Den richtigen Keyboard-Controller / Tastatur finden
Von Carlos San Segundo
Kompakte Keyboard-Controller – Der Ratgeber
Ist größer auch gleich besser? Nun, wenn es um das Homerecording Studio geht, dann ist das wohl kaum anzunehmen. Viele heimische Tonstudios bekommen nicht einmal einen eigenen Raum in der Wohnung spendiert, sondern finden auf einem durchschnittlichen Schreibtisch statt. Und dort gibt es nur wenig Platz.
Ein Keyboard-Controlller mit 88 Tasten ist fantastisch zum Einspielen, findet aber eben nur wenig Platz auf einem kleinen Schreibtisch. Oftmals braucht es aber nur wenige Tasten, um einen Beat einzuspielen, eine kurze Melodie zu finden oder einige Akkorde einzuspielen. Im Klartext soll das heissen, dass die neuartigen MIDI-Controller mit wenigen Tasten vielleicht optimal als Zweitgerät auf dem Schreibtisch sind.
Platz finden diese beispielsweise direkt unter dem Bildschirm oder auch auf einer Ablage unter dem Tisch. Ein weiterer Vorteil dieser kleinen Keyboard-Controller sind die vielen zusätzlichen Bedienelemente wie die Pads, die Fader und Drehregler, mit denen sich die DAW-Software und die Plugins fernsteuern lassen. Ganz zu schweigen von den Transport-Tasten, mit denen sich Wiedergabe, Aufnahmen und die Lokatoren einstellen lassen.
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Unterschied: MIDI-Controller und Keyboard-Controller
Ich werde die beiden Begrifflichkeiten MIDI-Controller und Keyboard-Controller mal nebeneinander für diesen Artikel nutzen. Wobei sich der Unterschied darin wiederfinden kann, dass ein Keyboard-Controller mit einer Tastatur (Klaviatur) ausgestattet ist, ein MIDI-Controller aber durchaus auch ohne auskommen dürfte.
Beiden gemein ist die Tatsache, dass sie keinerlei Klangerzeugung mit an Board haben. Beide Varianten sind dazu gedacht, andere MIDI-Geräte oder die Musiksoftware am Audio Computer fernzusteuern. Dort befindet sich dann jeweils die Klangerzeugung.
Diese Hardware schickt also lediglich MIDI-Befehle durch die Kabel und kein Audio.
Das Schöne an den kompakten Geräten ist natürlich auch ihr Preis. Dieser ist definitiv in einem Rahmen, der für alle bezahlbar bleibt und es gibt sogar einige Geräte, die unterhalb der 100,- Euro Grenze liegen.
In diesem Ratgeber kompakte MIDI-Controller soll es darum gehen, welche Features Sinn machen und auf welche Du für dein Homerecording verzichten kannst.
Grösse und Anzahl der Tasten beim MIDI-Controller
Das Hauptmerkmal und damit wichtigste Entscheidungskriterium für oder gegen einen MIDI-Controller oder Keyboard-Controller ist sicherlich die Anzahl der Tasten. Und hier kommt natürlich auch wieder der oben bereits erwähnte Platz auf dem Schreibtisch zum Tragen. Du kannst beispielsweise den Platz exakt mit einem Metermass ausmessen und dann den grösstmöglichen Keyboard-Controller erwerben.
Bei den kompakten Modellen stehen meist MIDI-Controller mit 25, 37 oder 49 Tasten zur Verfügung. Fas noch spannender als die reine Anzahl der Tasten finde ich die Größe derselben. Zwar habe ich schon Geräte hier spielen können, die trotz kleinster Tasten Spass machten. Für einen dauerhaften Einsatz im Homerecording Tonstudio würde ich dennoch die vollausgewachsenen Tasten nutzen.
