die richtige Ratio?
Ein kleiner erster Wert deiner Ratio (z.B. 2:1) sorgt für eine sanfte Kompression. Eine solche wird üblicherweise auf einem Mix (Summe) angewendet. Ein hoher erster Wert (z.B. 4:1) verursacht eine stärkere Kompression, die schon wie eine intensive „Quetschung“ klingen kann.
Ab einer Ratio von 10:1 spricht man von einem Limiter, der nur eine andere Art von Kompressor darstellt.
Wie bei allen Effekten in der Musikproduktion solltest Du auch beim Kompressor einstellen hinhören. Weiter unten erkläre ich dir einen einfachen Trick, um besser zu hören, was der Kompressor macht.
Aber an welcher Stelle wird die Lautstärke des Klangs reduziert? Ist die gesamte Strecke reduziert? Nein. Nur wenn der Ton die Kompressorschwelle erreicht.
Lies auch: Wie funktioniert der Kompressor? (Video)
Kompressor einstellen – Threshold = Schwellenwert
Mit dem Schwellenwert (Threshold) bestimmen wir, ab welchem Pegel der Kompressor arbeiten soll. Erst ab diesem Pegel wird das Audiosignal komprimiert, darunter kann es ungehindert durch.
Der Schwellenwert wird mit negativen Dezibel-Werten angegeben. Dabei kannst Du davon ausgehen, dass die maximal abbildbare Lautstärke bei 0 dB liegt. Stellen wir den Threshold jetzt auf beispielsweise -10 dB ein, so beginnt der Kompressor seine Arbeit 10 Dezibel unter dem Maximalwert.
Alles, was unterhalb von -10 dB liegt passiert unbearbeitet durch den Effekt. Kommt eine Signalspitze über -10 dB, so fängt die Bearbeitung an – der Kompressor schaltet sich ein und reduziert die Lautstärke.
In der nachstehenden Abbildung kannst Du sehen, wie der Schwellenwert (Threshold) bestimmt, wann der Kompressor sich einschaltet, und die Ratio, wie stark der Klang komprimiert wird.
Wie muss der Threshold eingestellt sein?
Wenn Du deinen Kompressor richtig einstellen willst, ist der Threshold der zweitwichtigste Parameter hinter der Ratio. Ist er zu niedrig, arbeitet er ständig und komprimiert fast dein komplettes Audiosignal. Das klingt sehr unnatürlich. Manchmal mag das wünschenswert sein, in den meisten Fällen nicht.
Ist der Threshold andererseits zu hoch angesetzt, arbeitet der Kompressor nur selten oder gar überhaupt nicht.
In der Regel wollen wir den Kompressor derart einstellen, dass die lautesten Spitzen erfasst und im Pegel reduziert werden, so dass die Spur gleichmäßiger klingt. Also passen wir den Threshold an, bis der Kompressor sich nur dann einschaltet, wenn unsere Aufnahme diese Spitzen erreicht.
Wie sehe ich, wann der Kompressor arbeitet?
Die meisten Audio Kompressoren haben eine Anzeige für die Pegelreduktion. Diese ist mit „Gain Reduction“ oder kurz GR gekennzeichnet. An dieser kannst Du schnell erkennen, wann der Effekt arbeitet und wie stark er eingreift.
Lies auch: FAQ: Audio Kompressor Typen
Kompressor einstellen – Attack-Time
Was passiert, wenn die Pegelspitzen über dem Schwellenwert liegen? Wird der Pegel einfach sofort reduziert? Arbeitet ein Kompressor sofort? Nun, bei einigen Software-Kompressoren ist das sogar möglich. Bei diesen kann der Effekt sofort nach Erreichen des Threshold greifen. Allerdings ist das in der Musikproduktion eher selten gewünscht, da das sehr hart und harsch wirkt.
Stattdessen wollen wir den Kompressor richtig einstellen, damit er mit dem Rhythmus der Musik geht. Und dazu gibt es die Attack-Time oder Ansprechzeit, Einschwingphase. Diese gibt an, wie schnell sich der Effekt einschaltet und die Lautstärke deines Audiosignals reduziert.
Wenn unser Attack etwa sehr schnell auf 10 ms eingestellt ist, dauert es 10 Millisekunden nach Erreichen des Schwellenwerts, damit der Effekt vollständig einsetzt. Unterschiedliche Attack-Zeiten machen einen großen Unterschied im Sound aus. Achte hier unbedingt auf die Einstellung.
