Gitarrenpflege
Ratgeber Gitarre pflegen & reinigen
Von Philipp Mahler am 07. September 2020
Gitarre pflegen von A bis Z
Wenn Du dir diese Tipps zu Herzen nimmst und deine Gitarre regelmäßig von Schweiß und Verschmutzungen befreist, wirst Du in jedem Fall sehr lange Spaß an deinem Instrument haben. Hier lernst Du die Tricks und Kniffe zur Gitarrenpflege, die wirklich wichtig sind. Dabei gibt es von Holz zu Holz und Lack zu Lack Unterschiede.
Zunächst wollen wir aber auf einige Dinge eingehen, die gerne mal übersehen werden:
Gute Investitionen, um dein Instrument zu schützen
1. Gig-Bag oder Gitarrenkoffer
Wer für seine Gitarre noch keinen guten Koffer sein Eigen nennt, sollte sich unbedingt einen zulegen. Er ist sozusagen die billigste Versicherung für deine Gitarre. Wenn Du Deine Gitarre nicht kontinuierlich spielst, dann ist der Gitarrenkoffer oder alternativ ein Gig-Bag der beste Ort zur Aufbewahrung.
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2. Gitarrenständer
Zu schnell fällt die Gitarre beim Abstellen im Proberaum zwischen zwei Songs hin und nimmt zumindest optischen Schaden. Fällt sie unglücklich auf den Hals, kann sogar noch mehr kaputtgehen. Mit einem Gitarrenständer kannst Du dieses Risiko auf ein Minimum reduzieren. Achte beim Kauf darauf, dass das Material des Gitarrenständers sich mit der Lackierung deiner Gitarre verträgt.
Außerdem empfiehlt es sich einen Gitarrenständer zu wählen, der an den Berührungspunkten mit deiner Gitarre leicht gepolstert oder ummantelt ist.
3. Gitarrengurt
Die Investition in einen strapazierbaren Gitarrengurt und so genannte Security Locks bietet sich ebenfalls an. Mit Letzteren wird ein versehentliches Lösen des Gurtes ausgeschlossen – wer sein kostbares Instrument sturzsicher tragen und spielen will, sollte diese Investition tätigen.
Wir konnten kürzlich den D’Addario Auto Lock Guitar Strap in den neuen Farben testen und können dir diesen uneingeschränkt empfehlen. Nicht nur das Design punktet, auch die Verarbeitung und die Auto Lock Mechaniken, die sicherstellen, dass deine Gitarre keine unschönen Kratzer bekommt.
Allgemeine Tipps zur Gitarrenpflege
- Setze deine Gitarre keiner extremen Hitze, Kälte oder Änderung der Luftfeuchtigkeit aus – sie besteht aus Holz. Das bedeutet vor allem, dass Du die Gitarre nicht längere Zeit in der Nähe einer Heizung, im Auto oder im Freien aufbewahren solltest.
- Um den Lack bei der Gitarrenpflege nicht zu beschädigen, solltest Du nur ein Produkt (Öl & Co.) nutzen, das für deine Gitarre eignet – mehr dazu gleich im Kapitel »Gitarre reinigen«. Beim Putzen bieten sich nicht-fusselnde Tücher an, die regelmäßig gewaschen werden sollten.
- Um zu verhindern, dass der Hals sich verzieht, solltest Du nicht alle Saiten auf einmal entspannen oder entfernen. Der Halsspannstab ist so eingestellt, dass er dem Zug der Saiten Widerstand bietet.
- Neue Saiten klingen »frischer« als abgenudelte Saiten – und das hört man später auch in den Aufnahmen.
Gitarre pflegen – Reinigung & Oberflächenbehandlung
Generell ist die im Folgenden aufgelistete Reihenfolge zu empfehlen – wenn Du das Griffbrett mit Öl behandeln möchtest, kann es in Ruhe in das Holz einziehen, während Du den Korpus pflegst. So kannst Du dein Instrument nach dem Reinigen sehr schnell wieder spielen. Der Schweiß dringt mitunter relativ tief in das Holz des Griffbretts ein, so dass eine Reinigung erst nach dem Abnehmen aller Saiten möglich wird.
Gitarrenpflege in 4 Schritten
- Griffbrett reinigen & mit Öl behandeln + Bundstäbchen säubern
- Korpus und Halsrückseite säubern + ggf. polieren
- Verbleibendes Öl auf dem Griffbrett abwischen
- Die ganze Gitarre nachpolieren
Für all das musst Du natürlich die Saiten entfernen und ganz am Ende wieder aufziehen. Du brauchst Rat, wie Du das am geschicktesten machst? Dann schau mal hier:
» Alle Tipps zum Gitarrensaiten wechseln
Gitarre pflegen light vs. Grundreinigung
Die soeben aufgeführten Schritte umfassen so ziemlich alles, was Du je brauchen wirst, um deine Gitarre pflegen zu können. Allerdings ist das freilich nicht nach jeder Session zwingend nötig – mehr dazu im Einzelnen unten.