Spielgefühl und Handling beim Keyboard-Controller
Weitere Kriterien für die Auswahl des richtigen Geräts ist natürlich auch die Haptik. Einige Modelle fühlen sich sehr nach Plastik an, andere fühlen sich hingegen wertig an. Du kommst hier nicht drumrum, einfach mal selbst Hand anzulegen und sie zu testen.
Für mich gehört zu jedem MIDI-Controller auch die Anschlagsdynamik (Velocity). Ich kann mich eigentlich an keinen Controller erinnern, der in den letzten Jahren auf den Markt gekommen wäre und keine Anschlagsdynamik mit an Bord gehabt hätte. Wichtig ist die Velocity, um dem Klangerzeuger unterschiedliche Lautstärken und Tonvarianten zu entlocken.
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Aftertouch
Nur wenige kompakte MIDI-Controller bieten in der Preisklasse das, was man Aftertouch nennt. Du kannst dir das vorstellen wie die Anschlagsdynamik, nur dass Aftertouch nach dem initialen Herunterdrücken beginnt und vom Druck auf die Tasten abhängt. Viele Klangerzeuger können mit diesen MIDI-Befehlen umgehen und das kann ein ausdruckstärkeres Spielen mit sich bringen.
Wie ich mir von einem Experten auf diesem Gebiet habe mal erklären lassen, gibt es gleich zwei unterschiedliche Arten von Aftertouch: Monophon und polyphon. Ganz wie Du dir das vielleicht schon gedacht hast, gibt der MIDI-Controller bei ersterer Implementierung nur Daten einer Taste weiter, während bei der polyphonen Variante alle Tasten Aftertouch-Daten senden. Die Variante monophon ist natürlich häufiger als polyphon.
Hier geht es weiter mit dem ‚Ratgeber kompakte MIDI-Controller: Wie Du den richtigen Keyboard-Controller für dich findest‘
Gewichtete Tasten beim Keyboard-Controller
Es gibt gewichtete, halbgewichtete und ungewichtete Tastaturen, die sich allesamt im Spielgefühl unterscheiden. Gewichtete Tastaturen findest Du hauptsächlich bei den ganz grossen Modellen. Das Gewicht wird als kleines Plättchen unterhalb der Kunststofftasten künstlich hinzugefügt und soll sich dem Spielgefühl einer Pianotastatur annähern. Bei einem kleinen MIDI-Controller ist ein realistisches Spielfgefühl oftmals gar nicht erwünscht.
Die meisten Menschen mögen bei den kleinen Geräten die halbgewichtete Tastatur. Diese bietet ein wertiges Spielgefühl und erlaubt dennoch ein schnelles Spiel. Am Ende musst Du hier selbst mal im Musikalienhandel antesten, welche Variante dir selbst am ehesten zusagt.
Weitere Bedienelemente beim MIDI-Controller
Es gibt bei den modernen Varianten der MIDI-Controller (und teilweise auch der Keyboard-Controller) oftmals auch zusätzliche Drehregler, Wheels, Fader, Pads, XY-Pads, Joysticks und viele weitere Knöpfe für die Programmsteuerung. Gerade dieser Mehrwert ist häufig der Grund für Produzenten, sich ein solches Gerät überhaupt erst zuzulegen.
Das absolute Minimum bei den meisten Geräten sind die beiden Wheels links der Tastatur, von denen das eine für eine Änderung der Tonhöhe (Pitch-Wheel) und das andere zur Modulation genutzt wird. Bessere Geräte bieten auf der Rückseite auch einen Anschluss für ein so genanntes Sustain Pedal an, mit dem Du Töne ausklingen lassen kannst.
Wer viel mit virtuellen Software-Synthesizern arbeitet, sollte auch darauf achten, dass sich Knöpfe zum Bank- und Programm-Umschalten mit an Bord befinden. Mit diesen lassen sich auf schnelle Weise die vielen Presets der Musiksoftware scannen.
