Reloop Digital Jockey 2 IE Testbericht
DJ-Controller mit zwei Decks
Von Sascha Henck
Reloop Digital Jockey 2 IE Test-Fazit
4
DELAMAR
SCORE
Mehr als solider DJ-Controller. Dieser DJ-Controller fühlt sich gut an und zeichnet sich durch seine starke Effektsektion aus.
PRO
- Gut verarbeitet
- Gelungene Drehregler & Jog-Wheels
- Potis mit integriertem Druckknopf – Kill-Funktion bzw. Effektparameter an/aus
- Außerordentlich umfangreiche Effektsteuerung
- Perfekt in Traktor LE (mitgeliefert) & Traktor Pro 2.x integriert
CONTRA
- Nur ein Phono-/Line-Eingang, kein Booth-Ausgang
- Für nur einen Cue-Punkt ausgelegt
Für wen?
Einsteiger ins DJing, die viel mit Effekten arbeiten möchten.
Was ist es?
Der Reloop Digital Jockey 2 Interface Edition (oder kurz »Reloop Digital Jockey 2 IE«) ist ein DJ-Controller für zwei Decks (per Shift-Knopf und mit Einschränkungen auch für vier), an den Du dank Audio Interface (16 Bit/48 kHz) einen Plattenspieler oder einen Zuspieler mit Line-Pegel, ein Mikrofon sowie Kopfhörer und/oder Lautsprecher anschließen kannst. Für beide Decks gibt es 3-Band-EQs mit Kill-Switches sowie Potis und Schalter für Effekte, Loops und Cue-Punkte. Die Jog-Wheels sind berührungsempfindlich.
Als DJ-Software wird Traktor LE mitgeliefert, zudem befindet sich eine Schablone mit aufgedruckten Beschriftungen für die Zuweisungen der Bedienelemente unter Traktor Pro 2 in der Packung. Ein eigener ASIO-Treiber ist ebenfalls enthalten.
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Reloop Digital Jockey 2 IE Test
Erster Eindruck
Die mattschwarze, gebürstete Oberfläche macht was her und wirkt deutlich edler als bei manch anderem Gerät der Mitbewerber in dieser Preisklasse. Dank der vier Gummifüße erweist sich das Gerät auch auf glatten Oberflächen als standfest. In der Mitte prangt ein schickes kleines Traktor-LE-Logo – wie gut die Einbindung in die mitgelieferte DJ-Software von Native Instruments funktioniert, erfährst Du weiter unten im Text.
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Die Treiberinstallation war umgehend erledigt – der Gerätetreiber wurde automatisch eingerichtet (Stichwort: »class compliant«) und das Setup des Reloop-eigenen ASIO-Treibern funktionierte ebenfalls reibungslos.
Was die Klangqualität beim Audio Interface angeht, gibt es angesichts der Preisklasse und der Auslegung für Hobby-DJs und semiprofessionelle Künstler absolut nix zu meckern.
Bedienelemente
Die Potis sind groß, ausreichend griffig und mit einem ordentlichen Drehwiderstand ausgestattet, während die Stellung der EQ-Regler durch den weißen Kennstrich auf schwarzem Untergrund stets gut erkennbar ist. Ein winziger Wermutstropfen bei den EQ-Potis mag der Umstand sein, dass sie in der Mittelstellung nicht einrasten, wie es bei vielen anderen Geräten der Fall ist.
Die Drehregler für die zwei EQs und die Effektsektionen lassen sich auch drücken – so kannst Du beim Equalizer die Kill-Funktion auslösen (das sofortige Absenken des jeweiligen Frequenzbandes auf das Minimum) und bei den Effekten bestimmte Parameter temporär aktivieren. Fein gelöst! Wohl durch diesen mechanischen Bonus sitzen sie nicht so bombenfest und laufen nicht so butterweich wie die restlichen Potis. Ach ja, die Drehregler in den Effektsektionen bieten gerasterte Einstellpositionen, was hilfreich für das exakte Anwählen des gewünschten Effekttyps ist, sich gleichzeitig aber für die eigentliche Effektparametersteuerung nicht so smooth anfühlt.
Etwas wackelig kommen die Kappen der Fader daher, doch fairerweise muss erwähnt werden, dass das nun mal bei fast allen Geräten der Fall ist. Vielmehr kommt es auf Ausdauer und die gute Bedienbarkeit an. Ersteres wird sich noch im Langzeittest herausstellen, Letzteres ist beim Reloop Digital Jockey 2 gelungen – der (leider nicht austauschbare) Crossfader ist leichtgängig, die Kanal-Fader setzen einen moderaten Widerstand entgegen. Für den Crossfader gibt es übrigens zwei Kurvenformen, zwischen denen Du stufenlos überblenden kannst. Damit bist Du auch für abrupte Übergänge zwischen den Kanälen gerüstet, wie sie beim Scratchen vorteilhaft sind.