Erst, wenn sich Staub, Schmutz, Hautreste und Schweiß über Wochen und Monate an Hals, Griffbrett & Co. angesammelt haben, ist eine gründlichere Gitarrenpflege nötig.
Griffbrett reinigen
Eine Sache, um die kein Gitarrist herum kommt, ist das Reinigen des Griffbretts. Vielspieler kennen das: Das Griffbrett wird zunehmend von einer Schicht aus zähen Haut- und Schweißrückständen verunreinigt. Das sieht weder hübsch aus, noch fühlt es sich beim Spielen gut an.
Der beste Weg, das Griffbrett zu reinigen: Wische nach jedem Spielen kurz mit einem Mikrofasertuch (wie jene zur Reinigung von Brillengläsern) darüber. Wer zu lange mit dem Reinigen der Gitarre wartet und nie zwischendurch mal den Lappen bemüht hat, benötigt schließlich auch mehr Zeit dafür.
Aber natürlich haben wir jetzt noch alle Tricks zum gründlichen Griffbrett-Reinigen parat – Gitarre pflegen von A bis Z …
Öl – Zitronenöl, Ballistol & Co.
Wenn der schlichten Gebrauch eines Lappens mehr wirklich ausreicht, bietet sich ein Öl wie Ballistol an. Dieses vielseitig einsetzbare Öl (Universalöl) wurde ursprünglich zur Waffenpflege konzipiert.
Ballistol besteht hauptsächlich aus pharmazeutisch reinem Weißöl und ist hautverträglich, lebensmittelecht und biologisch abbaubar. Seine alkalische Zusammensetzung wirkt der Säure von Schweiß gut entgegen, zudem wirkt es desinfizierend.
Träufele also zwei, drei Tropfen Ballistol auf ein weiches, fusselfreies Tuch und trage es gleichmäßig auf das Griffbrett auf. Alternative: Mit ein paar Tropfen Zitronenöl (siehe auch Abschnitt zum Korpus) macht sich das in diesem Fall auch sehr gut. Zitronenöl ist eine der bewährtesten Substanzen, die reinigt, pflegt und dem Holz wieder etwas Feuchtigkeit gibt.
So weit zu den empfohlenen Substanzen. Der Vollständigkeit halber noch eine Mahnung zur Vorsicht: Möbelpolituren oder andere Reinigungsmittel sind vor allem bei unbehandeltem Holz nicht empfehlenswert, wenn Du deine Gitarre pflegen willst.
Gitarre pflegen mit Kreditkarte, Zahnbürste & Co.?
Wenn der Schmutz bereits in dicker Schicht auf dem Griffbrett prangt, dann empfiehlt sich eine Kreditkarte (oder Ähnliches) aus Plastik zur Gitarrenpflege. Mit dieser lässt sich im flachen Winkel gut reinigen, ohne das Holz der Gitarre zu beschädigen.
Das Problem hierbei ist allerdings, dass der Schmutz in Ritzen, Holzporen und die Kanten rings um die Bundstäbchen gedrückt wird, und sich dort nur noch schwer entfernen lässt. delamar weiß Rat: Hier hilft eine weiche Zahnbürste.
Unlackiertes Griffbrett – z.B. Ebenholz oder Palisander
In einem Laden, dessen Kernkompetenz die Gitarrenpflege sowie die Instandsetzung von Gitarren und Bässen ist, habe ich folgenden Tipp bekommen: Für eine Gitarre, deren Griffbrett aus einem unlackierten, also offenporigem Holz wie Palisander oder Ebenholz gefertigt ist, wurde mir extrem feine Stahlwolle (Feinheitsgrad Nr. 0000) empfohlen.
Achtung, schütze die Tonabnehmer deiner Gitarre mit Klebeband oder Malerkrepp, bevor Du die Stahlwolle verwendest! Die feinen Stahlpartikel werden sonst von den magnetischen Pickups angezogen und sammeln sich dort – beim Spielen könnten sie dann Kurzschlüsse verursachen!
Reibe die Stahlwolle nun in der Richtung der Holzmaserung – also in Längsrichtung entlang des Halses und quer zu den Bundstäbchen. 15 bis 20 Sekunden sollten genügen. Die Krümel aus getrocknetem Schweiß und Hautrückständen, die liegenbleiben, saugst Du am besten mit einem Staubsauger auf.
Lackiertes Griffbrett – z.B. Ahorn
Bei einer Gitarre mit einem lackierten Griffbrett – typischerweise Ahorn – darfst Du KEINE Stahlwolle verwenden. Diese würde nämlich nicht nur den Schmutz, sondern auch das Finish erfolgreich beseitigen.
Versuche es daher zunächst mit den oben beschrieben Pflegeprodukten sowie bei starken Verschmutzungen höchstens äußerst vorsichtig mit Kreditkarte, Fingernagel oder Plektrum.
Bundstäbchen reinigen
Zum Gitarre pflegen gehört in größeren Abständen auch die Reinigung der Bundstäbchen. Hier gilt es zunächst einmal, das Griffbrettholz mit Malerkrepp abzukleben (Vorsicht: nur leicht andrücken, sonst bleiben Rückstände auf dem Holz). Denn die zur Reinigung der Bundstäbchen taugliche Edelstahl-Politur darf nicht mit dem Holz in Berührung kommen!
