AKG K712 PRO Testbericht
Studiokopfhörer ersten Ranges
Von Felix Baarß
AKG K712 PRO Test-Fazit
5.0
DELAMAR
SCORE
Studiokopfhörer für Anspruchsvolle.
Dieser Kopfhörer ist das Spitzenmodell des Hauses und erfüllt die hoch gesteckten Erwartungen an Klangwiedergabe, Komfort und Verarbeitung.
PRO
- Feinste Detailwiedergabe
- Großzügiges Panorama und differenzierte Tiefenstaffelung
- Weitestgehend ausgewogener Frequenzgang
- Sehr komfortabel
- Erstklassig verarbeitet
- Zwei abnehmbare Mini-XLR-Kabel mitgeliefert
CONTRA
- —
Für wen?
Mixing & Mastering Engineers sowie Musiker und Produzenten mit hohen Standards.
Was ist es?
Beim AKG K712 PRO handelt es sich um einen dynamischen Kopfhörer in offener und die Ohren umschließender Bauweise. In den Spezifikationen auf der Produktseite ist der maximale Schalldruck mit 105 dB angegeben.
Bei der Impedanz sind 62 Ohm und bei der Nennbelastbarkeit 200 mW verzeichnet. Der Übertragungsbereich reiche von 10 – 39.800 Hz. Ohne Kabel liegt das Gewicht des Kopfhörers bei 235 Gramm.
Ein drei Meter langes glattes und ein in ausgezogenem Zustand fünf Meter messendes Kabel sind im Lieferumfang enthalten. Sie lassen sich über Mini-XLR an die linke Ohrmuschel stecken. Ein schraubbarer, vergoldeter Klinkenadapter (3,5 > 6,3 mm) wird mitgeliefert.
Weiterhin finden sich eine samtene Tragetasche, eine Garantiekarte und ein AKG-Aufkleber in der Packung. Der 712er ist zum Straßenpreis von 449,- Euro (inkl. MwSt.) im deutschen Fachhandel erhältlich.
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AKG K712 PRO Test
Erster Eindruck, Verarbeitung und Komfort
Der schwarze Karton, der den Kopfhörer beherbergt, trägt außen die Aufschrift »Expect«. Öffnet man die erste Klappe, wird ein verheißungsvolles »and discover« sichtbar, bevor das gute Stück schließlich zum Vorschein gelangt und am Boden des Kartons »Perfection« zu lesen ist. In der Tat habe ich hohe Erwartungen an den 712er, setzt er sich doch nominell an die Spitze des Produktportfolios bewährter Abhörgeräte, die AKG seit vielen Jahren herstellt.
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Die Verarbeitungsqualität entspricht den Standards dieser Preisklasse. Alle Bauteile sind akkurat gefertigt, makellos zusammengesetzt und von edler Erscheinung. Dem AKG K712 PRO dürfte eine sehr hohe Lebensdauer beschieden sein, sofern er nur einigermaßen pfleglich behandelt wird.
Die mit Velours überzogenen Polster sind auffallend voluminös und fühlen sich gut an. Für die meisten Ohren dürfte hier genug Platz herrschen. Brillenträger dürften erst mit sehr klobigen Sehhilfen Schwierigkeiten bekommen. Der Umstand, dass es sich um einen offenen Kopfhörer handelt, sorgt zusätzlich zum Velours dafür, dass sich die Wärmeentwicklung auch bei langen Sessions in Grenzen hält.
Das AKG-typisch selbstjustierende Kopfband passt sich der Kopfgröße und -form an. Gut übrigens, dass man sich gegen die etwas irritierenden »Höcker« entschieden hat, die noch beim AKG 702 an der Bandinnenseite zum Einsatz kamen. Der potentiell weniger feste Sitz fiel für meinen Geschmack jedenfalls nicht ins Gewicht, dafür aber der Hinzugewinn an Gemütlichkeit. Der Anpressdruck ist nicht zu fest und nicht zu locker. Im Verbund mit dem geringen Gewicht kann das Gerät in puncto Komfort also eine Topplatzierung verbuchen.
Schade, dass beim AKG K712 PRO die Abschaltautomatik fehlt, die ich beim K271 MKII so schätze. Beim Absetzen des Kopfhörers zum Überprüfen des Mixes über die Studiomonitore spielt er weiter. Das ist freilich kein Grund für irgendeine Abwertung, nur ein fehlender Bonus im Vergleich zum angesprochenen Mittelklassemodell.
Klang im AKG K712 PRO Testbericht
Auch klanglich spielt der Proband ganz vorne mit. Was den Frequenzgang angeht, berichtet der Hersteller von einer Anhebung um 3 dB im Bassbereich und das macht sich in meinen Ohren weitestgehend positiv bemerkbar. Zwar ist es schwer zu beurteilen, ob nun der zurückhaltendere K702 oder das hier vorliegende Modell weiter von der absoluten Neutralität entfernt ist, doch sagt mir der leicht wärmere, vollere Klang des 712ers mehr zu.