Bei den Pitch-Fadern wählte man eine Konstruktionsweise ohne Einrasten in der Mittelstellung, stattdessen zeigt eine kleine rote LED an, wenn ±0 erreicht ist. Die Laufwege sind mit 4,5 Zentimetern leider etwas kurz geraten.
Zwischen den Fadern ist der Abstand groß genug gewählt worden, auch die EQ-Regler und die Potis für Kopfhörermischung und Masterlautstärke haben genug Luft nach allen Seiten. Die Potis zur Steuerung der Effekte und Loops liegen jedoch recht nah nebeneinander. Nicht optimal, aber es müssen eben Kompromisse her, wenn so viele Funktionen auf kleiner Fläche versammelt werden sollen.
Der Shift-Knopf, der die Aktivierung der alternativen Funktionen für fast alle Knöpfe bzw. Drehregler geeignet ist, wurde meiner Meinung nach nicht gut platziert, wodurch er im Getümmel der umliegenden Bedienelemente etwas untergeht. Ich hätte es vorgezogen, wenn er etwas separiert von den übrigen Knöpfen und Reglern untergebracht worden wäre.
Sämtliche Druckknöpfe sind beinahe blutrot hintergrundbeleuchtet und bieten einen harten, sehr deutlich zu spürenden Druckpunkt, so dass Du immer eindeutig merkst, wann Du eine Funktion aktiviert hast.
Anschluss externer Geräte
Ein Mikrofon, wahlweise ein Plattenspieler oder ein Line-Gerät sowie Kopfhörer lassen sich an den Reloop Digital Jockey 2 IE anschließen, zwei Cinch-Kabel sind bereits im Lieferumfang enthalten.
Hinten findest Du den Master-Output zum Anschluss von Verstärkern oder Aktivboxen, daneben den Eingang für einen Zuspieler, beide wie üblich im Cinch-Format. Es besteht die Möglichkeit, sowohl Geräte mit Line-Pegeln (CD-Player, MP3-Player und Sonstiges) als auch Plattenspieler anzuschließen. Schade, dass es tatsächlich nur einen Eingang gibt, denn so ist das Mixen allein per Plattenspieler- oder CD-Player-Paar nicht möglich. Immerhin taugt der eine Input als Ergänzung eines audiodateibasierten Sets.
Die Kopfhörerbuchse befindet sich wie bei den meisten DJ-Controllern an der schmalen Vorderseite ganz rechts. Hier steht ein einfacher EQ-Regler zur Verfügung, mit dem sich Bässe oder Höhen verstärken lassen. Das könnte hilfreich sein, um einen DJ-Kopfhörer so umzumodeln, dass der Sound besser für das Angleichen der Beats geeignet ist. Die Kopfhörerbuchse liefert mehr als genug Saft, um auch Geräte mit hohen Impedanzen ausreichend laut zu betreiben.
Der Mikrofoneingang liegt in Form einer großen Klinkenbuchse vor und befindet sich ebenfalls an der Vorderseite. Hier gibt es einen kleinen Regler zur Verstärkung des Signals; so war stets ausreichend Power da, um alle Mikros, die wir zum Test benutzten, laut genug zu fahren. Leider sind die erwähnten Klinkenbuchsen – wie so oft – nicht fest mit dem Gehäuse verschraubt, sondern ragen lediglich durch eine Aussparung hindurch.
Für die Stromversorgung steht alternativ zum USB-Port eine Buchse für ein optional erhältliches Netzteil zur Verfügung. Diese Betriebsart ist nur dann sinnvoll, wenn die USB-Ports deines Rechners nicht genügend Strom liefern sollten, denn der reine Standalone-Modus ist bei lediglich einem Zuspielereingang herzlich sinnfrei. Es sei denn, Du nutzt den Reloop Digital Jockey 2 IE schlicht aufgrund des integrierten Phono-Vorverstärkers zum Anhören deiner Platten oder zum Scratch-Training.
Das Fehlen eines Booth-Ausgangs zementiert das Einsatzgebiet im Hobby-, höchstens aber im semiprofessionellen Bereich. Da haben andere DJ-Controller mehr I/O-Optionen und sind zudem noch preiswerter; die Schwächen dieser Geräte sollen hier nicht das Thema sein.
Jog-Wheels des Reloop Digital Jockey 2 IE
Die Jog-Wheels sind zwar recht klein, dafür aber ausreichend griffig und bieten ein gutes Drehgefühl. Die Berührungsempfindlichkeit reagiert für meine Begriffe gut, lässt sich aber nicht justieren. Die kompakten Teller sitzen ohne jegliche Wackler auf dem Gehäuse und laufen bei unserem Testgerät nur eine verzeihliche Winzigkeit weit unrund. Fein.
Die Latenz, welche ja hauptsächlich beim Scratchen kritisch werden kann, ist dank des herstellereigenen ASIO-Treibers verschwindend gering.