Eine Alternative, bei der Du garantiert keine Rückstände befürchten musst, ist der Einsatz eines kleinen, schablonenartigen Schutzplättchens. Das nennt sich in der Regel »fretboard guard«, besteht für gewöhnlich aus Edelstahl und lässt sich passgenau um ein Bundstäbchen legen. So wird das umgebende Griffbrettholz zuverlässig abgedeckt.
Ein Utensil dieser Art ist für rund drei bis fünf Euro im Musikalienfachhandel oder bei Amazon & Co. zu erstehen. Du brauchst nur eins oder zwei davon – ein dickeres für das bequeme Reinigen der tiefen Bünde und ein schmaleres für die hohen.
Korpus & Halsrückseite
Säubere den Korpus und die Halsrückseite deiner Gitarre regelmäßig – spätestens nach etwa jeder dritten intensiven Session – mit einem leicht angefeuchteten Tuch. Hierfür eignen sich …
- Zitronenöl (auch »Zitrusöl«, engl.: »Lemon Oil«)
- Leinöl (auch »Leinsamenöl«)
Ich selbst nutze für den Korpus meiner Gitarre das Kyser Lemon Oil, es gibt aber auch noch Produkte anderer Hersteller wie z.B. Planet Waves oder Peavey. Die Schmutzreste nach der Anwendung des Öls kannst Du wiederum mit einem Lappen entfernen.
Korpus polieren
Das aufwändigere Polieren mit einem Lackpflegemittel (Politur, engl.: »Polish«) ist nur alle paar Monate fällig. Zum Beispiel beim Wechseln der Saiten. Hier gibt es von Gitarre zu Gitarre Unterschiede – je nach Lack sind unterschiedliche Flüssigkeiten oder Pasten zu empfehlen, die deine Gitarre von Fett und Schmutz befreien und pflegen.
Im Folgenden findest Du die Vorgehensweise für die Anwendung der verschiedenen Poliermittel zur Gitarrenpflege.
Lack ist nicht gleich Lack – Polyurethan vs. Nitrozellulose
Eine Gitarre mit einem zeitgenössischen Kunststoff-Lack (basierend auf Polyurethan, Acrylharz oder Polyester) lässt sich mit einem beliebigen Polish oder Lackreiniger bedenkenlos auf Hochglanz polieren. Mit einem Tuch »massierst« Du das Produkt deiner Wahl in Kreisbewegungen in den Lack ein. Dann polierst Du den Korpus mit einem anderen, noch sauberen und trockenen weichen Tuch auf Hochglanz. Hierbei wird der Lack oberflächlich abgetragen – die stumpfe Schicht, auf der sich Kratzer angesammelt haben, wird entfernt und die Oberfläche wird geglättet.
Vorsicht: Anders sieht es bei einer Gitarre mit Nitrozellulose-Lack (gerne »Nitrolack« genannt) aus, wie er meist bei Konzert-, Western- und hochwertigen Vintage-Gitarren zum Einsatz kommt. Hier belässt Du es zur Gitarrenpflege bei einem leicht (!) befeuchtetes Tuch (daher spricht man sprich auch von »nebelbefeuchtet«). Verwende dafür eine Mischung aus Wasser und Schmierseife. Alternativ kann hier abermals Lemon Oil verwendet werden. Generell gilt: Es muss sich um eine lösungsmittelFREIE Substanz handeln.
WOMIT poliere ich den Korpus meiner Gitarre?
Zu empfehlen sind spezielle Poliertücher aus (fusselfreier) Baumwolle. Jeder gut sortierte Musikalienhändler hat sie vorrätig. Alte Baumwoll-T-Shirts gehen auch, aber da können wir für nichts garantieren.
Die Saiten – Nicht vergessen beim Gitarre pflegen!
Ein Satz Saiten hält viel länger, wenn Du ihn gut pflegst. Beim Spielen treffen Staub, Hautablagerungen und Schweiß und auf die Saiten – Letzterer führt sogar dazu, dass die Saiten rosten können.
Übrigens verschleißen auch die Bundstäbchen nicht so schnell, wenn Du deine Saiten oft reinigst. Denn die genannten Ablagerungen und der Rost bilden sich vor allem auf der Rückseite der Saiten.
So ist es eine gute Idee, die Saiten nach jeder Session zu reinigen und von Schweiß und Hautresten zu befreien. Tränke dazu ein festes Tuch mit einem speziellen Saitenreiniger … oder einfach einem handelsüblichen Fensterputzmittel.
Jetzt gehst Du alle Saiten einzeln durch – lege das Tuch jeweils um die Saite, um sie abzureiben. Wenn keine Schmutzreste – einfach erkennbar an schwarzen Streifen – auf dem Tuch zurückbleiben, ist die Saite sauber. Der Saitenreiniger sollte natürlich auch verschwunden sein, also reibe die Saiten mit einem zweiten Tuch trocken.