All-in-One Audio Interface Ratgeber
Inhalt: All-in-One Audio Interface
All-in-One Audio Interface: Welche Kombinationen gibt es?
Den Begriff All-in-One Audio Interface wirst Du in Online-Shops und Fachhändlern so nicht antreffen. Vielmehr ist es ein Wunschbegriff aus Kundensicht: „Ich möchte ein Interface kaufen, dass alle meine Wünsche in nur einem Gerät erfüllt.“
Und da die Bedürfnisse nie einheitlich sind, gibt es eben zahlreiche Kombinationen. Aus diesem Grund findest Du in diesem Ratgeber eine Übersicht über gängige Zusammenstellungen. Zunächst folgen allgemeine Erklärungen. Am Schluss dieses Ratgebers findest Du dann genaue Produktempfehlungen.
All-in-One Audio Interface: Das digitale Mischpult
Die wohl griffigste Form eines All-in-One Audio Interface findest Du bei digitalen Mischpulten. Aktuell gibt es viele Modelle, die ein üppiges Audio Interface mit sehr vielen Kanälen gleich mitliefern. Ein integrierter Recorder und Onboard-Effekte liegen ebenfalls voll im Trend.
So kannst Du mit einem großen digitalen Mischpult wie gewohnt dutzende Synthies einbinden, viele Mikrofone für die Bandabnahme anklemmen. Ebenso aber auch mit Equalizern, Effekten und Volume-Fadern das Abmischen starten, die Haptik genießen und so weiter.
Doch damit diese Session auch in digitaler Form gespeichert wird, liefern viele Pulte den passenden Recorder gleich mit. Üblicherweise speichert dieser alle Einzelspuren plus eine Master-Stereo-Datei auf SD-Karten. So kannst Du die Session hinterher in deiner DAW ausproduzieren.
Und genau hier gibt es eine interessante Zwischenstufe: Die analogen Signale werden auf dem Weg vom Mischpult zum Recorder in die digitale Welt überführt – also gewandelt. So ist der nächste Schritt zu einem Audio Interface nicht weit weg.
Mittlerweile gehört ein großes Audio Interface zum guten Ton dazu. Und was bringt dir das? Beispielsweise könntest Du bei der Bandprobe deinen Laptop gleich mitbringen. Daraufhin an das Digi-Pult anschließen und dessen Audio Interface in der DAW aktivieren.
Ab dann schneidest Du bequem alle Signale mit, machst im Rechner einen Roughmix, exportierst den Demomix und lädst die Neuheit auf Soundcloud und Co. hoch.
Übrigens: Es kommen immer mehr Rack-Versionen auf den Markt, die komplett über das iPad gesteuert werden. Das ist für das Home-Studio sehr interessant. Du hast ein Audio Interface mit vielen Kanälen, einer iPad-Steuerung, integrierten Effekten und einem SD-Karten-Recorder in nur einem sehr kompakten Gerät. Dies ist eben ein All-in-One Audio Interface.
Audio Interface mit Monitor Controller
Ebenfalls im Trend beim All-in-One Audio Interface liegt die Implementierung eines Monitor Controllers.
Kurzer Schwenk zurück: Der Monitor Controller ist die komfortable Zentrale für deine Abhörsituation. Wenn Du beispielsweise zwei Studiomonitor-Paare besitzt, kannst Du diese am Monitor Controller anklemmen. Daraufhin kannst Du zwischen den Paaren umschalten und den Pegel über einen großen Lautstärkeregler bestimmen.
In diesem Kontext haben sich weitere Dinge etabliert: Über das oftmals integrierte Talkback-Mikrofon kannst Du spontane Durchsagen über die Lautsprecher durchgeben. Das ist hilfreich, wenn Du beispielsweise aus der Regie den Musikern im Aufnahmeraum Anweisungen geben willst.
