Gitarre abmischen
Dein Rezept für fetten Gitarrensound
Von Carlos San Segundo
Tipps für fetten Sound – Gitarre abmischen
Wie ich schon oft geschrieben habe, beginnt die Formung des Klangs lange vor dem Abmischen. Den Mixdown selbst kannst Du dir eher wie ein Reinigen und Polieren der bestehenden Aufnahme vorstellen. Ohne eine gute Aufnahme wirst Du nicht in der Lage sein, einen guten Gitarrensound zu formen.
» Mehr dazu im Artikel »Fix it in the Mix«
Double Tracking als Grundlage
Die Technik, die ich in diesem Artikel beschreibe, basiert auf dem sogenannten »Double Tracking«, dem Doppeln der Gitarrenspur. Hierzu wird derselbe Part auf der Gitarre zweimal oder öfter aufgenommen und die resultierenden Aufnahmen im Mix übereinander gelegt.
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Je mehr Spuren Du verwendest, desto fetter das Ergebnis. Aber Vorsicht, denn Du kannst dir mit dieser Methode auch die »Definiertheit« der Aufnahme zerstören und der Sound wird mehr und mehr zu einem einzigen Brei.
Du kannst ein sehr gutes Beispiel dieser Double Tracking Methode im Song »Drain You« von Nirvana hören. Wie Butch Vig in einem Interview mal erklärte, besteht der Gitarrensound aus ganzen fünf (!) Aufnahmen und ist eine Mischung derselben.
Voraussetzungen für einen fetten Gitarrensound
Natürlich kann ich im Rahmen dieses Artikels nicht auf alle Feinheiten in Sachen Gitarre aufnehmen eingehen. Aber zumindest die wichtigsten Punkte sollen kurz genannt werden. Im letzten Absatz gehe ich auch nochmals gesondert darauf ein, warum die Gitarrenaufnahme an sich so wichtig ist.
Du brauchst …
- eine gut klingende Gitarrre ohne Störgeräusche.
- einen gut klingenden Gitarrenverstärker oder ein Gerät mit realistischer Amp-Simulation (Königsklasse: Kemper Profiling Amp oder Axe-FX II)
Du solltest …
- erst aufnehmen, wenn der Gitarrensound so ist, wie Du ihn dir vorstellst – im Mix ist viel möglich, aber das Timbre der Aufnahme bleibt
- die Gitarren stimmen», peinlich genau und so tight wie möglich spielen
Wenn Du also deine Aufnahmen im Kasten hast, geht es ans Gitarre abmischen. Wir gehen Schritt für Schritt vor, also nur keine Berührungsängste!
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Gitarre abmischen für fetten Sound
1. Panning
Ein moderner Gitarrenklang klingt nicht nur sehr fett, sondern wird auch extrem breit im Mix angelegt. Es ist keine Seltenheit, einen Gitarrenpart ganz nach links und den anderen ganz nach rechts im Stereopanorama zu verteilen. Zum Beispiel so:
- Gitarrenspur 1 kommt nach ganz links, Gitarrenspur 2 nach ganz rechts
- Gitarrenspur 3 kommt nach 85% links, Gitarrenspur 4 nach 85% rechts
2. Verzögerung
Klingt das noch nicht fett genug? Gut, dann verzögere jeweils einen der rechten und einen der linken Tracks um wenige Millisekunden. Also: Verschiebe den jeweiligen Audioclip im Spuren-Arrangement leicht nach rechts.
3. Filter
- Beschneide die Frequenzen oberhalb von 10 kHz mit einem High-Cut Filter. Vor allem, wenn Du die Verzerrung mit einem Plugin oder digitalen Effektgerät machst.
- Mit einem Low-Cut Filter schaffst Du im unteren Frequenzspektrum Platz für den Bass und die Kick Drum. Fang bei 100 Hz an und arbeite dich langsam hoch, bis die Gitarren »dünn« klingen … und dann wieder herunter, bis es gut klingt.
4. Equalizer
- Wenn die Gitarren zu »boxy« oder »klein« klingen, kannst Du mit einem Peak-Filter um die 400 Hz etwas absenken.
- Einen etwas saubereren Gitarrenklang kannst Du oftmals erreichen, wenn Du eine kleine Absenkung bei etwa 800 Hz oder 1 kHz machst.
- Wenn sich rechte und linke Gitarrenspur zu nahe im Klang sind, kannst Du mit einem Notch-Filter jeweils eine unterschiedliche Frequenz absenken.
- Um dem Vocal genug Raum zur Entfaltung zu lassen, kannst Du die Gitarren bei etwa 3 kHz um einige dB bei einer Filtergüte (»Q«) 1 bis 1,5 absenken.
5. Kompressor & Hall
Ein verzerrter Gitarrenklang hat bereits eine recht niedrige Dynamik und ist dadurch sehr druckvoll – hier brauchst Du in der Regel keinen Kompressor verwenden.
Hall auf der Gitarre ist in modernen Produktionen eher ungewöhnlich, meistens reicht der Raum aus der Aufnahme völlig aus.
Im Normalfall – für kräftigen, fetten Gitarrensound – willst Du die Gitarren aber sehr präsent haben wollen und der Hall rückt sie eher in den Hintergrund. Wenn Du mehr Tiefe für deine Gitarren benötigst, kannst Du mit kurzen Delays arbeiten. Diese sollten dann an eine andere Stelle im Stereopanorama gepannt werden als die Gitarre, von denen sie stammen. Auch hier gilt wieder: Weniger ist mehr.
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Fazit zum Gitarre abmischen
Wichtiger als die obenstehenden Tipps zum Abmischen von Gitarren detailgenau zu beachten, ist das Nutzen der eigenen Ohren. Hinhören heißt beim Abmischen die Devise und wenn es gut klingt, dann ist es gut – auch wenn es irgendeine ungeschriebene Regel brechen sollte. Die hier beschriebenen Tricks sind eher als ein Anhaltspunkt zu verstehen.
80% des fetten Gitarrenklangs entstehen durch den Gitarristen, seine Gitarre, den genutzten Gitarrenverstärker und den Aufnahmeraum. Nur die restlichen 20% kommen von der Aufnahme mit dem richtigen Mikrofon und den richtigen Einstellungen beim Gitarre abmischen. Mit Double Tracking sollte es dir sehr schnell und sehr einfach möglich sein, den beliebten Wall-Of-Guitar-Sound moderner Produktionen hinzubekommen.
- Parallele Kompression
- Verwendung eines Maximizers oder eines Limiters auf den Gitarrenspuren (saugt aber die letzte Dynamik heraus)
- Verwendung eines Kompressors
- Duplikat einer Gitarrenspur mit 5 ms Verzögerung und -6 dB abspielen
Jetzt wünsche ich dir viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren der Tricks und bin gespannt auf dein Feedback!
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