Effekte, Loops & Cue-Punkte
Eine der größten Stärken des Geräts sind die erfreulich umfassenden Steuerungsmöglichkeiten für Effekte – in der intendierten DJ-Software Traktor LE und vor allem in Traktor Pro ist es eine Freude, mit den je vier Drehreglern und ebenso vielen Knöpfen pro Deck zu hantieren. Man sollte schon aufpassen, dass man die Effektspielereien nicht zu oft um ihrer selbst willen veranstaltet. Hier können die bereits erwähnten Features der Effekt-Potis – gerasterte Einstellungen und Druckknopffunktion – groß aufspielen.
Die Loop-Sektion ist ebenfalls komplett ausgestattet und ermöglicht die Steuerung der Loop-Länge mithilfe des Shift-Buttons und eines der vier Effekt-Potis, was sich ganz gut anfühlt und stark an den MixVibes U-Mix Control Pro erinnert.
Schade, dass sich mit den vorgefertigten Mappings für Traktor LE und Traktor Pro nur je ein Cue-Punkt pro Deck setzen lässt. Mich persönlich stört das kaum, da ich nicht mehr als einen benötige, dennoch könnte das für den einen oder anderen einen Dämpfer darstellen. Als kleines Trostpflaster gibt es neben dem üblichen großen Cue-Button unter dem Jog-Wheel noch einen »Cup«-Knopf, der dafür sorgt, dass die Wiedergabe nicht gestoppt wird, sobald Du ihn loslässt.
Integration in Traktor & Co.
Das mitgelieferte Traktor LE macht Laune und beinhaltet alles, was Einsteiger benötigen, um gute Sets mit Loops und einfachen Effekten hinzulegen. Die Integration von Controller und DJ Software ist hier einwandfrei gelungen, praktisch alle Funktionen der abgespeckten DJ-Software aus dem Hause Native Instruments lassen sich mit den zwei Jog-Wheels und den 71 MIDI-Befehlen via Fader, Knopf oder Poti steuern.
Dank der mitgelieferten Schablone, die gut sitzt und sehr robust erscheint, bist Du im Bilde, welche Bedienelemente Du wie nutzen musst, um auch mit Traktor Pro 2.x rocken zu können. Auch hier sind die auf der Produktseite des Reloop Digital Jockey 2 IE verlinkten Mappings gut komponiert, wobei sich dank der Shift-Funktion sogar vier Decks steuern lassen.
Laut der Feature-Liste des Herstellers ist der Controller auch für Plug & Play mit Virtual DJ (am Version 7.0.4 Pro) geeignet.
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Reloop Digital Jockey 2 IE Test-Fazit
Mit einem guten Gesamtpaket aus feiner Optik, solider Verarbeitung und größtenteils bester Haptik lässt der Reloop Digital Jockey 2 IE einen Großteil viele seiner Mitbewerber hinter sich. Die gebürstete Metalloberfläche und die hohe Qualität der meisten Bedienelemente hinterlassen einen erfreulich guten Eindruck.
Clever: Die Potis für den EQ und die Effekte fungieren auch als Druckknopf. So wird Platz gespart, der sonst für dedizierte Kill-Switches oder Schalter zum Triggern bestimmter Effektparameter draufgegangen wäre. Überhaupt ist die Effektsektion das Prunkstück dieses Controllers. Mit vier Potis, ebenso vielen Buttons und den Alternativfunktionen, die per Shift-Knopf ausgelöst werden können, lässt sich die gesamte Effektbatterie eines Traktor-Decks komfortabel steuern. Das mitgelieferte Traktor LE ist übrigens sehr gut für den Einstieg geeignet.
Wer allerdings Funktionen wie einen separaten Booth-Ausgang sucht oder plant, einen Mix mit zwei externen Zuspielern zu machen, muss nach einem anderen DJ Controller Vergleich Ausschau halten. Gerade die Beschränkung auf einen Input hat einen etwas Gimmick-artigen Beigeschmack, im Prinzip hätte man ihn dann auch ganz weglassen können und das Gerät noch etwas günstiger anbieten können. So erscheint die Bezeichnung »Interface Edition« jedoch etwas euphemistisch.
Wer damit leben kann, erhält einen guten DJ-Controller, der sich prima bedienen lässt und mit seiner Effektsektion glänzen kann. So gibt es vier von fünf Punkten im Reloop Digital Jockey 2 IE Testbericht. Well done.
Features Reloop Digital Jockey 2 IE Review
- Hersteller: Reloop
- DJ-Controller
- 2 Decks
- Kontrollen für Effekte, Loops & Cue
- Berührungssensitive Jog-Wheels
- Stufenlos einstellbare Crossfader-Kurve (zwei Formen)
- Eingänge: 1x Line/Phono, 1x Mikrofon
- Ausgänge: 1x Cinch, 1x Kopfhörer
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