Und genau diese Eigenschaften eines Monitor-Controllers findet man bei manchen All-in-One Audio Interfaces wieder. Im umgekehrten Fall würde ein Monitor Controller ein integriertes Audio Interface mit Brot-und-Butter-Anschlüssen gleich mitliefern.
Letztendlich ist diese Kombination sehr praktisch beim Abmischen und Produzieren. So kannst Du deine Musik auf unterschiedlichen Studiomonitoren vergleichen, mehrere Kopfhörer verwenden, Audioquellen anschließen und so weiter.
Finde mehr heraus in unserem Monitor Controller Ratgeber
Audio Interface mit DSP (Effekten)
Die nächste Kombi-Gattung sind Audio Interfaces mit DSPs, die vereinfacht gesagt Onboard-Effekte beinhalten. So kannst Du also auf EQ, Kompressor und Co. aus deiner Musik-Software verzichten und diese stattdessen direkt im Audio Interface verarbeiten lassen. Damit sparst Du CPU-Ressourcen.
Der Hersteller Universal Audio setzt mit seinen UAD Plugins auf dieses Prinzip und bietet etliche Emulationen: Von Vintage-Vorverstärker über Hall- und Delays bis zu Mastering-Tools.
Mit der Unison-Technologie sind sie sogar noch einen Schritt weitergegangen: Anwender können unterschiedliche Vorverstärker-Emulationen (Plug-ins) wählen und nahezu verzögerungsfrei am Eingang des Audio Interfaces erleben.
Tutorial (mit Video): Legendäre Vorverstärker nachbilden mit Apollo Unison Preamps
MIDI-Controller & Audio Interface
Eine weitere und sehr All Kombination entsteht dann, wenn ein MIDI-Controller mit einem Audio Interface gepaart wird. Gängige Varianten sind hier die Kombination aus Performance-Controller und Audio Interface, damit man alles Essenzielle in einem Gerät hat.
Die NI Maschine MK3 ist genau so ein Fall. Hier steht der Hardware-Controller im Fokus des Musikmachens. Dieser ist eben perfekt auf die Maschinen-Software zugeschnitten. Gleichzeitig ist ein Audio Interface im Controller integriert.
So kannst Du Kopfhörer, Lautsprecher und Audio-Quellen direkt anschließen und loslegen. Ok, einen Computer für die Software brauchst Du natürlich auch.
Für wen eignet sich ein All-In-One Audio Interface?
All-in-One Audio Interfaces sind generell dann interessant, wenn man sein zukünftiges Setup genau vor Augen hat und eben weiß, welche Lücken geschlossen werden müssen. Im besten Fall werden alle Bedürfnisse durch ein Gerät abgedeckt.
Ich empfehle dir aber auch, bei Komplettlösungen realistisch zu bleiben: Irgendwo müssen Hersteller Kompromisse eingehen. Das kann ein günstiger Vorverstärker sein oder eben hohe Latenzwerte.
5x All-in-One Audio Interfaces im Überblick
5x All-in-One Audio Interface für Recording, Produktion und mehr. Im Folgenden findest Du eine Auswahl an All-in-One Audio Interfaces, die auf das Recording und die Musikproduktion abgestimmt sind. Dabei werden alle Preisklassen abgedeckt, denn schließlich variieren die Bedürfnisse und Ansprüche beim Thema Recording.
Tascam Model 12 – Mischpult-Interface-Kombi
Das Tascam Model 12 ist ein praxisnahes All-in-One Audio Interface, da es Mischpult, Mehrspur-Recorder, Effekte, Bluetooth-Schnittstelle und AD/DA-Wandler kombiniert.
Mit diesem Pult verfügst Du über 10 flexibel nutzbare Analogeingänge, um deine Band oder Synthesizer-Burg einschleifen zu können. Letzterer eignet sich für den Anschluss von Consumer-Geräten, beispielsweise dem Smartphone.