Den richtigen Wert für dein Attack findest Du abhängig von Instrument, Tempo des Songs und einigen anderen Faktoren. Sprich: Es gibt keinen einen richtigen Wert (wozu bräuchten wir dann noch einen Regler?) – Du musst je nach Spur deinen Kompressor einstellen.
Der passende Wert für die Attack-Zeit
Im Allgemeinen solltest Du lieber mit langsameren Attack-Zeiten (also größere Werte in Millisekunden) arbeiten – näher an 50 ms statt bei 5 ms. Wenn Du längere Attack-Zeiten wählst, kann der Anschlag der gespielten oder gesungenen Note ungehindert passieren. Das kann beispielsweise das Plektrum sein, das auf die Gitarrensaiten trifft.
Wählst Du stattdessen einen kleinen Wert bei vielleicht 5 Millisekunden, so wirkt das Ergebnis eher gequetscht und leblos. Dann wird der Anschlag der Note (auch Transienten genannt) im Pegel reduziert und die eigentliche Note (Sustain) erklingt gleich laut.
Das klingt eher unnatürlich, denn wir sind laute Transienten in der realen Welt gewöhnt. In den meisten Fällen klingt ein langsamer Attack viel natürlicher und musikalischer.
Richtig schnelle Attack-Zeiten können in Verzerrungen enden. Wenn beispielsweise ein Zyklus (der Welle) bei 100 Hz 10 ms dauert, kann 1 ms Attack-Zeit die Wellenform verändern und dadurch Verzerrungen erzeugen.
Attack-Zeit für Vocals beim Kompressor einstellen
Bei Gesang und Vocals funktioniert es allerdings etwas anders. Durch eine langsame Einschwingphase werden die Transienten stärker betont (was im beim Rap Mixing gut sein kann). Passiert das zu stark, wirkt es schnell unnatürlich.
Beim Kompressor einstellen für Gesang/Vocals empfehlen sich Attack-Zeiten von 2-10 ms. Auch hier gilt: hinhören!
Lies auch: Kompressor Effekt-Grundlagen
Kompressor einstellen – Release-Time
Die Release-Time ist die Zeitspanne, die der Kompressor benötigt, um nach dem Unterschreiten des Thresholds seine Arbeit zu stoppen. Das ist analog zur Attack-Zeit beim Überschreiten.
Mit dem Release bestimmst Du, wie es dauert, bis das Audiosignal auf seine normale Lautstärke zurückfällt (weil der Effekte nicht mehr greift).
Diese Release-Zeit ist für den Groove der Musik genauso wichtig wie die Attack-Time.
Praxistipps zum Einstellen der Release-Zeit
Die Release-Zeiten werden deutlich länger als der Attack einstellt. In der Regel liegst Du mit Werten zwischen 40 Millisekunden und 2,5 Sekunden richtig. Dabei kommt es natürlich wieder auf das Audiosignal, das Songtempo und den gewünschten Effekt an.
In der Praxis wird der Release beim Kompressor einstellen so kurz wie möglich gehalten. Wobei Du jedoch darauf achten solltest, ein „Pumpen“ zu vermeiden. Damit gemeint ist, wenn dir das Instrument plötzlich heftig aus den Lautsprechern entgegenspringt.
Das entsteht durch das zyklische Ein- und Ausschalten der Kompression.
Das Pumpen ist bei House-Musik (und elektronischer Musik im Allgemeinen) ein wissentlich eingesetzter Effekt. Du kannst ihn dir auch wie eine Art „Atmen“ vorstellen. Mehr dazu findest Du in unserem Sidechain / Ducking Tutorial.
Du musst also vorsichtig sein – wenn die Release-Time zu kurz ist, klingt der Ton sehr unnatürlich. Aber wenn Du den Release zu lang machst, schaltet sich der Kompressor nie aus und komprimiert einfach alles. Das klingt wiederum recht leblos.
Release-Time Einstellungen
Am besten fährst Du, wenn Du die Release-Time so optimierst, dass sie im Rhythmus bzw. Tempo des Songs mitschwingt. Leider gibt es keine eine Einstellung, die zu jedem Song oder jedem Instrument passt.
Benutze deine Ohren und vertraue ihnen. Wenn es unnatürlich oder seltsam klingt, verändere die Release-Zeit während Du den gesamten Song dabei anhörst. Spielst Du den Track im Solo-Modus kann das zwar für sich genommen gut klingen, aber im Kontext des Songs gegen den Groove arbeiten.
Beginne bei der kürzest möglichen Release-Zeit und arbeite dich von dort aus in längere Werte. Meistens beginnt der Kompressor ab etwa 60 Millisekunden richtig schön zu arbeiten. Du kannst auch kürzere Zeiten nutzen, aber hinhören ist essenziell wichtig für das Kompressor einstellen.