Beim Abmischen wird man sich schnell daran gewöhnen und darauf einstellen können; beim reinen Musikhören profitiert der anspruchsvolle Klangliebhaber sowieso von diesem satteren Fundament. Gehen wir im Spektrum weiter hinauf, erwartet uns die gewohnte Ausgewogenheit, die schon das 702er-Modell zu einem der ehrlichsten Kopfhörer machte. Von bissigen Sibilanten keine Spur, stets bleibt die Wiedergabe der Zischlaute streng gezügelt.
Die Detaildarstellung ist bemerkenswert gut – feinste Nadelstiche, das oft verschwindende Atmen der Sänger und Sängerinnen vor einem Vocal-Part oder andere subtile Klangereignisse können sehr gut im fein abgebildeten Panorama (wieder ein Vorteil offenen Kopfhörern) bzw. in der differenzierten Tiefenstaffelung geortet werden. Zweitens ist die Impulstreue vorbildlich wie sonst bei kaum einem anderen Kopfhörer. Nichts wird verwaschen, die Dynamik ist sehr deutlich konturiert.
Ich habe das Gerät mit dem Kopfhörerverstärker des SPL 2Control getestet, der von einer RME Fireface UCX gespeist wurde. Mit bestimmten Amps lassen sich die meiner Ansicht nach vernachlässigbaren Unregelmäßigkeiten im Bassfrequenzgang sicher noch ausbügeln und bei Bedarf auch andere klangliche Qualitäten zur vollen Blüte bringen, aber dieses Fass will ich nicht aufmachen – dafür sind die Kollegen von Headfonia & Co. zuständig.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass mehr schlecht als recht aufgenommene bzw. abgemischte Musik und MP3-Dateien mit niedrigen Bitraten ohne Pardon mit all ihren Schwächen wiedergegeben werden – der Fokus liegt klar auf der Nutzung als Referenzabhöre in der Musikproduktion und in dieser Beziehung überzeugt das vorliegende Modell auf voller Linie.
Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass sich offen konstruierte Kopfhörer nicht für den Einsatz in geräuschvollen Umgebungen eignen. Dafür dringt einfach zu viel Schall nach innen, während gleichzeitig eine deutlich geringere Abschirmung des Schalls nach außen zu verzeichnen ist als bei geschlossenen oder halboffenen Modellen. Somit ist es nicht zu empfehlen, Kopfhörer dieser Art als Abhörgerät beim Vocal Recording zu verwenden.
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AKG K712 PRO Test-Fazit
Mit dem AKG K712 PRO setzt das Traditionsunternehmen noch einen drauf und verbessert den bereits sehr guten 702er leicht, aber merklich. Der feine Unterschied gibt unter anspruchsvollen Musikern, Produzenten oder Mixing & Mastering Engineers ja oft den Ausschlag.
Die räumliche Darstellung ist ein Genuss und ermöglicht eine sehr präzise Ortung der Schallereignisse im Mix. Schon der Vorgänger wusste da zu überzeugen und hier scheint das sogar noch ein Fünkchen besser gelungen zu sein. Die Tiefenstaffelung steht dem in nichts nach und so werden alle Dimensionen des Klangbilds fabelhaft ausgelotet.
Der Frequenzgang ist wie gewohnt sehr nah am Schnurgeraden, wobei mir der kleine Boost im Bassbereich sehr willkommen ist. Wenn man einen Minuspunkt zu Protokoll geben möchte, dann kann es meiner Ansicht nach nur dieser ungewohnt bauchigere Klangcharakter sein, der vielleicht einen Millimeter weiter von der Neutralität wegrückt, als es beim anderen Siebenhunderter der Fall ist.
Das vorliegende Modell rückt klanglich nahe an den vielerorts mehr als doppelt so kostspieligen Sennheiser HD 800 heran und bietet damit ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Butter bei die Fische: Als Abhörwerkzeug ist der 712er praktisch genauso gut geeignet, wenn man ihn einmal in- und auswendig kennt und immer mit vernünftigen Studiomonitoren gegenhört.
Nicht minder eindrucksvoll sind die verarbeitungstechnischen Qualitäten und der gebotene Komfort. Die Konstruktion ließ im Test keinerlei Schwächen erkennen, während das geringe Gewicht, das gewohnt gut funktionierende, selbstjustierende Kopfband und die mit Velours bespannten Ohrpolster meinem Haupt schmeicheln.
Sehr gerne sehe ich zudem, dass im Lieferumfang eine Tragebeutel und – noch wichtiger – zwei Kabel zu finden sind. Die Klangleiter lassen sich per Mini-XLR mit der linken Ohrmuschel verbinden, sie liegen einmal glatt (3m) und einmal mit Wendelung (5m ausgezogen) vor. Profis nicken zufrieden.
Alles in allem ein exzellentes Abhörgerät, das in praktisch allen Aspekten voll überzeugt. Fünf von fünf Punkten im AKG K712 PRO Testbericht auf delamar!
Features AKG K712 PRO Review
- Hersteller: AKG
- Offener Kopfhörer
- Ohrumschließend
- Nennimpedanz: 62 Ohm
- Einseitige Kabelführung
- 2 Mini-XLR-Kabel (3m glatt, 5m Spiral)
PASSEND ZUM AKG K712 PRO Test