Wer das Model 12 in seinem Homestudio betreibt, kann darüber hinaus seine Funktionalität als USB Audio Interface nutzen und das Gerät über ASIO oder Core Audio ansteuern wie eine herkömmliche Soundkarte. Das Sahnehäubchen bildet schließlich der DAW-Controller Modus, in dem Du viele Funktionen deines Musikprogramms über den Mixer fernsteuern kannst. Mithilfe des Class Compliant USB-Modus und einem Adapter lässt sich das Tascam Model 12 zusätzlich auf iOS-Geräten betreiben
In diesem Kontext ist die Bluetooth-Schnittstelle interessant, denn damit kannst Du bequem vom Handy aus ins Pult streamen. Das ist dann sinnvoll, wenn Du während einer Probe einen Backing-Track einbinden möchtest.
- 10 Kanäle separat + Stereomix aufnehmen via USB/SD-Karte
- 12 Spur-Recorder
- 3-Wege-Schalter pro Kanalzug zur Quellenwahl (analog/USB/SD-Karte)
- Kompressoren, praxistaugliche EQs, gute Effekte + graphischer EQ
- Qualitativ gute Vorverstärker und Wandler
Und wo wir schon bei der Probe sind: Über die integrierten Effekten, den leicht zu bedienenden 1-Poti-Kompressoren pro Kanal und den EQs ist ein ausgewogener Sound ohne weiteres machbar. Anschließend kannst Du die Session entweder auf SD-Karte aufnehmen oder via Audio Interface direkt in die DAW routen. Dies gilt natürlich für alle Einzelsignale.
Erfahre mehr in unserem Tascam Model 12 Test.
Antelope Audio Discrete 4 Pro SC – 1.495 Euro
Beim Antelope Discrete 4 Pro SC handelt es sich um ein Audio Interface mit integrierten Synergy Core Effekten – vereinfacht gesagt. Dieses performante Thunderbolt/USB-Interface ist mit vier analogen Ein- und sechs Ausgängen bestückt. In Verbindung mit ADAT bzw. S/PDIF können insgesamt 14 Eingänge und 20 Ausgänge gesteuert werden.
Hier findest Du klassische Anschlusskombinationen, sodass Gitarre, dynamisches und Kondensator-Mikrofon ebenso seinen Platz finden wie Synthesizer und Co. Praktisch sind hierbei die vier Kopfhörer-Ausgänge, wodurch Studio- und/oder Band-Kollegen eigene Kopfhörermixe bekommen können.
Der interessante Part sind die sogenannten 37 Synergy Core Effekte. Hier findest Du alles, was heute angesagt ist: Analog-modellierte Vintage-Kompressoren, musikalische Equalizer, etliche Gitarren-Amps, Vorverstärker und so weiter.
Diese Effekte werden nicht als Plug-in in deiner DAW geladen, stattdessen erfolgt die Berechnung im Interface selber. Du profitierst also von kürzeren Latenzwerten. In der Praxis bedeutet das folgendes: Sängerin, Gitarrist und Keyboarder bekommen ihren effektierten Sound direkt auf die Ohren.
Die Integration in deine DAW ist über das hauseigene VST-Plugin „afx2daw“ gelöst. Dieses fungiert als Brücke zwischen den Synergy Core Plugins und deiner Musiksoftware. Es ist nicht im Lieferumfang enthalten und muss zusätzlich erworben werden.
MOTU Stage-B16 – 1.549 Euro
Das Motu Stage-B16 ist als zentrales Audio Interface für die Bühne entwickelt worden. Diese All-in-one Audio Interface Lösung kombiniert eine Stagebox für AVB-Netzwerke, einen Standalone-Mixer und ein Audio Interface.
Gleich 16 Mikrofon-Eingänge und acht Line-Ausgänge in XLR-Ausführung erlauben dir, viel externes Equipment anschließen zu können. In typischer Stagebox-Manier befinden sich alle Anschlüsse auf der Vorderseite. Baust Du das Stage-B16 also in ein Rack ein, hast Du alle I/Os im direkt Zugriff.