Kompressor einstellen – Make-Up Gain
Vielleicht ist dir ein Regler an deinem Effektgerät aufgefallen, der mit Make-Up Gain oder schlicht Make-Up oder Gain betitelt ist. Dieser dient zur Verstärkung des bearbeiteten Audiosignals.
Durch die Reduzierung der lautesten Pegelspitzen wird deine Spur natürlich leiser insgesamt.Zur Kompensation verwenden wir den Make-up-Gain-Regler oder Output-Gain-Regler, um die Lautstärke des aus dem Kompressor kommenden Audios zu erhöhen.
Make-Up Gain in der Praxis
Einige Kompressoren besitzen eine Auto-Gain-Funktion. Diese solltest Du lieber meiden, das sie selten gut genug funktioniert.
Außerdem geht das manuell sehr schnell: Erhöhe die Verstärkung, bis dein aus dem Kompressor kommender Pegel gleich laut ist, wie der eingehende Pegel. Ob die Pegel gleich laut sind, kannst Du durch wiederholtes Ein- und Ausschalten des Effekts überprüfen. Viele Geräte haben darüber hinaus dB-Meter, die dir dabei helfen.
Natürlich kannst Du die Verstärkung noch weiter erhöhen, so dass die Ausgabe lauter ist als die ursprüngliche Spur. Achte nur darauf, nicht zu übersteuern.
Mehr Lautheit
Obwohl technisch der Pegel vorher/nachher derselbe ist, wirst Du eine eine erhöhte Lautheit feststellen können. Das komprimierte Audiosignal klingt lauter als das unkomprimierte.
Das liegt daran, dass laute und leise Stellen näher aneinendergerückt sind.
Lies auch: Der Unterschied zwischen Kompressor, Limiter und Leveler
Kompressor einstellen in 10 Minuten
Für die ganz Eiligen stellen wir jetzt gemeinsam den Kompressor exemplarisch Schritt für Schritt ein.
- Ratio auf 8:1 übertrieben einstellen. Das machen wir, um den Effekt gut hören zu können, während wir die restlichen Parameter einstellen. Sobald wir fertig sind, werden wir die Ratio auf einen natürlicher klingenden Wert absenken.
- Jetzt stellen wir den Threshold so ein, dass der Kompressor hart arbeitet, genauso übertrieben wie bei der Ratio. Eine Gain Reduction von -10 dB oder mehr sind zu diesem Zeitpunkt voll in Ordnung.
- Du solltest jetzt deutlich hören, dass der Kompressor arbeitet. Schalte ihn mehrfach ein und aus, um zu hören, was er macht und wie die Kompression klingt.
- Der Attack-Regler wird auf 1 ms (oder die kürzest mögliche Zeit) eingestellt. Von hier ab drehen wir so lange auf (machen einen langsameren Attack), bis der Anschlag des Instruments oder die Konsonanten in der Stimme ungehindert passieren können. Achte auf die Stelle, an der der Klang plötzlich natürlich klingt. Das sollte eine gute Stelle sein.
- Den Release stellen wir auch auf die kürzest mögliche Zeit ein. Der Kompressor dürfte jetzt ziemlich pumpen und das Audio relativ vernebelt klingen. Du drehst den Release jetzt so lange langsamer, bis Du die Stelle erreichst, an der das Instrument oder die Stimme wieder sehr natürlich klingt.
- Jetzt haben wir Attack und Release rhythmisch passend eingestellt – wir drehen die Ratio herunter auf 3:1 oder 4:1 – je nachdem, wie stark dynamisch deine Aufnahme ist.
- Den Threshold stellst Du in seine Ausgangsposition, so dass der Kompressor nie arbeiten muss. Jetzt werden wir das richtige Maß für die Kompression finden.
- Wenn Du noch unerfahren bist, solltest Du den Threshold so einstellen, dass der Kompressor an den lautesten Stellen nicht mehr als 6 dB Gain Reduction anzeigt.
- Mit etwas mehr Erfahrung kannst Du den Threshold einfach so einstellen, bis es für dich richtig klingt – und dann ein klein wenig zurückrudern.
Wichtige Tipps fürs Kompressor einstellen
Okay, jetzt sind wir alle Parameter am Kompressor durchgegangen und Du verstehst, was jede Einstellung macht und wofür sie eingesetzt wird. Grob gesagt: Du verstehst jetzt, wie Du deinen Kompressor einstellen kannst. Lass uns einen Blick in die Trickkiste werfen und über meine Lieblings-Tipps für Mixer sprechen.
