Recording Software
Musikprogramme zum Aufnehmen am Computer
Von Carlos San Segundo
Musikprogramm zum Aufnehmen am Computer? Recording Software!
In der Realität wird praktisch keiner zu einer eindeutigen Aussage kommen, denn kein Recording Programm erfüllt ausnahmslos jeden Anspruch. Für Einsteiger in die Musikproduktion oder Umsteiger bedeutet dies eine umfangreiche Recherche im Vorfeld eines Audio Recording Software Kaufs. Und diese beginnt nicht etwa erst mit dem Vergleich der Features einzelner Programme, sondern mit einer Analyse der eigenen Arbeitsweise sowie der eigenen Ansprüche an ein Musikprogramm zum Aufnehmen – in der Regel also eine DAW-Software.
Lies auch: Musik mitschneiden: Tools & Anleitung für MP3 & Audio
1) Anforderungen an eine Recording Software
Einige der Entscheidungen gestalten sich jedoch sehr einfach. Wer einen PC als Plattform nutzt, der braucht Logic, Bias Peak und dergleichen gar nicht erst anschauen. Bist Du eher ein Mac-User, dann fallen Sonar, Acid, Wavelab bzw. andere Windows-Software unter den Tisch. Wer viele Projekte in einem Tonstudio mit Pro Tools macht, der sollte sich privat lieber auch Pro Tools kaufen.
PASSEND DAZU
- Was sind deine besten Tipps für Einsteiger ins Recording?
- DAW-Controller
- DAW Software
- Musikprogramme & Recording Software
- PreSonus Studio One 2 Tutorial: Benutzeroberfläche
Andere Entscheidungen sind leider nicht ganz so leicht zu fällen. Nutzt Du z.B. einen Windows PC, so hast Du unter anderem die Wahl zwischen Cakewalk Sonar und Steinberg Cubase – beides erstklassige Programme zur Musikproduktion. Natürlich unterscheiden sich beide deutlich voneinander und was dem einen gefällt ist des anderen Leid. Insofern stellt sich die Frage, wie man die vielen Recording Programme miteinander vergleichen kann und wie man das auf die eigene Situation reflektieren kann.
Lies auch: Keyboard aufnehmen leicht gemacht!
2) Zum Recording Programm per Ausschlussverfahren
Im folgenden Schritt gilt es, alle Programme zum Recording zu eliminieren, die den unter Punkt 1 aufgeschlüsselten Anforderungen nicht gerecht werden.
Ein Beispiel: Wer viel mit Surround arbeiten wird, der kann alle Programme zum Musik aufnehmen ausschließen, die kein Surround anbieten. Oder wer bisher mit Acid gearbeitet hat und daher eine große Sample Library mit WAV-Dateien im Acid-Format hat, der kann jede Audio Recording Software aus seinen Überlegungen herausnehmen, die mit diesem Format nicht umgehen kann. Schließlich will keiner seine Investition in die Samples überflüssig machen.
Ein anderes gutes Beispiel sind die Nutzer von Reason oder Ableton Live, die in Zukunft eine DAW mit ernsthaften Notations-Features benötigen. Diese können alle Programme eliminieren, die nicht mit ReWire umgehen können und die damit die sinnvolle Weiternutzung beider Recording Programme unmöglich machen.
Die Liste könnte fast schon beliebig weitergeführt werden. Wichtig ist, die eigenen Anforderungen herauszufiltern und daraufhin das Eliminierungsverfahren anzuwenden. Typische Ausscheidungskriterien könnten auch Hardwareinkompatibilitäten sein oder fehlende Unterstützung von Hardwaremerkmalen im eigenen System (z.B. fehlender Multiprozessor-Support). Ganz weit oben für mich steht auch die Integration von externen MIDI Controllern bzw. das Fehlen solcher Optionen.
Passend dazu unser Ratgeber: MIDI-Controller »
3) Musik Recording Programm mit speziellen Features
Der nächste Schritt wäre zu schauen, ob eine der übriggebliebenen DAWs ein spezielles, essentielles Feature bietet, das ich unbedingt haben muss. Sony Acid war für Musikproduzenten, die loopbasierte Musik machten, seinerzeit die einzige gute Wahl – und das, obwohl es keine Plugins unterstützte und keine MIDI-Funktionen hatte. Einige Producer kauften sich Logic, weil sie bestimmte Instrumente und Effekte unbedingt haben wollten, z.B. der fantastische virtuelle Sampler EXS24. Und als dann Steinberg mit der VST-Schnittstelle auf den Markt kam, sind viele Musikproduzenten umgestiegen, weil man praktisch alles innerhalb des Computers und Cubase machen konnte.
4) Wie wird sich Dein Tonstudio / Business entwickeln?