Mit den anderen Bedienelementen wie den Drum-Pads lassen sich beispielsweise die Drums beim Beat Making sehr intuitiv und á la MPC machen. Endlos-Drehregler sind bestens dazu geeignet, eigene Filterverläufe aufzuzeichnen und so kommt es am Ende wieder auf deine persönlichen Vorlieben an, welche der Bedienelemente für dich spannend werden.
Das MIDI-Protokoll (Musical Instrument Digital Interface) diente ursprünglich der Kommunikation zwischen Synthesizern verschiedener Hersteller. Man sollte über eine Tastatur gezielt einen weiteren Synthesizer ansteuern können. Zuvor war das lediglich mit hohem Verkabelungsaufwand möglich.
Zuweisung der Bedienelemente
Ebenfalls von Interesse sind die unterschiedlichen Methoden, um die vielen Bedienelemente deiner Software zuzuweisen. Im besten Fall erkennt deine DAW-Software den MIDI-Controller von alleine und Du musst nichts weiter einstellen. Das ist aber leider nicht bei allen der Fall, fast bin ich versucht zu sagen: Es ist nur bei den wenigsten so reibungslos möglich.
So oder so, alle Methoden haben ihre eigenen Vor- und Nachteile. Zum einen ist da das so genannte Auto Mapping, das von den Geräten von Novation genutzt wird. Diese Software liegt praktisch „auf“ der DAW und soll für eine automatische Zuordnung der Bedienelemente sorgen. Obwohl das eigentlich sehr gut funktioniert, werden teilweise auch Funktionen gemappt, die Du eigentlich gar nicht haben möchtest. Das führt dann häufig dazu, dass Du dich durch eine lange Liste von Funktionen arbeiten musst, bevor Du auf Cutoff und Resonanz kommst.
Ein anderer Ansatz ist der von Vorlagen für unterschiedliche virtuelle Synths und/oder DAW-Software. Auch wenn der Ansatz etwas steif klingt, hat er für mich persönlich die beste Herangehensweise. Es bedeutet zwar einmal zu Anfang etwas Vorarbeit, danach ist dann aber alle so, wie Du es dir wünschst.
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MIDI-Learn ist eine weitere sehr komfortable Variante, um zu schnellen Ergebnissen zu kommen. Dabei wird in der Musiksoftware ein Lern-Knopf gedrückt und dann das entsprechende Bedienelement auf dem MIDI-Controller bewegt. Die Zuweisung erfolgt dann automatisch und kann jederzeit geändert werden.
Die aufwändigste Variante ist sicherlich, alle Bedienelemente manuell zuzuweisen. Das erfordert eine Menge Zeit und auch einiges an Experimentierfreude. Die Ergebnisse sind jedoch am Ende die besten, denn gänzlich auf deine persönliche Arbeitsweise angepasst.
Und, welcher ist der richtige Keyboard-Controller für dich?
Mein Vorschlag, um zu einer Kaufentscheidung im diesen Ratgeber kompakte MIDI-Controller zu kommen ist folgender: Das wichtigste Element sollte das Spielgefühl der Tastatur sein. Wenn dir dies zusagt, hast Du die Hälfte deiner Entscheidung schon gefällt. Anfängern und Einsteigern würde ich zudem empfehlen, nicht zu viele zusätzliche Bedienelemente auf dem Keyboard-Controller einzukaufen. Gerade am Anfang kann das sehr verwirrend sein und schon viele haben die Lust bei der Zuweisung der Befehle und Elemente verloren.
Ansonsten kommt natürlich noch die Grösse des Geräts in die Kaufentscheidung hinzu (ist das bei Musik Equipment eigentlich immer der Fall?) und damit der Platz, den Du zur Verfügung hast. Ich selbst finde es besser, wenn entsprechend mehr Oktaven auf einer Tastatur vertreten sind, andere kommen mit weniger aus. Ich würde den grösstmöglichen Keyboard-Controller nehmen.
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