Wie gut ein Kompressor rhythmisch in deiner Musik funktioniert hängt von Attack und Release ab – den beiden zeitlichen Komponenten deines Kompressors. Allerdings musst Du dabei beachten, dass sie beide zusammen wirken und nicht etwa einzeln betrachtet werden können.
Die erste Annäherung kannst Du bei einem Attack von 40-50 ms und einem Release von 60 ms bei Instrumenten finden. Das funktioniert nicht für jede Spur oder jedes Instrument, aber diese Werte sind ein guter Ausgangspunkt. Und falls Du noch nicht richtig heraushören kannst, wie ein Kompressor funktioniert, wirst Du mit diesen Werten nichts schlimm vermasseln.
Gesang und Sprache sind nicht dasselbe, wenn wir vom Kompressor einstellen sprechen. Es ist absolut denkbar, dass Du einem Rapper ganz andere Werte für Attack & Release verpasst als einer Sängerin – selbst wenn beide im selben Musikstück zu hören sind.
Ein guter Anfang ist, wenn Du den Attack auf etwa 5-6 ms einstellst. Von hier ab kannst Du hinhören, wie Du das Ergebnis verbessern kannst. Der Release kann um die 60 ms bleiben.
Einer der besten Kompressor-Tricks, den ich dir verraten könnte, ist folgender: Manchmal ist es besser, keinen Kompressor zu verwenden. Die Regel dazu lautet, dass Du immer einen guten Grund haben solltest, um zum Kompressor zu greifen.
Wenn die Dynamik einer Spur nicht überbordend ist oder Du sie nicht ganz leise (aber durchweg hörbar) in den Hintergrund schieben möchtest, dann brauchst Du keinen Kompressor. Hast Du keine klare Absicht oder ein Problem, das behoben werden muss, lass den Kompressor lieber weg.
Wenn Du eine Spur hast, die sehr dynamisch klingt und deswegen eine Menge Kompression benötigt, gibt es einen Trick. Verwendest Du einen Kompressor und stellst diesen so ein, dass er hart genug arbeitet, so wird das Ergebnis offensichtlich komprimiert klingen.
Der Trick ist, dass Du mehr als einen Kompressor auf einer Spur verwenden kannst – Du stapelst einfach mehrere Kompressoren hintereinander. Verwendest Du mehrere Kompressoren in Folge, kann jeder einzelne nur ein bisschen komprimieren und bleibt damit für sich immer transparent. Mit zwei oder drei Effekten in Folge kommst Du dann dennoch auf die notwendige Kompression. Das Ergebnis klingt musikalischer.
Hast Du in deinem Song eine Kick Drum und einen Bass, die gleichzeitig spielen und eine Einheit bilden sollen? Dann komprimiere diese beiden Instrumente zusammen auf einer Gruppenspur. Damit kannst Du das Fundament des Songs stärken und gleichmäßiger machen. Gerade in elektronischer Musik oder auch R&B wird dieser Trick gerne genutzt.
Du musst dazu nur beide Instrumente an einen Sende beide an einen Stereo-Bus senden und hier einen Kompressor als Insert anlegen – fertig ist die gleichmäßige Basswand.
Kannst Du mittlerweile deinen Kompressor einstellen?
Es gibt einen einfachen, aber genialen Trick für den Kompressor, um Instrumenten mehr Sustain mitzugeben, ohne den Attack darunter leiden zu lassen: parallele Kompression. In dem verlinkten Tutorial findest Du alle Details, hier bekommst Du nur einen kurzen Abriss dazu.
Drums haben einen kurzen Anschlag und ihr Sustain klingt sehr schnell ab. Damit die Drums größer und mächtiger erscheinen, müssen wir das Sustain lauter machen mit dem Kompressor. Aber das kann schnell zu einer echten Katastrophe mutieren. Gerade die Overheads reagieren sehr empfindlich auf Kompression.
Deswegen machen wir uns eine Kopie der Drums (alle zusammen) und komprimieren diese Kopie (und nur diese Kopie). Das komprimierte Signal kannst Du richtig in die Pflicht nehmen und eine Gain Reduction von 8 dB oder sogar mehr einstellen. Dieses „gequetschte“ Audiosignal mischen wir jetzt leise zum Drum Bus hinzu. Gerade so laut, dass es nicht zu hören ist, aber auffällt, wenn Du es ausschaltest.