Zudem kannst Du das Interface in ein AVB-Netzwerk integrieren. Bedeutet: Ein AVB-fähiges Interface (z.B. Motu Ultralite AVB) ist direkt mit dem Rechner verbunden und fungiert als zentrales Interface. Über ein Netzwerkkabel verbindest Du dann das Stage-B16 mit dem zentralen AVB-Interface, wodurch es eine Kanal-Erweiterung wird.
Passend dazu: Live-Mischpulte: Empfehlungen & Kaufratgeber
Dadurch kannst Du das Stage-B16 beispielsweise in den entfernten Proberaum bringen, alle Instrumente dort anklemmen und die Session in einem anderen Studio aufzeichnen. Die Verbindung erfolgt dann über ein(!) Netzwerkkabel.
Yamaha AG03 – 123 Euro
Das kleinste All-in-One Audio Interface in dieser Übersicht ist das Yamaha AG03, welches im live-tauglichen Mini-Mischpult-Design auf sich aufmerksam macht.
In dieser Lösung findest Du drei analoge Eingänge. An diesen kannst Du dein Kondensator-Mikrofon, deine E-Gitarre (Hi-Z-Eingang) und noch einen Synthesizer (6,3 mm Klinke) anklemmen. Ausgangsseitig stehen dir ein Kopfhörer- und Stereo-Main-Ausgang beiseite, deren Pegel sich getrennt einstellen lässt.
Wenn deine Mini-Band auf Effekte abfährt, werden auch diese Wünsche (teilweise) erfüllt. Im Yamaha AG03 kannst Du auf den ersten (Mikrofon-ready-)Kanal einen kombinierten EQ/Comp-Effekt legen, der deiner Stimme mehr Druck verpasst. Mit dem Button „Effect“ wird zudem noch ein Hall-Effekt auf die Stimme gelegt.
Eventuell wird sich der Gitarrist jetzt beschweren, dass er eine Amp-Simulation auf seinem Kanal vermisst. Um dieses Problem zu lösen, müsstest Du auf das größere Modell Yamaha AG06 in dieser Serie umsteigen.
Damit die Performance auch für die Ewigkeit konserviert wird, kannst Du das AG03 via USB-Verbindung als Audio Interface in deiner DAW auswählen. Ab dann schneidest Du die einzelnen Kanäle einfach mit, produzierst die Session aus und lädst den Song hoch.
Harley Benton MP-500 Interface/Foot Control – 249 Euro
Wo wir schon beim Gitarristen sind: Für Seiten-verliebte Musiker könnte das Harley Benton MP-500 eine sehr interessante Interface-Lösung sein. Diese All-in-one Audio Interface Variante vereint einen MIDI Foot Controller mit einem USB Audio Interface, welches nicht nur am Rechner (Win/OSX) funktioniert, sondern auch auf dem iPad/iPhone. Neben einem Hi-Z-Eingang findest Du auch zwei zusätzliche Anschlüsse für ein dynamisches und Kondensator-Mikrofon.
In der Praxis bedeutet das folgendes: Du schließt deine Gitarre an das MP-500 an. Gleichzeitig nutzt Du den Controller als Audio Interface für dein iPad. In dem Tablet öffnest Du anschließend eine beliebige Gitarren-Amp-Simulation und jagst das Gitarren-Signal durch den virtuellen Verstärker.
Im gleichen Atemzug konfigurierst Du den Foot Controller als Steuerzentrale für diese App. Acht programmierbare Fußschalter stehen dafür bereit. So kannst Du während der Performance in gewohnter Bodentreter-Manier die Effekte oder Amps ändern oder einen Wahwah-Sound zum Besten geben.
Solltest Du keine Lust auf die Programmierung haben, werden dir vorkonfigurierten Presets weiterhelfen. Hier sind aktuelle Amp-Virtualisten wie beispielsweise Bias FX, JamUp, Kemper oder Axe FX abgedeckt.