Patchbay
normalisiert, halb-normalisiert & durchverbunden
Von Carlos San Segundo
Patchbay – Die ultimative Kabel-Zentrale
Und lassen wir der Einfachheit halber mal den Staub und die Spinnweben beiseite. Wer von uns hat denn schon alle Kabel fein sortiert und mit Kabelbindern zu sinnvollen »Paketen« zusammengeschnürt im heimischen Tonstudio?
Und was ist denn mit der unendlichen Dunkelheit hinter den Racks? Selbst mit montieren Lampen passiert es hin und wieder, dass ich das falsche Kabel herausziehe und dann eine halbe Stunde lang versuche, das neue Problem zu beseitigen.
Nun, eine Patchbay ist DIE Lösung. Vorbei sind damit die unerwünschten Yoga-Übungen hinter den Racks. Eine Patchbay ist ein passives Stück Musik Equipment, das zumeist im 19″-Format daherkommt und mit einer Menge Buchsen auf Vorder- und Rückseite ausgestattet ist. Oftmals kommen diese Buchsen in zwei Reihen zu je 24, die sich über die gesamte Breite erstrecken.
PASSEND DAZU
- Patchkabel für die Musik – Worauf achten bei Gitarre, Synthesizer & Co.?
- Fritz Fey über die Verkabelung von Tonstudios
- Tascam US-20×20 Testbericht: Umfassendes Interface mit 8 Mic Preamps & digitalen I/O
- Boredbrain Patchulator 8000: Patchbay für 8 Kanäle
- 9 nützliche Helferlein, die jedes Tonstudio haben sollte
Und was macht eine Patchbay?
Die Grundidee ist, dass alle Audio-Ein- und Ausgänge deiner Hardware an die rückseitigen Buchsen der Patchbay angeschlossen werden. Diese Signale werden an die Buchsen an der Vorderseite geleitet, wo sie dir viel bequemer zur Verfügung stehen – wenn Du nun etwa den Ausgang eines bestimmten Geräts mit dem Eingang deines Audio Interfaces verbinden möchtest, kannst Du das mithilfe von kurzen Kabeln (sogenannten Patch-Kabeln) auf der Vorderseite der Patchbay machen – statt hinter dem Rack herumzuklettern und dir den Rücken zu verrenken.
Nun, das war die Kurzform der Erklärung. Jetzt gibt es noch einige weitere Tipps zur Verwendung einer Patchbay. Viele Tonstudios verwenden die obere Reihe zum Anschluss von Ausgängen an jedweder Hardware, während die untere Reihe normalerweise die Eingänge repräsentiert. Natürlich kannst Du das für dein Homerecording-Tonstudio auch umgekehrt machen, doch Eingänge und Ausgänge voneinander zu trennen wird dir die Arbeit mit der Patchbay vereinfachen.
Unterschiedliche Ausführungen einer Patchbay
Einige Modelle kommen mit normalisierten, halb-normalisierten und durchverbundener Funktionalität. Was das ist, erfährst Du im Folgenden. Es ist zwar keine Atomphysik, aber manchmal wissen das selbst Besitzer einer Patchbay nicht so recht. Zu tun hat das Ganze mit den Verbindungen auf der Platine bzw. der Verlötung der Buchsen.
1. Normalisiert
Bei normalisierter Arbeitsweise werden die oberen Buchsen auf der Rückseite direkt an die darunter befindlichen geroutet, wenn die entsprechenden Anschlüsse auf der Vorderseite nicht genutzt werden. Schließt Du beispielsweise ein anderes Gerät auf der Vorderseite an die unteren Buchsen an, so wird die Verbindung auf der Rückseite unterbrochen und nur das vorne angeschlossene Gerät wird an die unteren Buchsen der Rückseite weitergegeben.
Die Unterbrechung erfolgt bei beiden Buchsen auf der Vorderseite.
2. Halb-Normalisiert
Ganz ähnlich arbeitet die halb-normalisierte Patchbay, wobei in dieser Variante ein anliegendes Signal gedoppelt werden kann. Beispiel: Der hinten oben anliegende Preamp wird standardmäßig auf einen Eingang des Audio Interfaces (hinten, unten) geroutet. Auf der entsprechenden Buchse oben auf der Vorderseite kannst Du den Preamp ein weiteres Mal abgreifen (die Verbindung auf der Rückseite bleibt bestehen) und zu einem anderen Eingang routen. Damit kannst Du einen Kanal doppeln.
Möchtest Du die Verbindung auf der Rückseite dennoch trennen, so kannst Du einfach ein Patchkabel in die entsprechende Buchse auf der Vorderseite einstecken. Das zweite Ende kann dabei einfach ins Leere gehen.
Die Unterbrechung erfolgt nur auf der unteren Buchse der Vorderseite.
3. Durchverbunden (»Thru«)
Bei dieser Variante gibt es keine Geheimnisse. Buchsen oben und unten haben keine Verbindung und werden einfach von hinten nach vorne bzw. vice versa durchverbunden.
Fazit zur Patchbay
Ein Steckfeld ist natürlich nur für jene Studios sinnvoll, in denen mehr als nur eine kleine Handvoll Instrumente und Effektgeräte versammelt sind. Und insbesondere bei häufigem Equipment- Wechsel und/oder wenn Du mit verschiedenen Signalwegen (speziell bei vielen Effektgeräten und deren unterschiedlichen Möglichkeiten zur Verkettung) experimentieren willst, ist ein Patchbay Gold wert.
Wenn dir dieser Artikel geholfen hat, dann empfiehl uns doch bitte auf Twitter, Facebook oder in deinem Lieblingsforum weiter. Damit wir dir auch in Zukunft noch Profiwissen in einfachen Worten zu Homerecording und Tonstudio näherbringen können. Vielen Dank!