Man kann lang und breit über die Reihenfolge von EQ und Kompressor diskutieren. Und richtig ist beides. Mit den heutigen DAWs ist es ein einfaches, die Reihenfolge mit der Maus zu verändern und dann kannst Du dir beide Optionen anhören.
Mein Tipp ist, erst alle Probleme mit einem Equalizer herauszufiltern (subtraktives Equalizing) und erst danach den Kompressor einzustellen. Sollte das Ergebnis frequenztechnisch noch nicht optimal sein, kannst Du jetzt ein weiteres EQ-Plugin einsetzen.
Obwohl Kompressoren immer diese 5 Schlüsselparameter haben, variieren sie in ihren Zusatzfunktionen stark. Es ist am besten, sich auf einen Kompressor zu einigen und sich daran zu gewöhnen. Das, dies mit deiner DAW geliefert wird, ist in den meisten Fällen mehr als ausreichend.
Verwirr dich nicht selbst, indem Du jedes Mal andere Plugins verwendest. Bleib bei einem und lerne es von Grund auf! So wirst du immer wieder deinen Kompressor einstellen können.
Die meisten Kompressoren haben eine grafische Darstellung, wie stark das Audio komprimiert wird. Wenn der Kompressor nicht häufig abschaltet und den Ton wieder normalisiert, ist dein Schwellenwert zu niedrig. Achte auf den Zähler und stelle sicher, dass der Kompressor nicht ständig eingeschaltet ist.
Musiksoftware ist ein wahrer Segen in vielerlei Hinsicht, oftmals auch beim Handling von zu lauten Audiosignalen. Allerdings kommen auch Kompressor-Plugins an ihre Grenzen. Deswegen solltest Du beim Einstellen des Kompressors immer darauf achten, dass Du nicht zu laut reingehst – und auch nicht zu laut rausgehst.
Um zu hören, wie gut deine Kompressoreinstellungen klingen, musst Du häufig das komprimierte Signal mit dem unkomprimierten Signal vergleichen. Für einen fairen Vergleich ist es wichtig, dass beide Signale gleich laut sind. Deswegen musst Du die Ausgangslautstärke an die Eingangslautstärke anpassen. Der Grund ist, dass wir lautere Signale zunächst immer als besser empfinden (auch wenn sie es objektiv bei gleichem Pegel nicht sind).
Du stellst dazu erst den Kompressor mit allen Werten so ein, wie Du es für gut empfindest, dann passt Du das Ausgangssignal vom Pegel an das Eingangssignal an.
Lies auch: Gratis Kompressor-Plugins
An einigen Kompressoren ist eine Funktion, die sich „Knee“ (deutsch: Knie) nennt. Die meisten Effektgeräte arbeiten standardmäßig mit einem „Hard Knee“. Das heißt nichts anderes, als dass der Kompressor nach Erreichen des Schwellenwerts sofort und voll arbeitet.
Du siehst hier unten eine Darstellung eines harten Knies, die Kurve knickt hart ab.
Im Gegensatz dazu steht das sogenannte „Soft Knee“. Diese Art der Kompression arbeitet etwas subtiler, da sich die Stärke der Bearbeitung inkrementell erhöht, sobald Du dich dem eingestellten Schwellenwert näherst. Das Resultat ist eine weiche Kurve, die schließlich in derselben Kompression wie das Hard Knee mündet.
Und in der Praxis: Soll der Kompressor transparent arbeiten, bist Du mit einem Soft Knee besser bedient. Stimmen, Gesang, Klavier und viele andere melodischen Instrumente klingen mit diesem besser. Rhythmische Instrumente verlangen eher nach einem Hard Knee, weil Du damit den Anschlag besser herausarbeiten kannst – so zum Beispiel bei einem Schlagzeug, Percussion und ähnlichen.
Fazit zum Kompressor einstellen
Sodele, Du weißt jetzt, wie man einen Kompressor benutzt. Du kennst alle Parameter, was sie machen und worauf Du achten musst, wenn deine Musik gut klingen soll.
Aber das Wissen selbst ist nur ein kleiner Teil des Prozesses. Wichtig ist, dass Du jeden der oben genannten Tipps & Tricks mal selbst anwendest und ausprobierst, wie das auf deinen eigenen Spuren klingt.
Vor allem gibt es eine Regel, die Du immer beachten solltest: Im Zweifelsfall lieber etwas weniger komprimieren. Nichts schreit mehr „Demo aus dem Schlafzimmer“ als ein zur Leblosigkeit komprimierter Mixdown.
Wenn Du erst deine eigenen Erfahrungen beim Kompressor richtig einstellen gemacht hast, steht einem radiofähigen Mix nichts mehr im Weg.