Wohin soll es gehen? Homerecording? Professionelle Musikproduktion? Post Production? Wenn es um die Kreation von Audio für Video geht oder um Nachvertonung in der Post Production, dann sollte die Recording Software besser ein Video Fenster bzw. eine Videospur mitbringen. Hier in diesem Bereich klaffen übrigens große Unterschiede zwischen den vielen Angeboten der Hersteller. Welche Formate können importiert werden? Lässt sich das Video zeitgleich mit dem Audio scrubben? Stürzt das Musikproduktionsprogramm öfter ab, wenn man die Videofunktionen nutzt? Baut der Bildschirm langsamer auf?
Testberichte und Artikel gehen zumeist kaum auf Videofunktionen in DAWs ein, da nur wenige Musiker und Musikproduzenten mit diesem Feature arbeiten. Hier bietet es sich an, etwaige Demo- und Testversionen herunterzuladen und ausführlich zu testen.
5) Usability und Design im Recording Programm
Das Design und Aussehen der DAW ist sicherlich Geschmackssache. Da man normalerweise eine Menge Zeit mit dem Programm verbringen wird, sollte man sich mit der grafischen Oberfläche schon wohl fühlen oder zumindest arrangieren können.
Neben dem Design geht es aber natürlich auch um Usability und Funktionalität. Das Recording Programm sollte im besten Fall inspirierend sein, aber sie darf nie die Usability dabei auf der Strecke lassen. Ein Fader ist bedeutend einfacher zu bedienen als ein Feld mit Zahlen – geschweige denn von der schnellen Informationsverarbeitung im Gehirn des Menschen beim Anschauen mehrerer Kanäle im Mixer.
Ein für mich sehr wichtiger Punkt in Sachen Usability ist die Personalisierung des Musikprogramms zum Musik aufnehmen. Kein Programm kann so perfekt auf meinen Workflow abgestimmt sein wie ein von mir persönlich angepasstes. Eine Musikproduktionsumgebung erster Klasse wird seine Nutzer nicht dazu zwingen, in einer bestimmten Art und Weise zu arbeiten, sondern verschiedene Optionen anbieten. Ein besserer Workflow bedeut hier entspannteres und schnelleres Arbeiten. Und Effizienz bzw. Zeit kann in Kosten umgerechnet werden.
6) Budget: Was darf das Recording Programm kosten?
Machen wir uns nichts vor, das Budget ist für viele das ausschlaggebende Kriterium. Natürlich lohnt sich hier ein Vergleich. Aber ganz wichtig ist es, Plugins und virtuelle Instrumente in die eigene Kalkulation mit einzubeziehen.
Man kann mit jeder DAW einen Hit komponieren
Was ist wohl für Dich besser? Eine Audio Recording Software für 800 Euro, die alles mitbringt, oder ein Recording Programm mit einem Preis von 300 Euro, bei der Du noch 600 Euro in Plugins und virtuelle Instrumente stecken musst? Und dann darfst Du auch nicht vergessen, dass Plugins, die Du nicht nutzen wirst, keinen Wert in dieser Kalkulation haben dürfen.
Checkliste für den Kauf deiner Recording Software
Hier ist der Artikel kurz und knackig in einer Liste zusammengefasst. In kurzen Stichpunkten stellen wir nochmals die Kriterien für die Wahl der richtigen Recording Software heraus.
- Mit welchem Betriebssystem arbeitest Du?
- Benötigst Du die Option zur Notation?
- Welches Format haben deine Samples?
- Benötigst Du virtuelle Instrumente?
- Gibt es spezielle Features, die dir besonders wichtig sind?
- Hast Du vor zu Expandieren? Wieviele Projekte betreust Du mit der Recording Software?
- Arbeiten auch andere an deinem Recording Programm?
- Welches Budget hast Du zur Verfügung?
Die beste Recording Software gibt es ganz pauschal natürlich nicht, da jeder andere Ansprüche an eine DAW stellt. Geschmäcker sind verschieden und so kommt es am Ende nicht darauf an, wer die teuerste Software hat, sondern wer am besten damit arbeiten kann.
Recording: Wie finde ich das richtige Musikprogramm zum aufnehmen am Computer? Fazit
Nachdem Du aus der schier unendlichen Auswahl an Musiksoftware einige, wenige DAWs herausfiltern konntest, geht es an das Testen. Lade Dir die Testversionen herunter, frag gegebenenfalls nach einer Demoversion. Welcher der Sequencer macht den besten Eindruck? Mit welchem lässt sich effizient arbeiten? Eine Woche sollte man dem Test schon geben, denn manchmal braucht es Zeit, bis Du einige Features durchstiegen hast, die sich dann als besonders wertvoll erweisen.
Lies auch unseren DAW-Vergleich »
Wenn es letztlich zur Kaufentscheidung kommt, wirst Du die für Dich wichtigsten Punkte bereits abgehakt haben. Alle modernen DAWs werden konstant weiterentwickelt und bieten regelmässige Updates mit neuen Features, was eine falsche Entscheidung schnell relativiert. Und gilt nicht auch zuletzt der weise Spruch: Man kann mit jeder DAW einen Hit komponieren?
Welche Audio Recording Software kannst Du empfehlen? Hast Du weitere Kauftipps oder Entscheidungshilfen für unsere Leser? Wir freuen uns auf deinen Kommentar!